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Bereits zum dritten Mal wurde in Wiesbaden der Aktionstag One Billion Rising begangen. Am Mittwoch, 14. Februar, trafen sich Aktivistinnen und Aktivsten, aber auch zufällig vorbeikommende Passanten zu einem Dance & Speak In auf dem Platz vor dem Hauptbahnhof.
2018 oblag die Schirmherrschaft zum ersten Mal einer Frau. Christa Enders, Leiterin des Amts für Soziale Arbeit, war die Schirmfrau der diesjährigen Veranstaltung. Sie folgte damit Stefan Grütter, den Hessischen Minister für Soziales und Integration (2017) und Sven Gerich, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Wiesbaden (2016), die zuvor Schirmherren waren.
Christa Enders, die sich seit Jahren engagiert gegen Gewalt an Kindern einsetzt, stellte fest, dass auch in Wiesbaden Gewalt gegen Frauen und Kinder traurige Realität sei und sprach sich in ihrer Rede für ein gewaltfreies Miteinander aus.
Danach folgten Tanzeinlagen auf das Lied „Break the Chain“, auf das in über 170 Städten in Deutschland und über 200 Ländern weltweit getanzt wird, dann gab es erneut Redebeiträge.
Beeindruckend trug Razaw Akram die Rede einer Betroffenen auf Arabisch vor. Während viele der Anwesenden zunächst nur emotional verstanden, um was es ging, gab es von Anwesenden, die arabisch sprechen, bereits großen Zwischenapplaus. Erst im Anschluss an eine erneute Tanzeinlage hielt Sonja Hartmann die bewegende Rede auf Deutsch. Die Geschichte ergriff viele der Anwesenden tief. Der erste Teil der Rede war ein Brief einer betroffenen Frau, die ungeschönt Gewalt benannte und einen Dialog zwischen ihr und ihrem Vergewaltiger darbot. Der zweite Teil war ein Appell an die Männer „ob Bruder, Vater oder Liebhaber, sei eine schöne Ergänzung in meinem Leben.“
Angela Obst, Gleichstellungsbeauftragte bei der Nassauischen Sparkasse, führte gemeinsam mit Anika Nagel von Wildwasser Wiesbaden durch das Programm. Zwischen den Tanzeinlagen wurden Strophen des Liedes in unterschiedlichen Sprachen übersetzt. Die Psychologiestudentin Hourvash trug Zeilen auf Persisch vor, EVIM Be-welcome-Koordinator David Craig auf Englisch, EHAP-Familienberaterin Mascha Riyazi auf Russisch und Razaw Akram auf Arabisch.
Der Song „Break the Chain“ hat einen hohen Wiedererkennungswert und eine deutliche Aussage, nämlich dass die Kette der Gewalt an Frauen unterbrochen werden solle.
Trotz der lauten Kulisse war er, dank der technischen Unterstützung von Schoko Pro, für die Reisenden bereits bei der Ankunft am Bahnhof in Wiesbaden zu hören.
Und auch das Restaurant Chillers unterstütze die Aktion bereits zum zweiten Mal sehr gastfreundlich durch große Hilfe bei der logistischen Gestaltung vor Ort.
„Wir freuen uns besonders, dass auch so viele engagierte Frauen die Aktion privat unterstützen“, so Saskia Veit-Prang, Kommunale Frauenbeauftragte der Landeshauptstadt Wiesbaden. So halfen auch Brigitte Gerhard und Helga Zahmer gerne mit, schenkten den Tanzenden wärmenden Tee aus und hatten bereits im Vorfeld Herzen gebacken, die begeistert verzehrt wurden.
One Billion Rising ist in Wiesbaden mittlerweile fest etabliert. 2018 wurde die Aktion von engagierten Frauen aus Wiesbaden und Umgebung und zahlreichen Institutionen organisiert: BerufsWege für Frauen e.V., Frauen helfen Frauen e.V., das Haus für Frauen in Not des Diakonischen Werks Wiesbaden, Wildwasser Wiesbaden e.V., das Frauenhaus Nurdan-Eker und Beratungsstelle für Frauen der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Wiesbaden e.V. und das Kommunale Frauenreferat der Landeshauptstadt Wiesbaden, die Gleichstellungsbeauftragte der Nassauischen Sparkasse sowie die Arbeitsgemeinschaft der Wiesbadener Frauen- und Mädcheneinrichtungen, der Arbeitskreis Hilfe statt Gewalt, der Arbeitskreis Mädchenpolitik und der Arbeitskreis Prävention, Schutz und Hilfe bei häuslicher Gewalt.
Das Organisationsteam trifft sich bereits am 22. März wieder. Nicht nur um die Aktion 2018 auszuwerten, sondern auch, um schon in die Planung für 2019 zu gehen. Denn immer mehr Menschen erheben sich gegen Gewalt und setzen sich für das Thema ein, so dass die Veranstaltung aus Wiesbaden nicht mehr wegzudenken ist.
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Hintergrund von One Billion Rising:
One Billion Rising wurde von der New Yorker Künstlerin und Feministin Eve Ensler ins Leben gerufen. Weltweit widerfährt nach einer UN-Statistik jeder dritten Frau Misshandlung, körperliche oder sexuelle Gewalt. Jede dritte Frau entspricht einer Zahl von einer Milliarde - one billion.
Um der Empörung Ausdruck zu verleihen, wird One Billion Rising in über 200 Ländern, deutschlandweit in über 170 Städten, initiiert. "Der 14. Februar 2013 wird die Welt verändern. Der Tag wird vielmehr die Welt verändern, weil die Mobilisierung und die Vorbereitung darauf bereits einen Wind, eine energetische Welle angestoßen haben, die schon bestehende und neue Bemühungen für ein Ende von Gewalt gegen Frauen vorantreibt", sagt Eve Ensler, die Gründerin von V-Day.
One Billion Rising ist ein friedvoller Protest, der sich für Gleichberechtigung und Gewaltfreiheit einsetzt. Aus diesem Grund ist auch das Medium des Protests der Tanz. "Durch Tanzen nehmen wir Platz ein, und obwohl es keine feste Richtung hat, tun wir es gemeinsam. Tanz ist gefährlich, fröhlich, sexuell, heilig, störend und ansteckend und er bricht die Regeln. Es kann überall passieren, jederzeit mit jeder und jedem, und es ist kostenlos. Tanz verbindet uns und treibt uns, weiter zu gehen, und das ist der Grund, warum er im Zentrum von One Billion Rising ist.", so Eve Ensler.
Fotos: One Billion Rising Wiesbaden