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Die akute Brandgefahr ist an vielen Stellen in Wiesbaden gebannt und auch das Feuerwerk beim Schiersteiner Hafenfest kann stattfinden. Damit sind die gute Nachrichten allerdings bereits überbracht, denn das Gewitter, das am Freitagmittag gegen 14:00 Uhr mit Starkregen über die Landeshauptstadt hinweg zog, sorgte vielerorts für überschwemmte Straßen, Keller und Gebäude.
Der Regen kam mit so viel Macht, dass die ausgetrockneten Böden das Wasser an vielen Stellen gar nicht aufnehmen konnte. In wenigen Minuten waren die Abwasserkanäle vollgelaufen und das Wasser drückte zurück auf die Straße beziehungsweise in die Häuser, die keine Rückstauklappen zur Kanalisation hatten. In Nordenstadt bekam das zum Beispiel das Catering-Unternehmen „Theos Gastro“ zu spüren. „Das Wasser kam urplötzlich aus den Toiletten und den Waschbecken, in wenigen Minuten stand alles unter Wasser“ berichtet Seniorchef Theo Corves V. Falz-Fein. Zum Glück war das Wasser nicht verschmutzt, so dass wir in erster Linie nur aufwischen müssen.
Die Straße "Oberfeld" zwischen Nordenstadt und Erbenheim stand zwischendurch vollständig unter Wasser, denn die Regenmassen konnten von den trockenen Feldern nicht aufgenommen werden und rauschten über die Straße hinweg und ließ sie völlig verschlammt zurück.
Glück hatte der MS Holzmarkt, hier standen nur ein paar Pfützen im Laden. Kunden, die hektisch nach Schiebern gegen die Wassermassen suchten, konnten problemlos bedient werden.
Weniger glimpflich kam der Globus Markt davon. Geschäftsführer Heinz-Hermann Hammann erzählt: „Urplötzlich kam das Wasser aus allen Fugen im Boden. Das meiste sammelte sich an den tiefsten Punkten des Ladens. Zum Glück reagierten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schnell und so konnten wir rasch alles nach draußen schieben und aufwischen.“ Währenddessen ging der Verkauf fast ungestört weiter und auch der Ananasmann ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und versorgte die Kunden ungerührt mit frisch geschältem Obst.
Durch die Hanglage waren in Nordenstadt weitere Büro-, Geschäfts- und Privaträume betroffen. Entlang der Hunsrückstraße standen zahlreiche Keller unter Wasser. Schlimm getroffen hat es den kleinen Einrichtungsladen Carosomi. Inhaberin Judith Hammes hat ihr ganzes Lager im Keller des Hauses und dort stehen die Kisten alle im Wasser. Die nicht wasserfeste Ware dürfte wohl futsch sein.
Ein anderer Anlieger der Hunsrückstraße macht seinem Ärger Luft: „Das Problem ist doch bekannt, die Abwasserkanäle sind 30 Jahre alt und älter. Seitdem wurde oberhalb immer mehr gebaut, ohne das die Kanalisation angepasst wurde. Jetzt habe ich die Scheiße im wahrsten Sinne des Wortes im Keller stehen", empört er sich.
Auch in den Kellerräumen im Gemeindezentrum Hessenring war Wasser im Keller. Einige Abläufe waren in diesem Bereich durch Laub und Dreck verstopft, so dass eine Seenlandschaft rund um die Gebäude vorzufinden war.
Auch die Autobahn 3 war von den Folgen des Starkregens betroffen. Die Wassermassen drückten die Gullydeckel hoch auf die Fahrbahn. Zwischen Niedernhausen und Idstein musste der linke Fahrstreifen gesperrt werden, da die Deckel auf der Fahrbahn lagen. Aquaplaning machte den Streckenabschnitt extrem rutschig.
Überall war die Feuerwehr im Einsatz. Bis zum frühen Abend gingen über 100 Anrufe in der Leitstelle ein. Mehr als 30 Einsätze zählten die Verantwortlichen bis kurz nach 17:00 Uhr. Auch die Freiweilligen Wehren waren im Einsatz und unterstützten die Kollegen beziehungsweise besetzten die verwaisten Wachen.
Auch Wallau war mal wieder betroffen. In der "Burg" stand das Wasser knietief auf der Straße. Auch hier kam das Wasser so schnell, dass es vielen Fahrzeughaltern nicht gelang, ihre Autos rechtzeitig zu entfernen.
Übrigens, wussten Sie, dass Wasser im Keller kein Grund ist die Feuerwehr zu rufen? Sorgen Sie zunächst dafür den Strom auszuschalten (Sicherungskasten) und greifen Sie dann beherzt zu Eimer, Wischmopp und Schiebern – mehr macht die Feuerwehr auch nicht. Erreicht der Wasserstand zirka Steckdosenhöhe und das Entfernen der Wassermenge ist nur noch mit einer Pumpe möglich, ist der richtige Moment gekommen, die Feuerwehr um Hilfe zu bitten. Bitte beachten Sie, dass dabei Gebühren entstehen können.
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Fotos: Daniel Becker & Rudy Görgen