ANZEIGE
Der zweite Wettbewerbsabend des European Youth Circus begann mit der gleichen Frage, mit der der erste Abend endete: Wie soll die Jury sich zwischen derart hochkarätigen Darbietungen für einen oder eine Siegerin entscheiden?
Das Publikum wurde zu keiner Zeit enttäuscht und feierte die Artisten bereits bei ihrer coolen Begrüßungschoreografie zum Song „Zirkus“ von Mia. Übrigens ein Lied mit Ohrwurmqualitäten, wie einige Besucher bemerkten.
Der 22-jährige Zeejay eröffnete den Abend mit einer Jonglage Nummer. Die großen weißen Bälle rollten und hüpften wie an Fäden gezogen über seinen Körper, während der Tscheche sich wie ein Derwisch zur jazzig rockigen Musik bewegte. Bis zu sieben Bälle schaffte er nahezu mühelos in der Luft zu halten!
Die Schweizerin Nina Sugnaux zeigte einen erotisch, emotionalen „Tanz“ mit dem Trapez. Ihr bis in die Zehenspitzen gespannter Körper durchstach mit jeder Bewegung die Luft und spiegelte damit ihre unterschiedlichen Emotionen. Ihr folgte Azamat Aldanbaev, der in seiner Kontorsionsshow einen Gegenpol zur Nina Sugnaux setzte. Mit geschmeidigen Bewegungen, die den Anschein verliehen, als könne er seine Arme und Beine vollständig vom Rumpf lösen, versetzte er das Publikum in Erstaunen.
Geballte Erotik, gepaart mit Kraft und Spannung zeigte die 20-jährige Louisa Saphia Drgala. Als würden die Gesetze der Schwerkraft für sie nicht gelten, bewegte sie sich lasziv am Chinesischen Mast bis auf die Spitze. Die Deutsche studierte an der staatlichen Ballettschule und Schule für Artistik, Berlin und bekam die ersten stehenden Ovationen des Abends.
Die 13-jährige Valeriia Davydenko und ihre zwölfjährige Kollegin Anna Plutakhina, beide aus der Ukraine, rissen mit ihren Darbietungen das Publikum erneut von den Sitzen. Davydenko überzeugte mit ihrer zarten Erscheinung im Fach Equilibristik und ihrer filigranen Darstellung der unterschiedlichsten Figuren. Mal schlagen ihre Beine zart wie Schmetterlingsflügel, während sie sich – nur auf eine Hand gestützt, von rechts nach links neigt, mal springen sie auf wie eine Blüte, während sich ihr Körper in der Achse zu verschieben scheint.
Nicht weniger zart bewegte sich Anna Plutakhina mit den Lufttüchern. Aus ihrem "Nest" flog sie hochhinauf in die Circuskuppel, um sich danach sicher ins bodenlose fallen zu lassen. Zwei großartige Talente und sichere Aspiranten auf die vorderen Plätze, die vom Publikum mit frenetischem Applaus bedacht wurden.
Anna Bodi und Sophie Maria Alton zeigten mit ihren Partnern Artur Salem Hema und Zslot Peter Kevi eine sportliche Luftnummer am Fangstuhl (siehe hierzu unser Video auf Facebook), die 17 und 18 Jahre alten Ungarn sorgten mit ihrer präzisen Technik, kombiniert mit energievoller Musik für Momente voller packender Intensität.
Humorvoll, mit Slapstickeinlagen präsentierte der 25-jährige Jeromy Zwick seine 100 Jonglierbälle, die ihm – zum Vergnügen des Publikums – mit bis 80 Stundenkilometern, aus zwei Tennisballmaschinen um die Ohren flogen.
Spaß machte den Zuschauern auch die 13-jährige Vladyslava Naraieva aus der Ukraine. Wie ein Springteufelchen aus der Kiste zeigte sie auf humoristische und eindrucksvolle Weise die unterschiedlichen Formen der Equilibristik, die zu den Klängen von Leierkastenmusik an das Varieté vergangener Zeiten erinnerte.
Das Duo Skyline mit den beiden Luftakrobatinnen Anastasia Parkhomenko (22) und Elena Kharchenko (21) überzeugte mit ihrer schnellen und anmutigen Nummer an den Tüchern, mit denen sie zeitweise zu verschmelzen schienen.
Sander Boschma zeigte sein Können an den Strapaten. Der 25-jährige Niederländer perfektionierte seine Technik an der Fontys Acadeny für Circus and Performance in Tilburg, Niederlande. Das Resultat zeigte er an diesem Abend: Eine rhythmische Performance mit klaren und schwungvollen Bewegungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten.
Mit Jump`N`Roll, bot das Russische Trio mit Egor Kanashin (24), Anatolyi Sitnikov (24) und Aleksandr Beliakov einen mitreißenden Abschluss des wunderbaren Circusabends.
Das Publikum am Samstag, 27. Oktober, darf sich auf die ausgezeichneten Preisträger der beiden Wettbewerbsabende freuen.
P.S.: Sind Sie bei Facebook? Dann werden Sie Fan von Wiesbadenaktuell.de
Fotos: Daniel Becker