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Das Podium bei der Bürgerversammlung am 14. Dezember in Mainz-Kastel war gut besetzt. Neben Oberbürgermeister Sven Gerich waren unter anderem Roland Stöcklin, Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft Wiesbaden, Dr. Alexander Böhmer, Regierungsvizepräsident in Darmstadt und Christa Gabriel, Ortsvorsteherin von Mainz Kastel an seiner Seite.
Nach der Begrüßung durch Christa Gabriel, gab Dr. Böhmer zunächst einen kurzen Überblick über die Entwicklung der Flüchtlingszahlen in den vergangenen Monaten.
Demnach kommen aktuell 47,3 Prozent aus Syrien, gefolgt von 21,9 Prozent Afghanischer Herkunft. Weitere 12 Prozent kommen aus dem Irak und 4,9 Prozent aus dem Iran. Die verbleibenden, knapp 14 Prozent kommen aus afrikanischen Ländern und Pakistan. Der Anteil der Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien ist dabei stark rückläufig.
Damit hat sich die Zahl der Flüchtlinge gegenüber 2014 vervierfacht.
Mit Stand 11. Dezember waren in hessischen Erst- und Notunterkünften 10.364 Personen untergebracht. Hinzukommen die Flüchtlinge die nach gestelltem Asylantrag per Königsteiner-Schlüssel auf Städte und Gemeinden verteilt werden. Demnach liegt die Quote für Hessen bei 7,32 Prozent.
Weiterhin gab er einen kurzen Einblick über das Erstaufnahmeverfahren für Flüchtlinge und bat die Bevölkerung auch weiterhin um ihre aktive Mithilfe.
Wolfgang Werner, Leiter des Amts für Grundsicherung und Flüchtlinge berichtete, das zur Zeit 338 Menschen in zwei Gebäuden des Kastel-Housing untergebracht seien. Hinzukommen verschiedene Unterbringungen im Stadtgebiet von Wiesbaden. Sven Gerich übernahm im Anschluss die Verkündung der Unterbringung von weiteren 600 Flüchtlingen im Kastel-Housing. Hierfür werden in den kommenden Wochen vier weitere Gebäude auf dem Areal wieder in Stand gesetzt. Roland Stöcklin von der SEG zeigte mit einem Luftaufnahmebild, welche Gebäude betroffen sind. Zwei weitere Gebäude seien in einem so schlechten Zustand, dass eine kurzfristige Instandsetzung nicht möglich sei. Die 600 neuen Plätze sind für die Flüchtlinge gedacht, die in den kommenden Tagen beziehungsweise Wochen erwartet werden und für die zurzeit Turnhallen als Notunterkünfte vorbereitet werden. (Lesen Sie dazu auch die Berichte am Ende des Artikels.)
So mit Zahlen versorgt, hatten im Anschluss die anwesenden Bürgerinnen und Bürger Gelegenheit ihre Fragen zu stellen.
Viele der Fragenden zeigten sich besorgt über die große Zahl der zu erwartenden Flüchtlingen und beschäftigten sich mit dem Problem, ob und wie die Menschen zu integrieren seien. Hier war es den Verantwortlichen wichtig hervorzuheben, dass es sich bei den 600 Notaufnahmeplätzen um eine temporäre Belegung handelt. Die Verweildauer in der Erstaufnahmestelle beträgt je Flüchtling zwischen zwei und vier Monate. Perspektivisch werden die Gebäude, im Anschluss an die Flüchtlingsunterbringung, dem allgemeinen Wohnungsmarkt zur Verfügung gestellt. Roland Stöcklin betonte, dass er sich nach wie vor als Stadtentwickler und nicht als Flüchtlingsunterkunftersteller sieht.
Eine der häufigen Befürchtungen ist der Anstieg der Kriminalität. Auch hier werden die Verantwortlichen nicht müde zu versichern, dass nichts für solche immer wiederkehrenden Gerüchte spricht. Nach wie vor ist die Zahl der Gewalttaten gegen Asylbewerber und deren Unterbringungen der eigentliche Grund zur Besorgnis. Aus diesem Grund gibt es neben dem Schutz durch private Sicherheitsdienste auch die verstärkte Präsenz der Polizei.
Alle Verantwortlichen betonten, dass ihnen bewusst ist, was eine solche Menge Flüchtlinge für einen Stadtteil wie Kastel bedeutet. Leider konnte auch keiner der Zuständigen eine wie auch immer geartete Prognose über die zukünftige Entwicklung der Flüchtlingszahlen geben. Die zahlreich anwesenden ehrenamtlichen Helfer bekräftigten ihren Willen, mit der Situation irgendwie umzugehen.
Am kommenden Montag geht es für die Verantwortlichen in die nächste Runde. Dann werden Sie sich den Fragen der Anwohnerinnen und Anwohner rund um das Americanm Arms Hotel stellen.
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Fotos Petra Schumann