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Eine Fachjury, bestehend aus dem Kritiker und Herausgeber Michael Braun, dem Literaturkritiker Alf Mentzer sowie der Schriftstellerin Silke Scheuermann, hat sich einstimmig für die Preisträgerin entschieden. Ulrike Draesner erhält die Auszeichnung aus den Händen von Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz für ihren 2014 erschienenen Band „Subsong“ (Luchterhand Literaturverlag).
Das Buch beeindruckte die Jury durch seine spielerische Intellektualität. Die Autorin setze Laute und Vogelstimmen, kindliche Sprache und mütterliche Einlullgesänge ein, um wissenschaftlich und kulturell geformte Sprechweisen in anderen Texten zu grundieren. „Der meisterhaft komponierte Band lässt sich auch als einziges, langes Gedicht lesen, das auf verschiedenen Ebenen zeigt, was Sprache ist – und was sie sein kann“, so Silke Scheuermann.
Zudem zeichnet die Jury die 1985 in Berlin geborene Lyrikerin Rike Scheffler aus. Sie erhält für ihr Gedichtbuch „der rest ist resonanz“ (kookbooks Verlag) den mit 2.500 Euro dotierten „Orphil“-Debütpreis. „Rike Scheffler ist eine moderne Sappho mit Gitarre und Loopmaschine. Ihre Gedichte zelebrieren die kompositorische Einheit von Sprache, Musik und Gesang und entfalten sich als Text-Klang-Collagen von außerordentlicher Suggestivität“, so Michael Braun.
Preisverleihung mit musikalischer Untermalung
Beide Preise werden in Kooperation mit hr2-kultur am 9. Juni, im Literaturhaus Villa Clementine vergeben. Die musikalische Umrahmung der Preisverleihung übernimmt das „Contrast Trio“, bestehend aus Yuriy Sych (Klavier), Tim Roth (Bass) und Martin Standke (Schlagzeug), die Moderation erfolgt durch Alf Mentzer.
Vergeben wird der „Orphil“ alle zwei Jahre an Lyriker oder Lyrikerinnen, die mit ihrem Werk Stellung beziehen und sich politischen wie stilistischen Moden zu widersetzen wissen. Vor vier Jahren erhielt Ursula Krechel den Preis, vor zwei Jahren Karin Kiwus. Orphil nannte George Konell jene eisernen Gockel auf den Rathäusern Frankreichs, die für ihn das Lied des Sängers Orpheus und die Ideale der Französischen Revolution verkörperten. Gestiftet hat die Preise Ilse Konell, Witwe des 1991 verstorbenen Dichters George Konell, der viele Jahre seines Lebens in Wiesbaden verbrachte und am 6. Juni seinen 104. Geburtstag gefeiert hätte.
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Foto: Daniel Biskup