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Der demographische Wandel der Gesellschaft ist in aller Munde. Auch in Wiesbaden sind knapp 58.787 Bürgerinnen und Bürger mindestens 65 Jahre alt. Den Kommunen kommt in diesem Bereich eine wichtige Rolle zu, denn sie sind der Ort an dem Menschen leben und das Miteinander gestaltet wird. Dennoch ist die Verpflichtung zur Erbringung von Leistungen der Altenhilfe für Kommunen nach wie vor sehr wenig spezifisch und die Ausgestaltung hängt stark vom politischen Willen in den jeweiligen Kommunen ab.
„Obwohl es keine umfassende gesetzliche Verpflichtung gibt, ist die kommunale Altenarbeit in Wiesbaden breit aufgestellt“, betont Manjura. Das ist wichtig, denn Themen wie Altersarmut, Einsamkeit und auch Pflege- und Unterstützungsbedarf werden in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen, sowohl für das soziale Miteinander als auch die Frage wie altengerecht eine Kommune ist.
„Es ist erfreulich, dass die Landeshauptstadt schon in den frühen 80er Jahren so vorausschauend war und 1983 mit der ersten Beratungsstelle für selbständiges Leben im Alter den Grundstein gelegt hat“, so Manjura. Auch das breitgefächerte Angebot des “Freizeit- und Kulturprogramms“ und der Seniorentreffs beziehungsweise Treffpunkte Aktiv bestehe seit mehr als zwei Jahrzehnten.
Die Landeshauptstadt Wiesbaden hat als eine von wenigen Städten in Deutschland eine eigene Abteilung Altenarbeit im Amt für Soziale Arbeit. In dieser werden Leistungen und Angebote für ältere Menschen zusammengefasst und koordiniert. Hierzu zählen die Angebote der offenen Altenarbeit, die Beratungsstellen für selbständiges Leben im Alter, die Vermietung von Wohnungen in Altenwohnanlagen sowie die Geschäftsstelle der Netzwerke “Forum Demenz“ und “Geriatrisches Rehabilitationsnetzwerk Wiesbaden – GeReNet.Wi“.
Neben den städtischen Angeboten werden zudem Zuschüsse an unterschiedlichste Freie Träger gewährt, um ein breites Spektrum an Angeboten für ältere Menschen in Wiesbaden zu ermöglichen. Für die gute Zusammenarbeit, sowohl mit den städtischen Kolleginnen und Kollegen wie auch bei den Freien Trägern, bedankt sich Manjura herzlich.
„Die Arbeit war in den letzten Jahren natürlich stark von der Corona-Pandemie beeinflusst“, erinnert sich der Dezernent. „Ältere Menschen gehörten zu den besonders gefährdeten Gruppen und wir konnten und durften viele unserer Angebote nicht durchführen um Kontakte zu verringern“. Hier zahle sich die langjährige Erfahrung und hervorragende Netzwerkarbeit der Abteilung aus, berichtet Manjura. Schnell waren alternative Angebote für kleine Gruppen oder Einzelpersonen entwickelt und Beratungsgespräche wurden außerhalb der Wohnung durchgeführt.
Ferner konnten die Kolleginnen und Kollegen das Gesundheitsamt bei pandemie-bedingten Aufgaben, wie der Verteilung von Schutzmaterial und Tablets für Pflegeeinrichtungen oder der Koordination bei Ausbrüchen in den Einrichtungen, unterstützen.
Die Pandemie habe aber auch noch einmal verdeutlicht, wie wichtig gut funktionierende Angebote für ältere Menschen sind und dass diese nicht einfach wegbrechen dürfen. „Einsamkeit und ihre gesundheitlichen Folgen nehmen starken Einfluss auf die Lebensqualität und damit auch die Möglichkeit zum selbständigen Leben“, führt Manjura aus.
„Angesichts des Fachkräftemangels in Pflege- und Unterstützungsberufen sowie dem Mangel an stationären Pflegeplätzen wird aber gerade das immer wichtiger“.
„In den 26 stationären Pflegeeinrichtungen unserer Stadt wird Tag für Tag eine wertvolle wie wichtige Arbeit geleistet. Gerade während der Pandemie galt es, insbesondere die Pflegekräfte und damit gleichzeitig die Bewohnerinnen und Bewohner ganz besonders zu schützen“, spricht Manjura seinen Dank und seine Anerkennung aus. Das alleine reiche aber natürlich nicht aus.
Vielmehr brauche es auch ausreichend Personal und gute Arbeitsbedingungen. „Ich bedaure sehr, dass wir mit dem Ersatzneubau des Moritz-Lang-Haus noch nicht weiter fortgeschritten sind“, sagt Manjura, der als Aufsichtsratsvorsitzender für die Altenhilfe Wiesbaden und damit auch für das Moritz-Lang-Haus im Schelmengraben zuständig ist.
Eine qualitative Altenarbeit zeichne sich auch dadurch aus, dass Angebote und Maßnahmen an die sich verändernden Bedarfe der älteren Menschen ausgerichtet werden. Das betrifft neue Angebotsformate in den Treffpunkten Aktiv ebenso wie WLAN in den Gemeinschaftsräumen der Altenwohnanlagen. Auch neue Kooperationen, um die Menschen zu erreichen, die die Angebote benötigen, spielen eine wichtige Rolle. Besonders freut sich Manjura über den Erfolg der Kooperation zwischen den Beratungsstellen für selbständiges Leben im Alter und den Rettungsdiensten.
„Seit 2018 können die Rettungskräfte soziale Bedarfe an die Kolleginnen und Kollegen der Beratungsstellen für selbständiges Leben im Alter melden, die diese dann aufgreifen. Seitdem sind über 700 Meldungen bei uns eingegangen und haben dazu beigetragen unnötige Krankenhauseinweisungen zu verhindern“. Das Verfahren wurde im Jahr 2020 mit dem Theo und Friedl Schöller Preis ausgezeichnet.
„Wir sind in Wiesbaden im Bereich der Altenarbeit besser aufgestellt, als viele andere Städte“, fasst Manjura zusammen. „Gleichzeitig haben wir auch bewiesen, dass es sich lohnt. Zum Beispiel ist die Quote der Menschen, die mit Pflegebedarf in ihrer eigenen Wohnung leben können in der Landeshauptstadt deutlich höher als in Städten ohne Beratungsstellen für selbständiges Leben im Alter. Aber die Mitarbeitenden kommen an ihre Grenzen, denn die Personalausstattung ist im Gegensatz zur Anzahl der älteren Bevölkerung nicht mitgewachsen“.
Gleiches gelte auch für die Angebote der offenen Altenarbeit. „Es ist uns zwar gelungen, die Zuschüsse für Angebote der Freien Träger in den letzten Jahren zu erhöhen, beispielsweise beim KBS im Sauerland oder dem Volksbildungswerk Klarenthal. Angesichts der demographischen Entwicklung und der Zunahme von Vereinsamung in unserer Stadt ist dies aber auch weiterhin dringend geboten“, so Manjura abschließend.
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Symbolfoto: Canva