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Das Lust Magazin wollte es wissen und hat eine Studie in Auftrag gegeben. „Wie sexpositiv ist Deutschland?“ Entstanden ist ein Ranking der 50 sexpositivsten Städte. Wiesbaden belegt Platz 7.
Laut Studie ist der Begriff „sexpositiv“ nicht neu: „Bereits in den 1970er Jahren kam er in feministischen Diskussionen darüber auf, wie die Gesellschaft hin zu einem friedlichen, offenen und gleichberechtigten Zusammenleben gestaltet und verändert werden könnte.
Im 21. Jahrhundert hat der Begriff noch einmal neue Fahrt aufgenommen und ist endlich angekommen im gesellschaftlichen Diskurs über Gleichberechtigung und Sexualität.“
Bei 278.000 Einwohnerinnen und Einwohnern zählt die Sexpositivity-Studie in Wiesbaden drei Sex Shops, einen Swingerclub, ein Gay Pride Event und eine LGBT Bar.
Darüber hinaus gibt es zwei Organisationen, die sich um die sexuelle Gesundheit der Bevölkerung kümmern und zwei Ärztehäuser, die sich auf die Behandlung von sexuell übertragbaren Krankheiten spezialisiert haben.
Es gibt aber auch 15 Bordelle, 241 „Sexarbeiter“ und eine „Sexarbeit-Beratung“, also eine Stelle im Gesundheitsamt, die gesundheitliche Beratung nach dem Prostituierten-Schutzgesetz anbietet.
Das sind die Zahlen, die laut Studie das lustvolle Wiesbaden ausmachen.
Aber ist Prostitution wirklich positiv? Auch sonst wirft die Studie Fragen auf. Sie zählt Sexarbeiter, nicht Sexarbeiterinnen. Werden hier also wirklich Männer gezählt oder Sexarbeitende beider Geschlechter? Und was soll das eigentlich sein, ein:e Sexarbeitende:r? Eine Person, die sich aus Liebe zum Beruf prostituiert?
Die Wissenschaftlerin und Prostitutionsaussteigerin Huschke Mau vom Netzwerk Ella, das betroffenen Frauen beim Ausstieg hilft, sagt in Talkshows und bei Podiumsdiskussionen immer wieder:
„Frauen landen in der Prostitution, weil sie in Notlagen sind, keine Alternative sehen und Gewalterfahrungen mitbringen, die das Verhältnis zum eigenen Körper schwer gestört haben.“ Frauen, die in der Prostitution landen sind also schwer traumatisiert.
Und auch das sagt Huschke Mau immer wieder: Prostitution ist Gewalt, auch dann, wenn es nicht um Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution geht.
Selbst diejenigen Frauen, die sich angeblich freiwillig prostituieren, brauchen ganz einfach das Geld. Sie würden sich außerhalb ihres „Arbeitsplatzes“ niemals mit den Männern einlassen, von denen sie bezahlt werden.
Die Soziologin Manuela Schon und Saskia Veit-Prang, beide vom Kommunalen Frauenreferat der Stadt Wiesbaden, bauen gerade ein Netzwerk aus Justiz, Verwaltung und sozialen Trägern auf, das sich unter anderem die Aufgabe stellt, Zwangsprostitution in Wiesbaden zu bekämpfen. Schon und Veit-Prang sehen hier große Probleme.
Mit anderen Worten: eine Studie zur Sexpositiviät ist ein netter Gag, aber die Parameter der Studie sollten unbedingt überarbeitet werden.
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Foto: Pixabay / Permanentka