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Gebete kennen weder Grenzen noch Religionen, das beweist die aktuell Aktion der interkonfessionellen Kirche in Wiesbaden. „Der Friede Gottes sei mit Euch allen“, begrüßte der evangelische Ökumenepfarrer Andreas Günther die mehr als 80 Gläubigen verschiedener Konfessionen und Religionsgemeinschaften. „Mit diesem Friedensgruß in dieser oder abgewandelter Weise grüßen Christen, Juden und Muslime einander in ihrem jeweiligen Glauben, in ihrer jeweiligen Liturgie. Es ist der Gruß aus den Heiligen Schriften; gleich, ob hebräisch, schalom‘, griechisch, eirene‘, oder arabisch ,salam‘“, so Günther. Verankert sei dieser Gruß in allen drei großen Weltreligionen, die sich auf die Ureltern Abraham und Sara berufen.
Auch der evangelische Dekan Dr. Martin Mencke erklärte in seiner Ansprache während der Eröffnung: „Wie schön, wie segensreich, dass wir uns hier in Wiesbaden zusammentun, um über die Grenzen unserer verschiedenen Religionen um Frieden zu bitten. Und uns damit ein Band der Sehnsucht vereint, dass weiter reicht als das, was uns trennt.“ Doch er fragte auch anklagend: „Was ist es um uns Menschen, Gott, dass Friede nicht gelingt? Was ist es, das die Verheißung des Friedens nicht kräftiger hineinragt in unsere Zeit? Menschen gehen aufeinander los. Interessen werden gewahrt. Waffen sprechen. Religion wird instrumentalisiert und das Reden von Mensch zu Mensch ist nicht mehr.“
Gerechtigkeit, so Mencke, heiße nicht, auf dem eigenen Recht beharren, sondern das Recht des anderen zu suchen: „Das müssen wir lernen, das Recht des anderen zu suchen, im Kindergarten beim Streit um die Förmchen im Sandkasten, in den Familien, wenn alle ihr eigenes suchen, in unseren Nachbarschaften, im Verhältnis zu unseren europäischen Nachbarn, das müssen wir lernen für die Verteilung des Wohlstandes in unserer Welt.“ Seine Vision einer friedlichen Welt sei es, wenn immer mehr Menschen aus Liebe das Recht des jeweils anderen suchten: „Dann wird es soweit sein, dass Gerechtigkeit und Friede sich küssen.“
Als Symbol für den Frieden zündeten die Besucherinnen und Besucher in ökumenischer Verbundenheit auf den Treppen vor dem Altar in der Marktkirche eine Kerze an. Sie konnten außerdem ihrer Vision einer friedlichen Welt in einem Gästebuch Ausdruck verleihen. Das Gästebuch ist das verbindende Element der Gebetskette, in dem täglich Menschen, die am Gebet teilnehmen, schriftlich etwas hinterlassen können. Somit wächst das Gästebuch inhaltlich, außerdem wird es täglich persönlich von Gemeinde zu Gemeinde weitergereicht.
Die Idee zum wandernden Friedensgebet stammt von Ökumenepfarrer Andreas Günther: „Auch wenn es aktuell oft nicht so aussehen mag: Alle drei abrahamitischen Religionen mit ihren Konfessionen haben die Vision einer friedlichen Welt. Sich darauf zu besinnen – das ist die Idee der Gebetskette, deswegen wollen wir in Wiesbaden und Umland mit Menschen verschiedener Religionsgemeinschaften 46 Tage lang für Frieden in Stadt, Land und der Welt beten“, erklärt er.
Dabei stieß er bei den Christen in Wiesbaden, aber auch bei der jüdischen Gemeinde und den muslimischen Gemeinden sofort auf offene Ohren: Zwölf verschieden Konfessionen und drei verschiedene Religionen beteiligen sich – es wird an 46 verschiedenen Orten gebetet. Jeder – so die Idee – betet auf seine Weise und jeder ist bei dem Anderen willkommen – egal aus welcher Religionsgemeinschaft man kommt und zu welcher man geht.
Das Friedensgebet endet am Pfingstsamstag, 3. Juni, in der katholischen Kirche St. Johannes der Täufer in Walluf mit dem ökumenischen Taizé-Chor „Lumen Cordium“.
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Fotos: Andrea Wagenknecht/Ev. Dekanat Wiesbaden