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Der letzte Vortrag im Rahmen des Begleitprogramms zur Sonderausstellung „Industrie und Holocaust: Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz“ wird von dem Experten der Wiesbadener Nachkriegsgeschichte, Dr. des. Philipp Kratz, gehalten. Die internationale Wanderausstellung aus Erfurt thematisiert die Firmengeschichte von Topf & Söhne, einem normalen, mittelständischen Unternehmen, das während des Zweiten Weltkriegs mit der SS zusammenarbeitete. Verbrennungsöfen für Konzentrations- und Vernichtungslager sowie Be- und Entlüftungsanlagen für die Gaskammern wurden wie selbstverständlich mit in das Produktsortiment aufgenommen, gefertigt, geliefert und gewartet.
Schlüsseldokumente aus dem firmeneigenen Bestand, Akten der SS-Bauleitung sowie Verhörprotokolle aus Moskau zeichnen ein eindeutiges Bild der Zusammenarbeit. Die Motivationen der einzelnen beteiligten Akteure, die sich freiwillig zu Mitwissern und Mittätern gemacht haben, sind nicht immer eindeutig und werfen Fragen auf. Diesen nachzugehen, ist ein Ziel der Ausstellung.
Nach Ende der NS-Zeit entlasteten sich viele Deutsche damit, nichts von den Verbrechen gewusst zu haben. Auch der Geschäftsführer der Firma „Topf & Söhne“, Ernst Wolfgang Topf, nahm diese Apologie-Formel nach 1945 in Anspruch, um das Unternehmen in Wiesbaden wieder aufzubauen. Inwieweit ihm dies gelang, wie er dabei vorging und welche Auswirkung die Rede vom „Nichts-Gewusst-Habens“ auf die strafrechtliche Aufarbeitung der NS-Vergangenheit hatte, darüber wird Philipp Kratz in seinem Vortrag berichten.
Der gelernte Koch studierte Geschichte und Sozialwissenschaften in Bochum und Frankfurt am Main und wurde 2016 in Jena promoviert. Anfang 2019 wird seine Dissertation "Eine Stadt und die Schuld. Wiesbaden und die NS-Vergangenheit seit 1945" erscheinen.
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Was: Vortrag von Philipp Kratz„‘Davon habe ich nichts gewusst!‘ - Die Nachkriegskarriere Ernst Wolfgang Topfs in Wiesbaden“.
Wann: Dienstag, 15. Januar
Uhrzeit: 19:00 Uhr
Wo: Stadtmuseum am Markt
Eintritt
5 Euro, ermäßigt 3 Euro
Die Sonderausstellung ist noch bis zum 27. Januar im Stadtmuseum zu sehen.
Foto: Stadt Wiesbaden