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Die spannendste Frage nach dem ersten Wahlgang war für die Statistiker, wie es dem Kandidaten der SPD gelungen ist, sich vom negativen Bundestrend seiner Partei zu lösen und 10.000 Stimmen mehr als die SPD in Wiesbaden für sich zu verbuchen? Gert-Uwe Mende profitierte demnach besonders von den Wählern, die bei der Europawahl eine der kleineren Parteien gewählt hatten. Absolut waren das etwa 4.400 Stimmen. Fast so viele Wählerinnen und Wähler der GRÜNEN konnte Gert-Uwe Mende von sich überzeugen und sogar bei AfD-Wählern konnte er 1.400 Stimmen erzielen.
Eberhard Seidensticker profitiert relativ wenig von einem Stimmensplitting. Etwa 1.200 Stimmen kamen aus dem Kreis der AfD-Wähler-Wähler und rund 1.100 von den Wählern kleiner Parteien. Knapp 2.500 Wählerstimmen verlor der CDU-Kandidat an Sebastian Rutten von der FDP. Darüber hinaus bevorzugten 1.300 der Wähler, die sich bei der Europawahl für die CDU entschieden hatten, bei der Oberbürgermeisterwahl Gert-Uwe Mende.
Knackpunkt für beide Kandidaten ist die Mobilisierung ihrer Wähler. Eine erneute Wahlbeteiligung von über 50 Prozent gilt als unwahrscheinlich. Vor allem jüngere Wähler, von deren Stimmabgabe vor allem Gert-Uwe Mende profitiert hatte, werden weniger an die Urne gehen.
Eberhard Seidenstickers Wählerbasis liegt dagegen bei den älteren Wählerinnen und Wählern, die tendenziell aber häufiger zur Wahl gehen. Eine niedrigere Wahlbeteiligung könnte daher dem Kandidaten der CDU nützen. Entscheidend für die Stichwahl wird daher sein, inwieweit es Gert-Uwe Mende gelingt, erneut die jüngeren Wählerinnen und Wähler zu mobilisieren.
Die GRÜNEN Wähler sind keine sichere Bank für Mende. Dagegen könnte ein großes Potential für Eberhard Seidensticker in den vormaligen Wählern von Sebastian Rutten liegen, der bei der Hauptwahl 11.500 Stimmen gewinnen konnte, die Seidensticker gut gebrauchen kann.
Das Fazit der Statistiker lautet daher: Vieles wird vom Wahlkampf der beiden Protagonisten der nächsten Tage abhängen, von Positionierungen in wichtigen Themen der Stadtgesellschaft und natürlich auch von bundespolitischen Entwicklungen. Es wäre auch nicht das erste Mal, dass ein in der Hauptwahl unterlegener Kandidat in der Stichwahl triumphiert.
Wenn Sie tiefere Einblicke in die Wählerströme und die Methodik der Ermittlungen der Statistiker nehmen möchten, finden Sie hier die gesamte Auswertung.
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