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60 Jahre steht die Kreuzkirche jetzt in der Walkmühlanlage. In der zum Geburtstags-Gottesdienst rappelvollen Kirche kamen nicht nur zahlreiche Gemeindeglieder und Menschen aus dem Stadtteil zusammen, sondern auch Menschen, die hier einst Pfarrer waren, die hier geheiratet haben, getauft oder konfirmiert wurden. Neben Vertretern von Dekanat und Gesamtgemeinde zählte auch Stadtverordnetenvorsteherin Christa Gabriel zu den Festgästen.
Es war Ende April im Jahr 1957, als in den Walkmühltalanlagen der Eckstein der neuen Kreuzkirche gelegt wurde. Ein Jahr später, am 1. Juni 1958, weihte Propst zur Nieden dann das fertige Kirchengebäude und das Gemeindehaus ein. Pfarr- und Küsterhaus folgten. Die Gerüste am Glockenturm mit der Verbindung zur Kirche fielen 1960.
Die Gemeinde selbst ist allerdings schon viel älter. Sie ist, genauso wie die Lutherkirche, eine Tochter der Ringkirche. Die Kreuzkirchengemeinde ging im Frühjahr 1931 aus der Ringkirchengemeinde hervor, die zu groß geworden war. Das kirchliche Leben fand – bis das neue Gotteshaus gebaut war – deswegen auch zunächst im neu erbauten Gemeindehaus der Ringkirchengemeinde statt.
Dass in den vergangenen Jahrzehnten auch schon mal über den Abriss nachgedacht wurde, wusste der Vorsitzende des Dekanatssynodalvorstands, Eberhard Busch, zu berichten. „Ich gratuliere Ihnen allen und insbesondere dem Kirchenvorstand, dass es gelungen ist, die Kreuzkirchengemeinde für die Zukunft gut aufzustellen. Statt abzureißen, haben Sie umgebaut, sich von einem Teil des Grundstücks, des damaligen Gemeindehauses und Pfarrhauses verabschiedet. Oft wurde dabei miteinander gerungen. Das ist aller Ehren wert.“
Die Vorsitzende des Kirchenvorstands, Christa Graff-Kirchen, erklärte, dass es die unverwechselbaren Menschen seien, die diese Gemeinde prägen. Und sie ist überzeugt: „Durch Gottes Liebe werden wir schön. Und deswegen ist die Kreuzkirche mit ihrer Gemeinde die schönste der Welt.“ Um die Vielfalt und Schönheit bildlich auszudrücken, hatte sich die Kreuzkirchen-Kita eine besondere Aktion überlegt: Alle Gäste haben während des Festtages verschiedenartige Steine auf eine Glasscheibe geklebt. Am Ende ist ein buntes Mosaikfenster entstanden – so bunt wie die Gemeinde und so strahlend wie die Kirche.
Dekan Dr. Martin Mencke sprach in seiner Rede von der Kirchenmusik in der Kreuzkirche, die vielen Menschen eine Heimat ist und immer wieder von sich Reden macht. „Und es ist der ökumenische Puls, der von der Kreuzkirche mit der Schwesterkirche St. Elisabeth in die Stadt hineingeht, nicht nur evangelisch-katholisch, sondern in die ganze Welt.“
In seiner Predigt stellt er die Frage nach dem Kreuz und welchen Weg es uns weist, wohin es uns ausrichtet. „Das Kreuz, das Marterwerkzeug, ist kein Triumphzeichen, und so ist diese Kreuzkirche auch keine Triumphkirche, sondern eine Wegweisung, eine Ausrichtung, gebauter Glaube, steingewordene Hoffnung und Verkündigung.“
Bezugnehmend auf einen Vers im 2. Korintherbrief – "... denn meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit!" – weist Mencke auf diese merkwürdige Paradoxie von Kraft und Schwäche hin. „Ich werde mit dem Satz nicht fertig, kann die Paradoxie nicht auflösen, weil sie – einmal aufgelöst – falsch wird. Es heißt nicht: die Schwachen werden mächtig. Durch Gottes Gnade. Es heißt nicht: Umsturz. Die Schwachen sollen oben sitzen.“
Jesus selbst sei genau deshalb nicht wirklich ein Revolutionär, sondern arbeitete an einer Revolution der Denkungsart, der Ausrichtung der Menschen, so Mencke.
Es könne deswegen keine Triumphkirche geben, keine Herrschaft, keine Herrlichkeit in der Kirche – jedenfalls keine, die nicht diene. Die sich nicht dienstbar macht der Schwachheit.
„Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig‘ – diesen Zug Gottes nachvollziehen: das ist die Ausrichtung. Eine Ausrichtung, mit der wir als Einzelne und als Kirchengemeinde so schnell nicht fertig werden, weil wir Arme, weil wir Menschen in Schwachheit immer um uns haben werden. Es ist darum gerade in diesem Stadtteil mit vielen Starken und vielen Schwachen und in dieser Kirchengemeinde ein Geschenk, das die Kirche, diese Gemeinde sich mit ihrem Namen und ihrem Sein und Ziel so unter das Kreuz stellt, dass sie diesen Namen trägt.“
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Fotos: Evangelisches Dekanat