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Eine Stadt verändert: Bevölkerungszuwachs, neue Lebensgewohnheiten und Bedürfnisse der Bürger, andere Arbeitsbedingungen. Dazu gehört auch die Mobilität der Menschen.
Darauf reagiert die Stadt Wiesbaden mit einem neuen Verkehrsentwicklungsplan (VEP). Dieses Konzept definiert grundlegende Ziele für die Mobilität sowie den Verkehr und bildet damit die Leitlinie für die künftige Verkehrsentwicklung in der hessischen Landeshauptstadt.
Am Dienstag hat Verkehrsdezernent Andreas Kowol (Grüne) den “Verkehrsentwicklungsplan 2030“ vorgestellt. Dieser ermöglicht „einen sehr klaren Blick ins Jahr 2030“, sagte Kowol. Grund sind die umfassenden Datenerfassungen, aktuellen Erfahrungen sowie die digitalen Auswertmöglichkeiten.
Der letzte Verkehrsentwicklungsplan von 2005 prognostizierte eine sinkende Bevölkerungszahl und auch ein geringeres Arbeitsplatzangebot für Wiesbaden. Die Entwicklung trat zunächst ein, doch dann überholte die Realität die Prognose.
Die Bevölkerung in der hessischen Landeshauptstadt wuchs und auch die Arbeitsplätze stiegen stärken an als vermutet. Die Folge, immer mehr Menschen pendelten in die Stadt. 83% der nicht Wiesbadener kommen aktuelle mit dem Auto und gerade mal 15% nutzen dafür die Öffentlichen Verkehrsmittel. Die Wiesbadener selbst, nutzen zu 49% den Pkw, 15% den ÖPVN und 28% laufen. Gerade mal 8% schwingen sich auf das Fahrrad.
Das Straßennetzt ist in den vergangenen Jahre nicht im diesem Umfang mitgewachsen. Die Folgen spüren wir alle, besonders zur “Rush-Hour“ morgens und abends wälzt sich eine Blechlawine durch Wiesbaden und über den umliegenden Zubringer Straßen. Deshalb wurde Wiesbaden 2019 auch zur Stau-Landeshauptstadt.
Daran muss sich was dringend etwas ändern und das ist auch das angekündigte Ziel von Kowol. Mit 48 einzelnen Maßnahmen soll die Situation für alle Verkehrsteilnehmer verbessert werden. 12 davon fallen auf den individual, also Auto-Verkehr, acht Maßnahmen umfasst der ÖPVN sowie das Mobilitätsmanagement, sieben betreffen den Fußgänger- als auch der Radverkehr und jeweils drei Handlungsfelder beziehen sich auf den Ruhenden Kfz-Verkehr (Parken) sowie den Wirtschaftsverkehr.
Letzteres hat deutlich zugenommen. „Als das Vorgängerkonzept erarbeitet wurde, sei nicht absehbar gewesen, wie sich der Onlinehandel und mit ihm der Lieferverkehr entwickeln würde“, sagte Dr. Uwe Conrad, Abteilungsleiter Verkehrsplanung im Tiefbau- und Vermessungsamt. Er war an der Erstellung des Verkehrsentwicklungsplans beteiligt.
Wiesbaden wird weiter wachsen - vor allem die Stadtteile im Süden und Osten wie Kastel, Kostheim oder Erbenheim und Delkenheim, aber auch in Bierstadt. In die aktuellen Planungen ist der neue Stadtteil, der im Bereich Ostfeld/Kalkofen bereits eingeschlossen. Dieses Wohngebiet wird zukünftig rund 10.000 Menschen umfassen, die dort Leben und Arbeiten.
Die Stadt rechnet für 2030 mit gut 312.000 Bürgerinnen und Bürgern, die in Wiesbaden leben werden. Das sind rund 30.000 mehr als heute. Die wollen und werden alle mobil sein.
Damit das Mobilitätsnetzt mit der Bevölkerung wächst, soll der Verkehr im Zusammenhang mit der Stadtgestaltung und Stadtverträglichkeit weiterentwickelt werden, das ist das Ziel des Handlungskonzeptes.
Die Verkehrssysteme sollen intelligent vernetzt, funktions- und umweltgerecht eingesetzt werden. Diese bedeute, „nicht immer nur das Auto nutzen, auch mit dem Fahrrad kann man zum Bäcker oder auf die Arbeit fahren. Öffentliche Verkehrsmittel ergänzt die Mobilität und kurze Wege kann man auch zu Fuß zurücklegen“, betonte Dr. Conrad.
Conrad hat maßgeblich an dem Verkehrsentwicklungsplans 2030 gearbeitet. „Wir sind nachhaltig mobil!“, das ist das Oberziel. Mit vielen kleineren Pläne und größeren Vorhaben, sollt das erreicht werden. Dazu zählt die optimale Erreichbarkeit aller Einrichtungen durch ein leistungsfähiges Verkehrssystem sowie die Mobilitätschancen aller Bevölkerungsgruppen zu erhöhen. Ebenfalls ein Punkt ist die Verkehrssicherheit und das Sicherheitsgefühl, welches verbessert werden soll.
Der tägliche Pendlerverkehr muss effektiv abwickeln werden. Dazu soll unter anderem der Straßenraum anders aufgeteilt werden, zum Beispiel durch die Reduktion von Fahrspuren, gleichzeitig will man den Menschen eine umsteige Möglichkeit bieten.
Ganz wichtig ist dabei, dass alle Punkte mit dem Ziel der Umwelt- und Klimaverträglichkeit einhergehen sollen. Das bedeute auch, den ÖPNV, Rad- und Fußverkehr zu stärken, so Dr. Conrad.
„Die Stadt solle nicht vom Verkehr geprägt werden, der Verkehr muss sich heutzutage der Stadt anpassen“, betonte der Verkehrsplaner.
Einer der Strategien im öffentlichen Nahverkehr ist die geplante CityBahn. Diese ist allerdings umstritten. Die Bürger sollen über das Straßenbahnprojekt entscheiden. Wann, wird Anfang Juli in der Stadtverordnetenversammlung beraten.
Ein weitere verkehrlichen entlastungspunkt ist der Bau der Wallauer Spange im Bereich von Delkenheim. Dabei handelt es sich um einen Schienenabschnitt, der die Lücke zwischen Wiesbaden und dem Flughafen schließen soll.
Eine Veränderung im öffentlichen Nahverkehr würden zudem vielbefahrene Straßen wie den 1. Ring, die Biebricher Allee oder auch die Dotzheimer Straße entlasten, sagte Kowol.
Die weiteren Pläne werden wir in einem neuen Artikel in den nächsten Wochen vorstellen.
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