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Der Anteil der Unternehmen, die neue Mitarbeiter einstellen wollen, ist mit 22 Prozent spürbar höher als der Anteil der Unternehmen, die ihre Beschäftigtenzahl verringern wollen. Damit ist auch die Entwicklung auf dem Wiesbadener Arbeitsmarkt positv zu beweren – „die Zahl der Beschäftigten wird geringfügig steigen“, so Dr. Klaus Schröter, Chefvolkswirt der IHK Wiesbaden.
Als Barometer für die regionale Wirtschaftsentwicklung gilt der Konjunkturklima-Index, der Mittelwert zwischen der aktuellen Lagebeurteilung und den Erwartungen der Unternehmen. Nach einem Rekord-Hoch von 134 Punkten bei der Umfrage im Mai ist nun auf 124 Punkte gefallen. „Bei einem Wert von über 100 ist immer noch ein spürbares Wachstum zu erwarten“, erläutert Schröter. Er weist darauf hin, dass der Klimaindex in Hessen mit 116 deutlich niedriger ist. Das bestätige die Tendenz der vergangenen Jahre, dass die Wirtschaftsentwicklung in Wiesbaden immer etwas besser ist als in Hessen insgesamt.
Doch auch wenn das Wachstumsniveau rund um die Landeshauptstadt höher liegt als in Hessen und auch im gesamten Bundesgebiet, spiegelt sich auch in der Region Wiesbaden wider, dass die durchschnittlichen Wachstumsraten in Deutschland seit 1950 kontinuierlich zurückgegangen sind. „Das ist völlig normal“, betont Schröter. „Gleichbleibende prozentuale Wachstumsraten bedeuten exponentielles Wachstum, die Wirtschaftsleistung würde immer stärker zunehmen. Dafür sind weder in Deutschland noch weltweit die Ressourcen vorhanden.“
So sei die durchschnittliche Wachstumsrate von 8 Prozent in den 50er Jahren auf 0,9 Prozent im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends gesunken. Diese Tendenz wird sich fortsetzen, wie Schröters Berechnungen mit einer Zeitreihe des Bruttoinlandsprodukts seit 1950 zeigen. Demnach wäre ein durchschnittliches Wachstum von 0,5 Prozent pro Jahr in den kommenden Jahren völlig normal. Wenn sich die derzeitige Tendenz fortsetzt, wäre ungefähr im Jahr 2025 damit zu rechnen, dass unsere Wirtschaftsleistung nicht mehr zunimmt. Anlass zur Sorge müsse das aber nicht zwingend sein: „Bei schrumpfender Bevölkerung führt selbst ein ‚Nullwachstum‘ zu steigendem Wohlstand“, erläutert Schröter. Ein Blick auf die absolute Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts verdeutlicht das.
Ob die Entwicklung tatsächlich so verlaufen wird, hängt von vielen Faktoren ab. Deutlich steigende Zuwanderung aus dem Ausland, wesentliche Fortschritte bei der Automatisierung oder wachsender Welthandel durch den Abbau von Handelshemmnissen könnten den Trend der fallenden Wachstumsraten verlangsamen, weitere Krisen im Euro-Raum oder zunehmende weltweite Konflikte könnten die Tendenz verstärken. Vor diesem Hintergrund sieht Schröter das erwartete Wachstum von 1,2 Prozent in Deutschland und vermutlich etwas mehr im Bezirk der IHK Wiesbaden als ausgesprochen erfreulich an. „Bezüglich der Wachstumsrate besteht überhaupt kein Anlass zur Sorge.“
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Foto / Grafik: IHK Wiesbaden