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Eine 23-jährige Frau liegt leblos in einem Zimmer in der Wiesbadener Asylbewerberunterkunft in der Mainzer Straße 166. Ein Bewohner der Einrichtung entdeckt sie um kurz nach 12:00 Uhr mittags. Wenig später trifft der Rettungsdienst ein. Der Notarzt und Sanitäter stellen Schnitt-, Stichverletzungen sowie den Tod der Frau, die aus Eritrea stammt, fest. Die Spurenlage spricht für ein Verbrechen.
Auch wenn die Hintergründe der Tat noch weitgehend unbekannt sind, gehen die Ermittler von keinem fremdenfeindlichen oder rassistischen Hintergrund aus. Staatsschutzbezogene Ermittlungen wurden trotzdem einbezogen, „das ist bei so einer Ausgangslage ganz normales Vorgehen“, erklärt Andreas Hemmes von der Polizei.
Nach den ersten Erkenntnissen deute alles auf eine Beziehungstat hin. Mehr könne und wolle man jetzt noch nicht sagen. Die Ermittlungen werden von der eigens eingerichteten Sonderkommission im Präsidium Westhessen geleitet und koordiniert.
Den ganzen Nachmittag über wurden umfangreiche Ermittlungen am Tatort und im Umfeld durchgeführt. Das Grundstück war mit Absperrband gesichert und rund herum standen Polizisten.
Nachdem Wiesbadens Bürgermeister und Sozialdezernent Arno Goßmann die Nachricht erhält fackelt er nicht lange. Sofort fährt er zum Tatort und verschafft sich vor Ort einen persönlichen Eindruck. Im Gespräch mit Wiesbadenaktuell.de sagt er, dass er von der Tat zutiefst betroffen sei. Seitdem sich die Flüchtlingsunterkunft in dem ehemaligen Hotel in der Mainzer Straße befinde, habe es so etwas nicht gegeben. Mal kleinere Rangeleien und "normale Auseinandersetzungen" die gab es dort schon mal.
„In den zurückliegenden Wochen war die Stimmung in der Unterkunft sehr gut. Es gab keinerlei Anzeichen für Konflikte oder Aggressionen - weder zwischen den Flüchtlingen noch durch Dritte. Erst vor kurzem wurde ein sehr schönes Sommerfest gefeiert. Wir wissen bisher nicht genau passiert ist, und hoffen auf Aufklärung durch die Polizei“, so Goßmann.
„Die Flüchtlinge haben alles zurückgelassen, kommen in ein fremdes Land und sind zunächst schwierigen Bedingungen ausgesetzt. Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um die Situation für unsere Wiesbadener Flüchtlinge so erträglich wie möglich zu machen und zeigen ihnen, dass sie hier bei uns willkommen sind“, betonen der Oberbürgermeister und der Bürgermeister.
Am frühen Abend rückte das THW Wiesbaden, mit einem Gerätewagen der Logistikeinheit (MzKW) zu der Asylbewerberunterkunft an. Die Großraummülltonnen auf der Rückseite des Gebäudes wurden sichergestellt und auf dem Lastwagen verladen. Die Kriminalpolizei vermutet in den Tonnen das Tatwerkzeug oder weitere Beweise.
Ob die Polizei schon eine Spur zu dem Täter oder ihn vielleicht sogar schon festgenommen hat, wollte sie bis zum Abend nicht bestätigen. Fest steht, das ein Großteil der Bewohner von der Polizei befragt und überprüft wurden. Ein Großaufgebot an Einsatzkräften sicherte die Unterkunft.
Bei der Flüchtlingsunterkunft in der Mainzer Straße handelt es sich um ein dreigeschossiges Haus das seit Mitte der 90er als Asylbewerberheim genutzt wird. Nach Angaben der Ermittler sind dort aktuell rund 260 Bewohner unterschiedlicher Nationalitäten untergebracht.
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Fotos: Daniel Becker