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Im Dezember sind in Deutschland außergewöhnlich viele Menschen verstorben – das zeigen die Ergebnisse einer Sonderauswertung der vorläufigen Sterbefallzahlen des Statistischen Bundesamtes. Bereits im November lagen die Sterbefallzahlen nach aktuellem Stand 12 % über dem Durchschnitt der vier Vorjahre.
Wie die Behörde mit Sitz in Wiesbaden mitteilt, starben mindestens 106.607 Menschen im letzten Monat des Jahres 2020 und somit 24.038 (29 %) mehr Menschen, als in den Jahren 2016 bis 2019 durchschnittlich im Dezember verstorben waren. Das Robert Koch-Institut registrierte für Dezember 2020 insgesamt 20.043 Todesfälle von Personen, die zuvor laborbestätigt an COVID-19 erkrankt waren.
Mehr als 100.000 Sterbefälle in einem Dezember hatte es zuletzt im Jahr 1969 im Zuge der Hong-Kong-Grippe gegeben.
Besonders auffällig ist die Entwicklung der Sterbefallzahlen weiterhin in Sachsen. Schon im November waren die Sterbefallzahlen hier deutlich erhöht (+39 %). Im Dezember hat sich die Zahl der Sterbefälle bezogen auf den Durchschnittswert der vier Vorjahre mehr als verdoppelt (+103 % oder 4.999 Fälle).
In Brandenburg (+48 % oder 1.353 Fälle), Thüringen (+42 % oder 1.085 Fälle), Bayern (+33 % oder 3.927 Fälle) und Sachsen-Anhalt (+32 % oder 918 Fälle) lag die Zahl der Sterbefälle im Dezember 2020 ebenfalls mindestens 30 % über dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019. In Hessen waren es +33 % oder 1.912 Fälle über dem Durchschnitt der vier Vorjahre.
Mit Blick auf das gesamte Jahr 2020 waren der Verlauf der Sterbefallzahlen von verschiedenen Sonderentwicklungen geprägt.
In den ersten drei Monaten des Jahres lagen die Sterbefallzahlen unter dem Durchschnitt der vier Vorjahre. In der typischen Grippezeit am Jahresanfang waren die Sterbefallzahlen nicht so stark angestiegen wie in den Jahren 2017 oder 2018, als die Auswirkungen der Grippewellen vergleichsweise deutlich waren.
Im gesamten April lag die Zahl der Gestorbenen dann 10 % über dem Durchschnitt der Vorjahre. Gleichzeitig war ein Anstieg der COVID-19-Todesfälle zu beobachten. Als diese zurückgingen, bewegten sich ab Mai auch die Sterbefallzahlen etwa auf dem durchschnittlichen Niveau der Vorjahre.
Im August waren sie wieder erhöht. Dieser Effekt tritt im Sommer häufig auf und ging auch in diesem Jahr offenbar auf eine Hitzeperiode zurück. Auch im September waren die Zahlen noch leicht erhöht. Die Differenz der Sterbefallzahlen zum Durchschnitt der Vorjahre ist dann ab Mitte Oktober erneut angewachsen. Die Zahl der Todesfälle von Personen, die zuvor laborbestätigt an COVID-19 erkrankt waren, stieg zeitgleich an.
Für das Jahr 2020 wurden von den Standesämtern bislang 982.489 Sterbefälle an die amtliche Statistik übermittelt. Gegenüber 2019 ist die Zahl der Sterbefälle damit um mindestens 42.969 (5 %) gestiegen.
Die gestiegenen Sterbefallzahlen im Jahr 2020 sind größtenteils auf eine Zunahme von Sterbefällen in der Altersgruppe der ab 80-Jährigen zurückzuführen.
Insgesamt starben mindestens 576.646 Personen in dieser Altersgruppe und somit 41.152 Fälle (+8 %) im Vergleich zu 2019. Die Zahl der ab 80-Jährigen dürfte im Laufe des Jahres nach Ergebnissen der Bevölkerungsvorausberechnung um etwa 4 bis 5 % zugenommen haben. Die Sterbefallzahlen der unter 80-Jährigen liegen etwa auf dem Vorjahresniveau (+1 817 Fälle).
Für die Sonderauswertung der Sterbefallzahlen werden die bei den Standesämtern erfassten Sterbefälle dem Durchschnitt der vier Vorjahre gegenübergestellt. Woran die Menschen wie häufig gestorben sind, erfasst die Statisktik nicht.
Der Anstieg der Sterbezahlen in 2020 um 5 % ist zum Teil auf kalendarische sowie demografische Aspekte zurückzuführen, teilt das Statistische Bundesamt mit. 2020 war ein Schaltjahr, sodass sich durch den zusätzlichen Tag ein Anstieg um etwa 3.000 Fälle gegenüber dem Vorjahr ergibt. Wenn man außerdem den bisherigen Trend zu einer steigenden Lebenserwartung und die absehbaren Verschiebungen in der Altersstruktur der Bevölkerung berücksichtigt, wäre ohne Sonderentwicklungen ein Anstieg um etwa 1 bis 2 % für das Jahr 2020 zu erwarten gewesen.
Laut einer Studie des Statistischen Bundesamtes legt die zeitweise Erhöhung der Sterbefallzahlen aber einen Zusammenhang mit der Pandemie nahe. Allerdings können die Sterbefallzahlen auch durch Todesfälle erhöht werden, die nur indirekt mit der Pandemie in Verbindung stehen.
Außerdem können die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie neben der Vermeidung von COVID-19-Todesfällen auch dafür gesorgt haben, dass weniger Sterbefälle durch andere Infektionskrankheiten wie beispielsweise die Grippe verursacht werden, was sich ebenfalls auf die Differenz zum Durchschnitt auswirkt. Rückgänge oder Anstiege bei anderen Todesursachen können ebenfalls einen Effekt auf die gesamten Sterbefallzahlen haben.
Anstieg der Sterbefallzahlen in anderen europäischen Ländern noch deutlicher
Im europäischen Vergleich sind die Sterbefallzahlen in einigen anderen Ländern 2020 deutlicher angestiegen als in Deutschland.
Das Statistische Amt Belgiens (Statbel) berichtet von einem Anstieg der Sterbefälle um 17 % im Vergleich zum Vorjahr (etwa +18.000 Fälle). Für England und Wales gibt das Office for National Statistics (ONS) derzeit einen Anstieg der Sterbefälle um etwa 15 % im Vergleich zum Vorjahr an (+77 000 Fälle), was dem zweithöchsten Anstieg von Sterbefallzahlen seit 1940 entspricht. Die Sterbefallzahlen in Schweden sind nach derzeitigem Stand im Vergleich zum Vorjahr um 11 % oder etwa 9.300 Fälle gestiegen. Statistik Austria meldet einen Zuwachs der Sterbefallzahlen im Vergleich zum Durchschnitt der letzten fünf Jahre um etwa 11 % oder 9.000 Fälle. Das nationale Statistische Amt Frankreichs (Insee) berichtet von 7 % erhöhten Sterbefallzahlen im Vergleich zum Vorjahr (+ etwa 45.000 Fälle). Die Europäische Statistikbehörde Eurostat hat für viele europäische Länder insbesondere im Frühjahr und im Herbst erhöhte Sterbefallzahlen festgestellt.
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