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Knapp zwei Wochen nach der letzten Abseil-Aktion von Klimaaktivisten auf der Autobahn 3 zwischen Bad Camberg und Idstein, bei dem sich am Stauende ein schwerer Unfall ereignete, starteten Ausbaugegner der A49 am Montag, 26. Oktober, die gleiche Aktion erneut. Mitten im Berufsverkehr seilten sich um etwa 6:45 Uhr mehrere Personen von der Fußgängerbrücke zwischen Wallau und dem Gewerbegebiet ab. Zuvor hängten sie noch Banner an das Geländer, auf denen “Wald statt Asphalt – Verkehrswende JETZT“ und “Wer hat uns verraten Grüne Bürokraten – Jetzt austreten“ stand.
Die Polizei reagierte sofort und sperrte die A3 zwischen dem Wiesbadener Kreuz und Niedernhausen in beide Richtungen.
Zeitgleich seilten sich weitere Aktivisten von einer Autobahnbrücke auf der A5 zwischen dem Frankfurter Kreuz und dem Neu-Isenburger Stadtteil Zeppelinheim ab. Auch hier mussten die Fahrbahnen voll gesperrt werden.
Zu einer dritten Aktion kam es auf der A661 in Höhe Offenbach-Kaiserlei. Dort seilten sich ebenfalls Ausbaugegner der A49 von einer Brücke ab. Die Polizei sperrte auch hier die Autobahn voll. Durch den verursachten Stau ereigneten sich zwei Auffahrunfälle mit mehreren Fahrzeugen.
Zwischenzeitlich trafen mehrere Streifen und Polizisten an der Fußgängerbrücke bei Wallau ein. Die Beamten nahmen mit den Demonstranten Kontakt auf. Sie ließen sich nicht davon überzeugen, die Aktion aufzugeben. So wurden Spezialkräfte vom SEK aus Frankfurt angefordert.
Mittlerweile wuchs das Verkehrschaos in Bereich von Wiesbaden. Auch auf der A66 stauten sich mittlerweile Lkw und Autos auf mehreren Kilometern. Die umliegenden Land- und Kreisstraßen der Ortschaften wurden von den Verkehrsteilnehmern als Ausweichrouten genutzt. Diese waren ebenfalls überlaufen.
Ein Polizeihubschrauber kreiste über dem Einsatzort und flog die A3 vom Wiesbadener Kreuz bis in Richtung Idstein ab. Die Beamten befürchteten, dass eventuell weitere Aktivisten zusätzliche Störaktionen auf der Autobahn planen könnten.
Nachdem sich die Polizei vergewissert hatte, dass sich keine weiteren Aktivisten auf dem Teilabschnitt der Autobahn aufhielten und keine weitere Blockade planten, wurde die A3 um 11:00 Uhr wieder für den Verkehr freigegeben.
Die SEK-Kräfte, die ebenfalls im Abseilen geschult sind, holten die Umwelt-Aktivsten von der Brücke. Anschließend wurden sie in Gewahrsam genommen. Für sie ging es zur Polizeistation nach Wiesbaden, wo die Identität der Personen festgestellt wurde. „Gegen die Umweltschützer wird nun unter anderem wegen des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und Wiederstand ermittelt. Darüber wird die Staatsanwaltschaft entscheiden“, erklärte Jörg Künstler, Kriminalhauptkommissar und Pressesprecher der Polizei.
Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) verurteilt die Blockaden: „Diese konzertierte Aktion hat nichts mit friedlichem Protest gegen den Lückenschluss der A49 zu tun. Das ist ein gezielter Angriff auf die Infrastruktur in unserem Land.“
Weiter Reaktionen kamen aus der Wirtschaft: „Wir sehen mit Sorge, dass der Protest zunehmend in weitere Teile der Wirtschaft und des Verkehrs eingreift. Damit schaden diese Aktionen dem Wirtschaftsstandort Hessen“, sagte Robert Lippmann, Geschäftsführer des Hessischen Industrie- und Handelskammertages (HIHK).
Der Kampf um den Dannenröder Forst zwischen Homberg (Ohm) und Stadtallendorf geht jetzt schon fast zwei Jahre. Dort hat die hessische Landesregierung beschlossen, die A49 weiter auszubauen. Diese soll Kassel mit Gießen verbinden. Dafür sollen rund 85 Hektar Waldfläche gerodet werden, davon 27 Hektar im Dannenröder Forst.
Der Wald ist in Privatbesitz und nach Angaben von Hubertus Bieneck, dem Betriebsleiter der Wald-Eigentümergemeinschaft Schenck zu Schweinsberg, rund 1.000 Hektar groß.
Umwelt- und Klimaschützer halten das Autobahn-Projekt für überholt, weil es einer Verkehrswende entgegenstehe. Außerdem würde dadurch eine Fläche von insgesamt 123 Hektar mit Asphalt versiegelt. Befürworter erhoffen sich dagegen weniger Verkehrslärm in den umliegenden Ortschaften und Dörfer, kürzere Wege für Pendler und eine direktere Anbindung ans Straßennetz für die Unternehmen.
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