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Nach rund drei Monaten im Ausnahmezustand schien der Erreger fast schon eingedämmt. Die Zahl der gemeldeten Corona-Infektionen sank bis Anfang Juli auf nur noch 300 bis 500 pro Tag in Deutschland. Doch nun steigen sie wieder rapide an. So wurden dem Robert-Koch-Institut am Montag 693 Fälle gemeldet, am Samstag waren es 657.
Am Dienstag schlug der RKI-Präsident Lothar Wieler Alarm: „Wir sind mitten in einer sich rasant entwickelnden Pandemie. Wir wissen nicht, ob es der Beginn einer möglichen 2. Welle ist, aber das könnte er sein.“ Derzeit streiten sich die Experten, ob tatsächlich schon die 2. Welle heranrollt.
Denn die gestiegenen Fallzahlen gehen nicht nur auf die Lockerungen der Corona-Maßnahmen zurück. Ein Grund ist auch, dass einfach mehr getestet wird. Denn von Mitte Juni bis Mitte Juli stieg der Zahl der wöchentlichen Tests von rund 384.000 auf dann über 530.000 an.
Und es stecken sich mittlerweile auch immer mehr junge Menschen mit dem Virus an, diese gehören aber per Definition nicht zu der Risikogruppe. Im April, auf dem Höhepunkt der Pandemie, lag das Durchschnittsalter der Infizierten bei über 50 Jahre, nun liegt es bei 36 Jahren.
Die Bundesregierung, aber auch RKI-Präsident Wielerg haben Sorge, dass viele Urlaubs-Rückkehrer das Virus mitbringen und das volle Kneipen, Gaststätten und Freibäder der Pandemie neuen Schub geben. Doch über wichtige Fragen wird derzeit gestritten. Wer bezahlt die angeordneten Tests für Rückkehrer und wird der Test verpflichtend für alle Reise-Rückkehrer?
Während Gesundheitsminister Jens Spahn den Abstrich für Reise-Rückkehrer kostenlos machen lassen will, gibt es bei anderen Politikern heftigen Widerspruch. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann sagte dazu: „Wer in ein Risikogebiet reist, sollte zukünftig auch für Testkosten aufkommen. Die Gesundheitsministerkonferenz hat daher auch eine entsprechende Umlage auf die Flugtickets einstimmig beschlossen.“
Hessens Gesundheitsminister Kai Klose sagte dazu, der weitere Weg durch die Pandemie hänge davon ab, dass Einzelne ihre Eigenverantwortung für sich und die Gemeinschaft wahrnähmen. Entsprechend habe er zwar Verständnis, wenn gefordert werde, Reisende aus Risikogebieten sollten die Kosten für einen Corona-Test zumindest teilweise selbst übernehmen. "Auf der anderen Seite steht unser gemeinschaftliches Interesse, möglichst keine Infektionsherde neu im Land zu haben."
Auf dem Flughafen Frankfurt gibt es seit Mittwoch ein neues Testzentrums für Reiserückkehrer aus Risikogebieten, in dem der Abstrich kostenlos durchgeführt wird.
Die Zahl der offiziell registrierten Infektionen mit dem Coronavirus in der Bundesrepublik ist nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität auf 208.160 (Stand 29. Juli, 18:30 Uhr) gestiegen. Das sind 686 mehr als am Vorabend. Diese niedrige Neuinfektionszahl liegt sehr wahrscheinlich mit einem Meldeverzug vom Wochenende zusammen.
Die Zahl der nachweislich Genesenen liegt nach Angaben des Robert-Koch-Instituts bei etwa 191.300. Das sind rund 500 mehr als am Dienstag.
Bei den Sterbefällen zeichnet sich in der Gesamttendenz eine deutliche Bewegung nach unten ab. Die schwersten Wochen, in denen zeitweise mehr als 200 Todesfälle pro Tag gemeldet wurden, liegen weit hinter uns. In den vergangenen rund zehn Wochen waren es niedrige zwei- oder einstellige Werte.
Insgesamt sind in Deutschland im Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion bis Dienstagabend 9.133 Menschen gestorben. Fünf neue Todesfälle sind in den vergangenen 24 Stunden hinzugekommen.
Wenn man die Zahl der Genesenen und der Verstorbenen von der Zahl der positiv auf Civid-19 Getesteten abzieht, so ergeben sich die aktiven Fälle - also die Zahl der Personen, die aktuell an der Infektion leiden. Diese liegt bei rund 7.727.
Zahlen aus Deutschland im Überblick:
Die vom Robert-Koch-Institut (RKI) geschätzten Ansteckungsraten (Reproduktionszahl R) signalisieren aktuell nur eine minimale Dynamik bei der Virus-Ausbreitung in Deutschland.
Die einfache Ansteckungsrate (4-Tage-R) liegt am Dienstagabend (28. Juli) bei 1,25. In der Logik der Virologen bedeutet ein R-Niveau von 1,25, dass 100 Infizierte im Schnitt 125 weitere Menschen anstecken.
Das RKI hat Mitte Mai eine ergänzende Kennzahl veröffentlicht. Dieser sogenannte 7-Tage-R-Wert ist robuster gegen kurzfristige Ausschläge. Dabei handelt es sich um einen nach ähnlicher Methode und anhand derselben Datengrundlage ermittelten Schätzwert, der sich allerdings im Unterschied zum Vorgänger auf Fallzahlen aus einem längeren Zeitraum stützt.
Das neue R sei daher, heißt es, weniger anfällig für tagesaktuelle Schwankungen. Tatsächlich fallen die Bewegungen beim 7-Tage-R etwas moderater aus. Dieser neue Indikator zur Ansteckungsrate liegt laut RKI bei 1,01 (Stand: 28. Juli). Damit liegen beiden Kennziffern zur Ansteckungsrate über der kritischen Marke von 1,0.
Die Zahl der bestätigten Neuinfektionen mit dem Coronavirus ist von Dienstag auf Mittwoch in Hessen um 63 gestiegen. Die Gesamtzahl der an oder mit Covid-19 Gestorbenen in Hessen erhöhte sich nicht und liegt damit weiter bei 518.
Seit Beginn der Corona-Pandemie wurden in Hessen insgesamt 11.806 Ansteckungen mit dem neuartigen Lungenvirus gezählt.
Das RKI geht für Hessen davon aus, dass etwa 89% der Corona-Patienten als genesen gelten. Das sind circa 10.800 Personen. Somit ist die Zahl der Infizierten auf rund 488 Personen gestiegen.
Zahlen aus Hessen im Überblick:
Einen großen Anstieg an Neuinfektionen mit dem Coronavirus musste das Gesundheitsamt Wiesbaden in den letzten 24 Stunden verzeichnen. Zwölf Covid-19-Test fielen positiv aus. Damit steigt die Gesamtzahl in der hessischen Landeshauptstadt auf 538.
Laut RKI können 484 von ihnen als genesen betrachtet werden. Das ist eine Personen mehr als noch am Dienstag.
Wie das Gesundheitsamt weiter mitteilte, sind in den letzten sieben Tagen 21 Neuinfizierte hinzugekommen, davon befinden sich 17 Personen in Ermittlung des Datums.
Nach dieser Rechnung sind aktuell 32 Personen mit dem Virus infiziert und befinden sich entweder in häuslicher Quarantäne oder klinischer Behandlung.
Unverändert bleibt die Zahl der Menschen, die im Zusammenhang mit einer Cornavirus-Infektion in Wiesbaden verstorben sind - die liegt seit über vier Wochen bei 22.
Zahlen aus Wiesbaden im Überblick:
Aktuell liegt die Landeshauptstadt Wiesbaden bei 7,2 Infizierte pro 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen.
Bei einer Einwohnerzahl von 291.109 in Wiesbaden und einer Obergrenze von 50 Neuinfektionen per 100.000 Einwohner in einer Woche ergibt sich die Obergrenze von 146 Neu-Infizierten innerhalb von sieben Tagen.
Bei einer internen Obergrenze von 35 Neuinfektionen ergibt sich die Obergrenze für Wiesbaden von 102 Neu-Infizierten innerhalb von sieben Tagen.
Die Zuwachsrate von Dienstag von Mittwoch (28. auf 29. Juli) liegt bei 2,23% - basierend auf dem Eingang der Meldung, nicht auf den Krankheitsbeginn. Die Zuwachsrate von vergangener Woche (Montag) zu heute liegt bei 4,83%.
Beim Erreichen der Obermarke drohen wieder Beschränkungen des öffentlichen Lebens.
Das 7-Tage-R liegt bei 2,7 - ohne die Personen in Ermittlung in Wiesbaden. Es liegt bei 0,5, wenn man davon ausgeht, dass das Auftreten der Infektion der Personen in Ermittlung nicht länger als 4 Tage zurück liegt.
Am besten schützen Sie sich vor einer Corona-Infektion, indem Sie:
Sollten Sie den Verdacht haben, dass Sie sich mit dem Coronavirus angesteckt haben, gehen Sie bitte nicht in die Praxis Ihres Hausarztes, sondern rufen Sie dort vorher an. So vermeiden Sie, möglicherweise andere Patienten im Wartezimmer anzustecken.
Bis dahin bleiben die allgemeinen Hygieneregeln, das Abstandsgebot von 1,5 Meter und die möglichst rasche Isolierung von Virus-Trägern der einzige Schutz vor einer unkontrollierten Ansteckungswelle. Diese Maßnahmen zeigen klar Wirkung.
Hessen hat in den letzten Wochen weitere Lockerungen in der Corona-Krise beschlossen. Diese betreffen den Einzelhandel, Freizeitsportler, Künstler, Touristen und Eventveranstalter und -teilnehmer. Alles zu den Lockerungen gibt es in unseren Artikeln:
"Team- und Schulsport ohne Beschränkungen von Personenanzahl"
"Weitere Lockerungen der Anti-Corona-Maßnahmen in Hessen"
"Lockerungen in Altenheimen und für Einzelhandel sowie Veranstaltungen"
“Lockerungen für Kitas, Schulen, Treffen und Schwimmbäder in Hessen“
"Corona-Maßnahmen in Hessen werden gelockert"
"Neue Corona-Regeln in Hessen - was ändert sich ab wann?"
"Möglichst viel Kita-Zeit für möglichst vielen Kindern" - Kitas öffnen ab 2. Juni
Kindertagespflege in Wiesbaden ab Montag wieder geöffnet
Unter 0800 / 5554666 ist zudem täglich von 8:00 bis 20:00 Uhr die hessenweite Hotline des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration erreichbar. Mehr Informationen stehen auch unter wiesbaden.de/coronavirus zur Verfügung.
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Foto: Wiesbadenaktuell bearbeitet, Grafik Land Hessen