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Die Flüchtlingssituation in Deutschland spitzt sich zu. Allein am Samstag sind rund 13.000 Flüchtlinge in München angekommen. Die Stadt weiß nicht, wo sie all die Menschen unterbringen kann. Hessen hat sich am Sonntag zur Aufnahme weiterer Hilfssuchender entschlossen. Da die Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen überfüllt ist, etwa 7.000 Asylsuchende sind am Wochenende in Hessen eingetroffen, hat das hessische Innenministerium Städte und Kreise aufgefordert, Sporthallen als Notunterkünfte bereitzustellen.
So auch in Wiesbaden, wo die Stadt am Sonntag beauftragt wurde, kurzfristig eine Außenstelle für die Erstaufnahme von bis zu 1.000 Flüchtlingen einzurichten.
Wie die Pressestelle der Stadt Wiesbaden am späten Montagvormittag mitgeteilt hat, wird damit gerechnet, dass die Flüchtlinge – wenn überhaupt – frühestens ab Montagnachmittag bei uns ankommen. Bisher sind noch keine Menschen in Wiesbaden eingetroffen.
Die Ankunft der Flüchtlinge wurde am Sonntag fieberhaft von der Wiesbadener Feuerwehr, den Hilfsorganisationen, der Polizei und der Stadt vorbereitet. Unterstützt werden sie dabei von den Betreuungszügen des Rheingau-Taunus-Kreises
In drei Sporthallen in den Stadtteilen Nordenstadt, Breckenheim und Naurod wurden von mehreren hundert ehrenamtlichen Kräften von der Johannitern, dem Deutschen Roten Kreuz, dem Arbeiter-Samariter-Bund und von der Feuerwehr Unterkünfte mit Übernachtungsmöglichkeiten, Registrierungsstellen und Sanitätsstellen für die allgemeine medizinische Versorgung eingerichtet.
Bis Mitternacht wurden in den Sporthallen Nordenstadt (Taunushalle), Breckenheim (Sport und Kulturhalle) und Naurod (Kellerskopfhalle) insgesamt knapp 800 Betten bezugsfertig aufgestellt:
Sobald die Landeshauptstadt Wiesbaden vom Land über die Ankunft der Menschen informiert ist (wann, wo, wie viele), können die Sporthallen in Betrieb genommen werden. Die Sporthalle in Auringen wird ebenfalls hergerichtet, sollte der Platz in den genannten Hallen nicht ausreichen. Dabei werden vor allem auch Soldaten der Bundeswehr tatkräftig helfen. In der Nacht zum Montag sind 60 Kräfte in Wiesbaden angekommen. Diese sind zurzeit in der Kellerskopfhalle in Naurod untergebracht.
Es wurde sich für Sporthallen entschieden, da diese die nötige Infrastruktur bieten: Sanitäranlagen, Heizung, Witterungsbeständigkeit sind gegeben, das ist natürlich gerade im Hinblick auf sinkende Temperaturen, schlechtem Wetter und Hygiene besonders wichtig.
Die genannten Sporthallen sind für die Unterbringung ausgewählt worden, weil dort am wenigsten andere Angebote betroffen sind. Bei anderen Großsporthallen hätten viel mehr Schulsport- und Vereinssportstunden abgesagt werden müssen, und das sollte so gut wie möglich verhindert werden. Darüber hinaus sind in den genannten Hallen weniger Schülerinnen und Schüler von den Maßnahmen betroffen, als es in anderen Hallen der Fall gewesen wäre und sie sind gut mit Bussen etc. für die Versorgungskette erreichbar.
Die Hallen sind aufgrund der aktuellen Situation für den normalen Schul- und Vereinssport nicht nutzbar. Die betroffenen Ortsvorsteher, die Schulen sowie Vereine wurden und werden entsprechend informiert.
Zurzeit laufen noch die Vorbereitungen zur Gebäudereinigung, wenn die Menschen dann vor Ort sind, die Beauftragung eines Sicherheitsdienstes sowie die Sicherstellung der Versorgung mit Lebensmitteln über die ersten 48 Stunden hinaus. Darüber hinaus steht die städtische Verkehrsgesellschaft ESWE Verkehr bereit, damit die Flüchtlinge von ihrem Ankunftsort (noch nicht bekannt) zu den Sporthallen gebracht werden können. Es kann je nach Anzahl der Ankommenden, deshalb zu Linienausfällen im regulären Verkehr kommen. Auch wenn mit allen Kräften versucht wird, Ausfälle so gut als möglich zu verhindern, werden die Bürgerinnen und Bürger im Fall von Ausfällen im Voraus um Verständnis gebeten.
Zu beachten ist, dass es sich bei der Außenstelle um eine Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessens handelt. Das heißt, die Menschen sollen nicht dauerhaft in Wiesbaden bleiben, sondern von hier aus vom Land Hessen auf weitere Kommunen und Gemeinden in Hessen verteilt werden. Das Land hat der Stadt Wiesbaden mitgeteilt, dass die Außenstelle in Wiesbaden für eine Woche bestehen soll. Das heißt, dass die Sporthallen nach jetzigem Kenntnisstand in einer Woche wieder für den normalen Betrieb zur Verfügung stehen. „Sollten wir anderes erfahren, werden wir die Öffentlichkeit selbstverständlich informieren“, so Oberbürgermeister Sven Gerich.
Die Bundesregierung hat am Sonntag Grenzkontrollen im Süden des Landes eingeführt. Der Zugverkehr zwischen Deutschland und Österreich wurde für 13 Stunden komplett eingestellt. Seit Montagmorgen rollen die Züge wieder und der Strom der Flüchtlinge hält weiter an. Deshalb ist es jetzt wichtig vorbereitet zu sein, um mögliches Chaos bereits im Vorfeld abzuwenden.
„Wir haben schon viele Hilfsangebote vonseiten der Bürgerinnen und Bürger, worüber wir uns sehr freuen“, sagt Feuerwehrchef Harald Müller. „Zurzeit sind die Menschen, die für die Wiesbadener Außenstelle der Erstaufnahmestelle angekündigt sind, ja noch gar nicht in Wiesbaden. Wir wissen auch noch nicht, wann genau sie ankommen werden und wie viele. Wir freuen uns über alle, die helfen möchten, können dieses Thema aber erst organisiert angehen, wenn wir wissen, wann und wie viele Menschen genau kommen. Für den Moment haben wir mit den Helferinnen und Helfern vor Ort die Lage im Griff.“
Wer dennoch mit Sachspenden helfen möchte, kann sich ab Montag, 14. September, 12:00 Uhr, mit Sachspenden und Hilfsangeboten an die Feuerwehrgerätehäuser in Nordenstadt, Breckenheim und Naurod wenden. Die Stadt hat dort kurzfristig Annahme- und Koordinierungsstelle eingerichtet. Sollte es zu Verzögerungen bei der Annahme kommen, wird um Verständnis gebeten.
„Es ist toll, dass so viele Wiesbadenerinnen und Wiesbadener helfen wollen, wir wissen das sehr zu schätzen“, sagt Müller. „Wir werden weiterhin über die Medien, inklusive der städtischen Website www.wiesbaden.de auf die Bürgerinnen und Bürger zukommen, um die Hilfe zu organisieren.“ Ein wichtiger Hinweis dazu von Oberbürgermeister Sven Gerich: „Vielen Dank für die vielen Hilfsangebote. Wir brauchen Spenden für Sprachkurse. Unter www.wiesbaden.de/fluechtlinge informiert die Stadt darüber hinaus über Hilfsmöglichkeiten, benötigte Spenden und Organisationen, die mit der Stadt bei der Flüchtlingshilfe zusammenarbeiten. Aufgrund der überwältigenden Anzahl von Anfragen, Spenden und Angeboten bittet das Amt für Grundsicherung und Flüchtlinge um Verständnis, dass es derzeit zu Verzögerungen in der Beantwortung von Anliegen kommen kann. Sollte in den nächsten Tagen darüber hinaus Bedarf entstehen, geht die Stadt aktiv auf die Bevölkerung zu.
Für Bürgerinnen und Bürger, die sich informieren möchten, ist ab Montagmittag, ab spätestens 13:00 Uhr, ein Bürgertelefon eingerichtet. Es wird erreichbar sein unter der 0611 / 318080 und soll bis auf weiteres tagsüber zwischen 10:00 und 20:00 Uhr besetzt sein, damit sich die Menschen über die Erstaufnahmestelle in Wiesbaden informieren können. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern liegen die aktuellen Informationen vor und sie werden ihr Bestes geben, dem Informationsbedürfnis der Menschen nachzukommen.
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