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Seit Samstagabend ist der mutmaßliche Ali B. wieder zurück in Deutschland. Die irakischen Polizeibehörden hatten ihn nach seiner Festnahme aufgrund eines internationalen Haftbefehls an Deutschland ausgeliefert und nach der Landung am Frankfurter Flughafen per Hubschrauber in das Polizeipräsidium Westhessen gebracht, um dort weitere erkennungsdienstliche Maßnahmen zu ergreifen und ihn zu verhören (siehe verlinkte Artikel). Des Weiteren verbrachte er dort auch den Rest der Nacht.
Um 14:30 Uhr, am Sonntag, 10. Juni, wurde Ali B. dem Haftrichter vorgeführt. Polizeipräsident Stefan Müller äußerte sich in einem kurzen Statement gegenüber Wiesbadenaktuell, dass er über den schnellen Fahndungserfolg und der raschen Auslieferung von Ali B. durch die kurdischen Behörden positiv überrascht wurde: „Jetzt müssen wir den Fall sauber und schnell aufarbeiten, damit der Täter entsprechend bestraft werden kann“, so Müller im Gespräch.
Rund um das Polizeipräsidium Westhessen wurden die Schutzmaßnahmen intensiviert. Zahlreiche vollbesetzte Streifenwagen bewachten die Straßen rund um den Konrad-Adenauer-Ring. Mehrere Kamerateams, darunter auch ein arabischer Sender, Fotografen und Journalisten warteten vor dem Tor auf weitere Informationen. Polizeisprecher Andreas Hemmes informierte die Pressevertreter, dass der Verdächtige nach dem Gespräch mit dem Haftrichter per Helikopter nach Frankfurt überführt werden würde.
Nur wenige Passanten laufen an diesem schwülen Sonntag am Polizeipräsidium Westhessen vorbei. Ein älteres Ehepaar ärgert sich über den Aufwand: „Was ist an diesem Mörder anders als an anderen? Der Kiosk-Mord in Biebrich 2016 war doch keinen Deut besser, nur weil der Täter ein Deutscher war?“, fragen sich die beiden. „In einem Rechtsstaat müssen alle Täter gleich behandelt werden, der Aufwand ist nicht nachvollziehbar“, finden die zwei.
Ein möglicher Grund für die hohen Sicherheitsmaßnahmen ist im Internet zu finden, denn dort schlägt der Fall seit dem Fund von Susannas Leiche am Mittwoch, 6. Juni, auch in den Sozialen Medien hohe Wellen. In Wiesbadener Facebook-Gruppen eifern die Mitglieder um die radikalsten Formulierungen. Neben Staatsversagen wird den Behörden vor allem immer wieder ein zu lascher Umgang mit ausländischen Tätern vorgeworfen. Vermehrt kommt es in Gruppen zu rechtsextremen Äußerungen, die in der Community aktuell eher goutiert zu werden scheinen, als noch vor einigen Monaten.
Die Administratoren mahnen, löschen, bitten um Mäßigung und reagieren zum Teil mit Ausschluss von Gruppenmitgliedern. Anders als bei öffentlichen Foren müssen sich FB-Gruppen nicht unbedingt mit dem Thema „Meinungsfreiheit“ auseinandersetzen. Das Verbrechen spaltet Wiesbaden. Sicher ein Grund für die starke Polizeipräsenz, um bereits im Vorfeld mögliche Unruhen abzuwehren.
Fast sechs Stunden wurde Ali B. verhört. Wie zu erfahren war, zeigte er sich in weiten Teilen geständig. Gegen 19:46 Uhr landete der Polizeihubschrauber, um Ali B. in die JVA Preungesheim zu überführen. Dabei wurde den Medienvertretern die Möglichkeit gegeben, Fotos und Filmaufnahmen vom mutmaßlichen Täter zu machen, während er in den Hubschrauber gebracht wird. Beamte der Operativen Einheit der Polizei (OPE), mit Sturmhauben und Maschinengewehren, waren auf dem gesamten Gelände und auch auf Balkonen des Gebäudes positioniert. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich auch einige Schaulustige vor dem Tor des Polizeipräsidiums eingefunden.
Gegen 20:28 Uhr verließ Ali B. das Gebäude, bewacht von acht Polizisten der OPE. Ali B. tug einen weißen Spurensicherungsanzug, Fußfesseln und einen Bauchgürtel. Seine Hände waren mit Handschellen auf dem Rücken fixiert.
Im Anschluss verlas der Sprecher der Oberstaatsanwaltschaft Wiesbaden Oliver Kahn eine Stellungnahme. Demnach hat Ali B. zugegeben, Susanna, die wegen einer Gesichtsverletzung, die sie sich bei einem Sturz zugezogen haben soll, die Polizei alarmieren wollte, aus Angst getötet zu haben. Die Vergewaltigung stritt er nach wie vor ab.
Während des Verhörs verzichtete der Verdächtige ausdrücklich auf einen Anwalt. Nach dem Erlass des Haftbefehls erhält Ali B. gemäß dem Deutschen Strafrecht jetzt einen Pflichverteidiger. Es wurde ein Haftbefehl gegen Ali B. erlassen. Die Ermittlungen dauern weiterhin an.
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Statement der Staatsanwaltschaft: Im Fall Susanna Maria F. wurde der mutmaßlich Tatverdächtige Ali B. am Samstag, 9. Juni, gegen 20:55 Uhr, bei der Einreise in die Bundesrepublik Deutschland am Flughafen Frankfurt am Main aufgrund des bestehenden Haftbefehls festgenommen. Noch in der Nacht fand eine erste polizeiliche Vernehmung des Tatverdächtigen im Polizeipräsidium Westhessen statt.
Er hat sich dahingehend geständig eingelassen, dass er Susanna F. umgebracht habe, eine Vergewaltigung wurde durch ihn allerdings bestritten. Als Motiv für die Tat gab er an, dass er aufgrund von Verletzungen im Gesicht von Susanna, die infolge eines Sturzes entstanden sein sollen, befürchtet habe, dass diese die Polizei informieren werde.
Am Sonntag fand die Vorführung vor die Ermittlungsrichterin des Amtsgerichts Wiesbaden statt. In seiner Anhörung hat der Tatverdächtige die zuvor gemachten Angaben in der polizeilichen Vernehmung bestätigt. Die Untersuchungshaft gegen Ali B. wurde durch die Ermittlungsrichterin angeordnet. Um 20:35 Uhr wurde der Tatverdächtige mit einem Polizeihubschrauber nach Frankfurt geflogen und dort in eine Justizvollzugsanstalt eingeliefert. Die Ermittlungen dauern weiterhin an.
Fotos: Daniel Becker