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Der Frühling hat am Osterwochenende eine Pause eingelegt. Bei Temperaturen von knapp 6 Grad am Samstagabend lag der Werte auf dem ziemlich gleichen Niveau wie am Weihnachtstag 2011. Trotz des kalten Wetters kamen knapp 1.000 Wiesbadenerinnen und Wiesbadener warm eingepackt mit dicker Winterjacke und Schal auf das Kulturgelände am Schlachthof und feierten das siebte Osterfeier.
Ein buntes Programm mit Osterliedern die zum Mitsingen einluden, echten Hasen die zum bestaunen und streicheln verführten und einem Kindersachen-Flohmarkt, der in diesem Jahr zum ersten Mal stattfand und großen Anklang fand, rundeten das Osterfeuer Fest ab. Als die Dunkelheit langsam über den Kulturpark einbrach tauchten Feuer Jongleure auf, die beeindruckende Kunststücke vorführten und das Publikum zum staunen brachten. Doch leider kam nicht jeder in den Genuss dieses zu sehen, denn die Jongleure wirbelten nur auf einer Seite „Fackeln“ umher und so gab es einige enttäuschte Gesichter. „Ich hätte es toll gefunden, wenn die Gaukler auch mal um den aufgeschichteten Holzhaufen herumgelaufen wären. So richtig viel haben wir von der Show nicht mitgekommen“, erzählt eine unzufriedene Frau.
Und dann war es endlich soweit. Die Feuer-Jongleure entzündeten den Holzstapel. Mit großen Augen beobachteten gebannt die Besucher wie die Flammen immer größer wurden. Innerhalb von wenigen Minuten wurde es um das Feuer herum angenehm warm. „Es ist eine tolle Atmosphäre hier. Das Feuer ist beeindruckend und es ist auch schön, dass so viele Menschen gekommen sind, obwohl es lausig kalt ist. Aber hier am Feuer ist es angenehm warm. Hauptsache es bleibt trocken“, und mit diesem Wunsch sollte Nicole Zöllner Recht behalten. Kein einziger Tropfen fiel vom Himmel.
Der Brauch des Osterfeuers oder auch Frühlingsfeuers stammt aus alten Zeiten und diente dazu, den Winter zu vertreiben, in den man ihn symbolisch „verbrennt“. Damals glaubte man, dass der Schein des Feuers eine reinigende Wirkung hätte und die keimende Saat vor bösen Geistern schütze und so galten sie auch als Kult zur Sicherung der Fruchtbarkeit, des Wachstums und der Ernte, wobei die Asche auf die Felder verteilt wurde. Später wurde dieser Brauch von den Christen übernommen. Die Geschichte reicht bis in die Bronzezeit zurück.
Mit dem Aufkommen des Christentums wandelte sich die Bedeutung des Osterfeuers: Das Licht soll den wieder erstandenen Jesus Christus symbolisieren. Die Wiederauferstehung Christi ist von zentraler Bedeutung für den christlichen Glauben. So versammeln sich die Gläubigen um das Osterfeuer. Der Priester entzündet am Feuer die Osterkerze. Feierlich folgt ihm dann die Gemeinde, wenn er das Licht in das Dunkel der Kirche trägt. Mit diesem Ritual folgen sie Jesus Christus bei der Wiederauferstehung vom Tode zum Leben. Viele Symbole der christlichen Kultur finden Entsprechungen im alten Testament.
Heutzutage hat die Bindung an die Religion an Bedeutung verloren, dennoch ist das gesellige Beisammensein am Feuer sehr beliebt. In netter Runde genossen die Besucher die besondere Stimmung einer etwas zu kalten Frühlingsnacht mit Freunden.
Auch viele Familien mit ihren Kindern befanden sich am Osterfeuer, die einen spannenden und interessanten Abend mit langer Tradition er- und verlebten. Und wem der Durst oder Hunger zwischendurch plagte und nichts dabei hatte, der konnte sich an einem der Stände mit Bratwürstchen oder selbstgebackenes Stockbrot eindecken. In dem Bistro „60/40“ gab es auch Pizza und viel heiße Getränke, die an diesem Abend sehr begehrt waren. Bis spät in die Nacht beobachteten die Besucher den Funkenflug, der faszinierende Kunstwerke in den tief dunkelblauen Himmel malte. Und die Kinder hatten Spaß daran die umherfliegenden glühenden Aschereste auszutreten.