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Zum Ende der Amtszeit zog Christoph Manjura als Kita-Dezernent Bilanz.
Zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung hat Christoph Manjura Tätigkeit als „Kita-Dezernent“ ganz besonders viel Zeit und Arbeit in Anspruch genommen.
Denn zum einen ist die Abteilung Kindertagesstätten und Kindertagespflege für sich genommen größer als jedes andere Amt der Stadtverwaltung. Noch größeren Einfluss auf diese sicher zutreffende Wahrnehmung hat aber die dreijährige Corona-Pandemie, die Manjura in besonderem Maße als Krisenmanager, Kommunikator und Kämpfer für die Belange von Kindern und Familien gefordert hat.
„Niemand von uns hat sich die Pandemie gewünscht und es ist gut, dass sie vorbei ist. Noch heute lese ich oft ungläubig, was es alles an unterschiedlichen Regelungen für den Kita-Betrieb gegeben war und wie viel Arbeit es gemacht hat diese zu kommunizieren und Rückfragen von Eltern und Fachkräften zu beantworten. Gerade weil es ja meistens nicht „unsere“ Regelungen, sondern die von übergeordneten Ebenen waren“, erinnert sich Manjura. Corona und insbesondere der erste Lockdown hätten verdeutlicht, wie wichtig Kindertagesstätten und Kindertagespflege als Orte frühkindlicher Bildung und sozialen Lernens seien.
„Kinder brauchen ihresgleichen um gut aufwachsen und voneinander lernen zu können“, wiederholt Manjura sein Mantra aus der Corona-Zeit. Das Wohl der Kinder sei immer auch die verbindende Klammer zwischen Eltern und Erzieherinnen und Erziehern gewesen. Denn nicht selten befanden – völlig verständlich – sich Eltern wie pädagogische Fachkräfte nahe an der gesundheitlichen wie mentalen Erschöpfung. „Meine Aufgabe bestand manchmal auch einfach darin zuzuhören und Trost zu spenden, jedoch immer von der Überzeugung geleitet, dass unsere Kinder so viel Kita-Zeit wie möglich brauchen“.
Dankbar ist der Kita-Dezernent dafür, dass der Magistrat und die Stadtverordnetenversammlungen seinen Initiativen für die umfangreichen Beitragsrückerstattungen für April bis Juli 2020, sowie für (Teil-)Rückerstattungen im Frühjahr und Sommer 2021 nachgekommen sind. „Das war für mich positiver Ausdruck einer familienfreundlichen Stadt“, ist Manjura überzeugt. „Ohne die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen des Beitragswesens und auch des Kassen- und Steueramts wäre dies jedoch so nicht möglich gewesen“, dankt der scheidende Dezernent.
Als Christoph Manjura im Sommer 2017 ins Amt kam, lag die Versorgungsquote im Krippenbereich (unter Dreijährige) bei 35,2 Prozent, im Elementarbereich (ab drei Jahren bis Schuleintritt) bei 86,4 Prozent. Die angestrebten Versorgungsziele liegen bei 48 Prozent (unter drei) und seit Herbst 2017 bei 90 Prozent im Elementarbereich. „Wir haben die 90 Prozent mittlerweile erreicht und sind dadurch de facto in der Lage allen Kindern ab drei Jahren einen Platz anbieten zu können. Dahinter steht die enorme Zahl von knapp 1.000 neu geschaffenen Plätzen“, zeigt sich der Kita-Dezernent stolz.
Bei den unter Dreijährigen sei die Lage gleichwohl etwas trüber. „Auch hier konnten wir zwar rund 250 Plätze, das entspricht 25 Krippengruppen, neu schaffen. Es fehlen aber weiterhin noch 800 Plätze um das erklärte Ziel, jedem zweiten Kind unter drei Jahren einen Platz anbieten zu können, zu erreichen“, gibt Manjura offen zu. Insbesondere für die Bildung und Betreuung von Kindern unter drei Jahren ist die Kindertagespflege eine gleichwertige Alternative. „Der regelmäßige Austausch mit den Tagesmüttern, auch über die sozialen Medien, war mir in den letzten Jahren ein wichtiges Anliegen. Die Kindertagespflege hat sich enorm professionalisiert. Dies muss sich jedoch auch in der Vergütung widerspiegeln, denn zuletzt haben wir leider Tagesmütter verloren“, zeigt sich Manjura durchaus selbstkritisch. Eine Sitzungsvorlage zur besseren Vergütung und damit gleichzeitig zur Absicherung des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz ist in Vorbereitung.
Von den rund 190 Kindertagesstätten in Wiesbaden sind 42 in städtischer Trägerschaft. Das heißt auch: Frühkindliche Bildung und Betreuung wäre in Wiesbaden ohne die Kitas in kirchlicher und freier Trägerschaft nicht denkbar. „Was wir in Wiesbaden ‚Trägervielfalt‘ nennen, ist im Kinder- und Jugendhilfegesetz genauso angelegt. Dementsprechend wichtig ist es aber, dass wir in einem engen Dialog sind und auf Augenhöhe miteinander arbeiten“, betont Manjura. „In der pädagogischen Konzeption darf und soll es natürlich Unterschiede geben. Bei der Bezahlung aber nicht.“
In Wiesbaden, so Manjura, würden alle Erzieherinnen nach S8b vergütet. Und mit dem Gute-Kita-Gesetz habe man die Leitungsfreistellung endlich auch bei den (kleineren) Elterninitiativen einführen bzw. finanzieren können. Die städtischen Kitas und großen freien Träger haben bereits seit vielen Jahren vom Gruppendienst freigestellte Kita-Leitungen. „Mein herzliches Dankeschön gilt allen pädagogischen Fachkräften in Wiesbaden, ganz egal ob sie bei der Stadt oder bei einem freien Träger tätig sind. Sie leisten großartige Arbeit für die kleinsten in unserer Gesellschaft.“
Natürlich hat Manjura in den letzten Jahren auch die Fachkräftefrage umgetrieben. Glücklicherweise hatte die Abteilung Kindertagesstätten aber bereits einige Jahre zuvor in Kooperation mit der Adolf-Reichwein-Schule eine Ausbildungsklasse für Quereinsteiger an den Start gebracht. „Ich hatte die große Freude den ersten Abschlussjahrgang 2018 zu beglückwünschen. Dass wir dann mit der Luise-Schröder-Schule in Wiesbaden und später mit der beruflichen Schule in Geisenheim weitere Klassen für eine duale Ausbildung und vor allem bezahlte Ausbildung starten konnten, war und ist ein großer Gewinn für unsere Kitas“. Diese, so Manjura, hätten sich somit zu Orten der praktischen Ausbildung entwickelt und könnten auf diesem Wege die Fachkräfte von morgen an sich binden. Da der Fachkräftemarkt zuletzt aber immer umkämpfter wurde, hat das Sozialdezernat auch eine Initiative zur Anwerbung von pädagogischen Fachkräften aus Südeuropa gestartet. „Leider erschweren die viel zu langen Anerkennungszeiten beim Land Hessen derzeit die Umsetzung“, zeigt sich Manjura zerknirscht.
Was sonst noch geschah? Mehr als zehn Jahre „FIT KID“ – zertifizierte Frischküchen und eine bessere Vergütung für Hauswirtschaftskräfte in städtischen Kindertagesstätten. Des Weiteren die begonnene Optimierung des Vormerksystems „WIKITA“, einen Onlineantrag für Beitragszuschüsse, die Einführung einer städtischen „Kita-App“ und eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Elternbeirat der städtischen Kindertagesstätten. „Die Liste ist lang und wäre sicherlich noch fortzusetzen“, so Manjura. „Das alles ist nur möglich, weil in der Abteilung Kindertagesstätten und Kindertagespflege tolle Kolleginnen und Kollegen arbeiten, mit welchen es eine Freude war, die Bedeutung der frühkindlichen Bildung zu teilen. Die Kolleginnen und Kollegen machen tagtäglich eine fantastische Arbeit. Gemeinsam ist es uns gelungen, die Arbeit pädagogischer Fachkräfte im Bewusstsein der Stadt zu verankern“, betont Christoph Manjura abschließend.
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Foto: Angelika Aschenbach