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Die Corona-Pandemie hat viele Unternehmen kalt erwischt. Viele Betriebe mussten kurzfristig schließen. Die Ausbereitung des Corona-Virus soll abgemildert werden.
Wie in der Wirtschaftskrise 2008/2009 setzen die heimischen Unternehmen aktuell auf Kurzarbeit, um die Arbeitsplätze zu erhalten und die eingearbeiteten Arbeitnehmer weiter an den Betrieb zu binden. „Damals war vor allem die Industrie von der krisenhaften Entwicklung betroffen. Heute stehen wir vor einer ganz anderen Herausforderung. Wir erleben eine Mischung aus Virus, Strukturwandel und Krise. Angesichts des weitgehenden Shut-Down stehen nicht nur Förderbänder in den Fabriken still, vielmehr sind auch Läden, Restaurants und Friseursalons geschlossen worden und Flugzeuge bleiben am Boden“, berichtet Alexander Baumann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Wiesbaden. Es sei somit davon auszugehen, dass die Zahl der Kurzarbeiter in der Spitze erheblich höher ausfallen wird als vor zwölf Jahren.
„Eine stabile Datenbasis, auf der wir das abschätzen können, haben wir noch nicht. Das liegt am Prozessablauf: Denn wenn Betriebe Kurzarbeit planen, müssen sie das bei der Agentur für Arbeit zunächst anzeigen. Ohne Anzeige ist später keine Zahlung möglich. Wenn tatsächlich kurzgearbeitet wird, kann der Betrieb innerhalb von drei Monaten die erforderliche Abrechnungsliste einreichen. Erst danach haben wir endgültige Daten darüber, wie viele Personen genau kurzgearbeitet haben, in welcher Branche und wie groß der Arbeitsausfall war“, erklärt Baumann weiter.
Der erste und bislang einzige Anhaltspunkt, den die Arbeitsagenturen momentan habe, sei die Zahl der Anzeigen, die in den Agenturen eingehen. Aber auch hier gebe es Unschärfen, denn aktuell greifen sehr viele auch kleinere Betriebe auf Kurzarbeit zurück. Die Arbeitsbelastung in den Agenturen für Arbeit sei somit derzeit extrem hoch. Daher sei ein Teil der Anzeigen noch nicht erfasst.
Zudem können auch Doppelungen vorliegen, denn Arbeitgeber nutzen im Moment alle Kanäle, um Kurzarbeit anzuzeigen: Sie melden sich per Mail, über die Website und telefonisch. Im Zweifel führe das dazu, dass für das gleiche Unternehmen dreimal die gleiche Anzeige von Kurzarbeit vorliege. Dies könne erst im Bearbeitungsprozess bereinigt werden. Letztlich würden die Anzeigen stark variieren, so Baumann weiter. „Hinter einer Anzeige von Kurzarbeit kann sich ein kleiner Gastronomiebetrieb mit drei Mitarbeitern verbergen – genauso ein großer Konzern mit mehreren Tausend.“
„Wir verstehen aber, dass angesichts der Dynamik eine Antwort auf die Frage, wie sich der Arbeitsmarkt und die Kurzarbeit jetzt entwickeln, drängend und wichtig ist. Wir gehen davon aus, dass im Agenturbezirk Wiesbaden bislang insgesamt rund 2.100 Anzeigen zu Kurzarbeit eingegangen sind, die teils schon geprüft und erfasst sind, teils aber eben auch noch nicht. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2019 gingen im Agenturbezirk insgesamt 41 Anzeigen ein. Genauere Informationen zu den aktuellen Anzeigen haben wir erst, wenn diese vollständig erfasst sind. Deshalb können wir auch nichts über mögliche Summen oder Kosten für die Bundesagentur für Arbeit (BA) sagen, auch wenn wir wissen, dass gewisse Summen im Raum stehen.“
Seit der Krise 2008/2009 hat die BA nach Angaben des Agenturchefs eine Rücklage in Höhe von 26 Milliarden Euro gebildet, die genau für solche Fälle eingesetzt werde. „Sollte dies nicht reichen, erhalten wir Zuschüsse des Bundes, das war auch in der Finanz- und Wirtschaftskrise so. Ganz klar ist: Kurzarbeitergeld und Arbeitslosengeld sind Pflichtleistungen. Wer einen Anspruch hat, erhält diese Leistung. Ohne Wenn und Aber!“
Laut Baumann organisiere sich die BA im laufenden Geschäft um, damit die Anträge schnell und unbürokratisch abgearbeitet werden können. So seien normalerweise bundesweit 900 Mitarbeiter für die Bearbeitung des Kurzarbeitergeldes zuständig. Bis Ende der letzten Woche sei das Personal bereits auf das 2,5-fache aufgestockt worden. Das sei aber erst der Anfang. Derzeit schule die BA kontinuierlich weiter, um das Personal für Bearbeitung des Kurzarbeitergelds bis Ende dieser Woche zu verfünffachen.
Auch die Telefonie sei personell erheblich ausgebaut worden. Waren bis dato bundesweit 4.000 Mitarbeiter an der Service-Hotline tätig, sind es derzeit 18.000. Hinter all diesen Zahlen verberge sich ein enormer Schulungs- und IT-Aufwand, denn es müssten auch Berechtigungen für die einzelnen Fachverfahren eingerichtet werden, da BA-Mitarbeiter aus Datenschutzgründen nur auf Daten und Programme der eigenen Fachverfahren zugreifen dürfen, teilt die Agentur für Arbeit abschließend mit.
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