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Am Donnerstag wurde im Biebricher Schloss die Netzwerktagung "Denkmalschutz und Energieeinsparung" durchgeführt. Im Vorfeld gab es sehr großes Interesse bei den Denkmalpflegern. „Die Tagung ist seit Wochen restlos ausgebucht“, sagte Prof. Dr. Gerd Weiß, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen, „wir hatten doppelt so viele Anfragen wie Plätze. Für mich ist dieses unglaubliche Interesse das beste Zeichen dafür, dass wir mit unseren Forderungen und unseren neuesten Forschungsergebnissen im Bereich der energetischen Ertüchtigung von Kulturdenkmälern auf dem richtigen Weg sind.“
Bei der von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Tagung referierten Experten aus den unterschiedlichsten Forschungszusammenhängen über eine Vielfalt von innovativen Dämmmaterialien und Anlagentechnik. Alternativen zur Verpackung von Fassaden sind insbesondere Innendämmungen, Hohlraumdämmungen und Optimierungspotentiale durch haustechnische Anlagen. „Die Qualität der planerischen Möglichkeiten im Bereich der energetischen Ertüchtigung von Kulturdenkmälern hat in den letzten Jahren deutlich an Qualität gewonnen“, so Dr. Ing. Roswitha Kaiser, Abteilung Bau- und Kunstdenkmalpflege des Landesamtes.
Ein wichtiger Aspekt sei dabei auch der Blick über die eigenen Grenzen hinaus. Dass es auch anders gehe, bewiesen die Messwertanalysen in vier historischen Stadtquartieren der Stadt Winterthur, deren Gesamtenergie Bilanz sich nicht von den nach neuesten Standards gedämmten Quartieren am Rande der Stadt unterscheide. „Künftig müssen wir bei der energetischen Bewertung eines Gebäudes einen ganzheitlicheren Bewertungsmaßstab zugrunde legen. Mit angerechnet werden müssen beispielsweise auch die Wege, die zurückgelegt werden oder die Größe der bewohnten Fläche“, referierte der Schweizer Kollege Reto Bieli.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Tagung war die Entsorgung von Verbunddämmstoffen. „Anders als die gängigen Dämmstoffe, die von außen auf die Gebäude auf-gebracht werden, sind die im Bereich der Denkmalpflege verwendeten Dämmstoffe ökologisch und können fachgerecht in den Stoffkreislauf zurück überführt werden“, so die Einschätzung von Dr. Thomas Egloffstein.
Die vorgestellten Beispiele vorbildlich überarbeitete Gebäude aus Limburg, Frankfurt und Wiesbaden zeigten eine große Bandbreite an Möglichkeiten, ein Denkmal energetisch aufzuwerten. Bei allen Beispielen seien im Gespräch mit Energieexperten, Denkmalpflegern und Architekten jeweils individuelle Lösungen gefunden worden. „Die hohen Anforderungen an den historischen Baubestand sind jeweils nur mit einer qualifizierten, fachlichen Beratung zu realisieren, die nicht nur den Zeugniswert eines Gebäudes bewertet, sondern auch seine spezifischen Voraussetzungen im Bereich der Bauphysik“, war die Meinung von Heinz Wionski von der Abteilung Bau- und Kunstdenkmalpflege des hessischen Amtes.
Mit Hilfe eines neuen KfW-Fördersegments „Effizienzhaus Denkmal“ , das ab 1. April 2012 in Kraft tritt, wird es künftig möglich sein, dass auch Denkmalbesitzer durch energetisches Sanieren Kosten sparen und in den Genuss von staatlichen Fördermitteln kommen können, ohne das charakteristische Erscheinungsbild ihres Gebäudes durch Dämmmaterialien verändern zu müssen. „Die Voraussetzung dafür ist eine fach- und sachgerechte Beratung durch ausgewiesene Energieberater“, sagte Dr. Roswitha Kaiser mit Verweis auf eine Koordinierungsstelle, die derzeit in Kooperation mit anderen Institutionen eingerichtet werde.
Symbolfoto