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Das Museum Wiesbaden zeigt die Studienausstellung "Adivasi – das andere Indien" über die Gemeinschaften, die ihre Traditionen und Lebensweisen auf die Zeit vor dem Entstehen des indischen Kastensystems zurückführen vom 19. Mai bis zum 6. Oktober. Die Ausstellung wirft einen Blick auf die Diskrepanzen zwischen moderner Globalisierung und dem Wettbewerb zwischen Natur- und Kulturschutz und thematisiert das Verschwinden von tradierten Lebensweisen.
In Indien, einem Land mit mehr als einer Milliarde Einwohnern und einer faszinierenden Kulturgeschichte, prallen gegensätzliche Welten aufeinander. Während in den großen Städten Hochtechnologie und Bildungsexzellenz vorherrschen, existiert abseits davon eine ganz andere Realität. Hier, fernab der urbanen Zentren, halten die Adivasi, die "ersten Siedler", an ihren traditionellen Lebensweisen fest. Diese Gemeinschaften, von Werner Hammer auf seinen Reisen entdeckt, stehen vor großen Herausforderungen, da ihre Lebensgrundlagen zunehmend bedroht sind. Die Ausstellung im Museum Wiesbaden gibt Einblick in ihre Lebensrealität und thematisiert das Verschwinden ihrer traditionellen Kultur vor dem Hintergrund moderner Entwicklungen und des anhaltenden Kastensystems.
Andreas Henning, der Direktor, erklärt, dass die Adivasi-Gruppen traditionell am Rande der indischen Gesellschaft standen und bereits unter der Herrschaft der Briten erhebliche Einschränkungen erlebten. Heutzutage sind es jedoch nicht mehr britische Teeplantagen oder Polizeieinsätze, die ihre traditionellen Lebensweisen bedrohen. Vielmehr sind es Bergbauunternehmen multinationaler Konzerne oder erzwungene Umsiedlungen zugunsten von Naturschutzgebieten, die das Ende ihrer althergebrachten Kulturen einläuten.
In der dokumentarischen Ausstellung präsentiert das Museum Wiesbaden eine Auswahl zeitgenössischer Fotos von Werner Hammer aus den letzten Jahrzehnten. Die Fotos und Objekte aus dem Museum sollen drei zentralindische Gemeinschaften - die Bonda, die Hill Maria und die Bison Horn Maria - in den Fokus rücken. Ergänzt wird diese Auswahl durch einen Exkurs zu den ostindischen Naga, einer Gesellschaft von über 40 Gemeinschaften, die seit Jahrzehnten für ein unabhängiges Nagaland kämpft und sich der politischen Bewegung der Adivasi für Selbstbestimmung angeschlossen hat.
„Wir zeigen in der Ausstellung eine historische Momentaufnahme. Objekte und Bilder beleuchten Lebensweisen, die vor wenigen Jahrzehnten noch alltäglich zu finden waren, doch bald eben nur noch im Museum gezeigt werden können", so der zweite Kurator der Ausstellung, Andy Reymann.
Hier zeigt sich eine besondere Herausforderung symbolisiert durch den Tiger: In den letzten Jahren hat die zwangsweise Umsiedlung von Adivasi-Gruppen aufgrund geplanter Naturschutzgebiete zugenommen. Obwohl gesetzlich vorgeschrieben ist, dass Adivasi und andere als schützenswert eingestufte Gemeinschaften, die sogenannten Scheduled Tribes, besondere Rücksicht erfahren sollten, werden zehntausende Menschen umgesiedelt, um Platz für bedrohte Tierarten wie den indischen Tiger zu schaffen. Die Proteste internationaler Organisationen wie Survival International verhallen ungehört. So schließt sich der Kreis zu der Konfrontation zwischen Mensch und Tiger, die bereits in Rudyard Kiplings "Das Dschungelbuch" skizziert wurde. Gibt es hier einen Gewinner?
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Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert