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Es ist nunmehr drei Monate her, seit am 29. Mai der Großbrand auf dem Lagergelände des Wiesbadener Holzhändlers Blum den nächtlichen Himmel über dem Künstlerviertel rot-orange färbte. Ein Großaufgebot an Feuerwehrkräften war vom Ausbruch des Feuers gegen kurz vor 1:00 Uhr nachts bis zum Nachmittag desselben angebrochenen Tages gegen 16:00 Uhr mit den Lösch- und Nachlöscharbeiten. Gründlich wurde nach der Bekämpfung der offenen Flammen nach möglichen Glutnestern in dem Brandschutt mit Wärmebildkameras gesucht.
Alles half nichts – binnen 20 Minuten nach Ausbruch des Feuers war die Lagerhalle aus den 70er Jahren in sich zusammengestürzt und brannte im Verlauf der Nacht und des Morgens vollständig aus und herunter. Noch rund 20 Meter weit entfernt parkende Pkws brannten ebenfalls durch die enorme Brandhitze komplett aus. Scheiben der anliegenden Häuser barsten in ihren Rahmen und Fassaden verkohlten.
Das ungewöhnlich schnelle Herunterbrennen des Holzlagers, die enorme Hitze des Feuers und Augenzeugenberichte, dass das Feuer gleich zu Beginn an mehreren Stellen gleichzeitig gesehen wurde und nicht zuletzt die prekären Umstände der Baustoppklage des Holzhändlers gegen die Stadt Wiesbaden, lässt den traditionsreichen Geschäftsmann sowie sicherlich viele Andere bis heute an Brandstiftung glauben. Die Untersuchungen der Brandermittlung begannen gleich in der Nacht des 29. Mai, konnten aber durch das hohe Ausmaß an Zerstörung bis heute nichts finden, was auf ein absichtlich verursachtes Feuer hindeutet. 300 Tonnen Brandschutt liegen noch immer auf dem Grundstück an der Königsteiner Straße/Ecke Homburger Straße und warten nun darauf, entsorgt zu werden.
Er hatte alle Sicherheitsbestimmungen getreu nach den städtischen Vorgaben, besonders bezüglich des Brandschutzes, eingehalten. Günter Seitz, der Hauptbrandermittler der Kriminalpolizei Wiesbaden merkte an, „Das sehr trockene und gut abgelagerte Holz hätte durchaus so schnell Feuer fangen und dann in dem sich gebotenen Tempo herunterbrennen können.“ Das erklärt das zügige Abbrennen der Lagerhalle, aber nicht die Brandursache.
Der Holzgroßunternehmer geht nun fest von Brandstiftung aus und ist jetzt sogar bereit, das öffentlich bekannt zu machen. Und nicht nur das, er geht noch einen Schritt weiter: Der Holzhändler sucht jetzt per Handzettel nach Zeugen und verspricht 5.000 Euro Belohnung. Die Hintergründe der Baustoppklage sind damit wieder in aller Munde und sorgten durch den Brand allein schon für neue Diskussionen. Für Blum steht es außer Frage, dass der nächtliche Brand auf dem Firmengelände in Zusammenhang mit den Konflikten in der Vergangenheit steht. Er sieht sich in dieser Angelegenheit ganz klar als Verlierer und hält es durchaus für möglich, dass da vielleicht jemand nachgeholfen hatte, um Probleme aus dem Weg zu schaffen oder weil er sich an ihm rächen wollte.
2009 hatte Blum eine Baustoppklage gegen die Stadt erwirkt. Der Holzhändler hatte gegen die Baugenehmigung von Reihenhäusern in der Fanny-Leywald-Straße Widerspruch eingelegt und damit einen Baustopp, beantragt. Die Holzfirma beklagte, dass ihr Betriebsgelände im Bebauungsplan unrechtmäßig von der Stadt Wiesbaden „überplant“ und als allgemeines Wohngebiet, statt als Firmengelände ausgewiesen worden war. Das Unternehmen fürchtete, dass der von dem Betrieb ausgehende Lärm zu Konflikten mit den neuen Nachbarn führen würde. Auch könnte es durch die heranrückende Wohnbebauung und lediglich eine Entfernung von drei Metern, die zwischen den neuen Rheinhäusern und seinen Betriebshallen liegen würden, Probleme mit dem Brandschutz geben.
Diesen Brandschutz hat er ganz penibel und nach Vorschrift eingehalten, erklärt Blum vor drei Jahren. Zudem verliere der Betrieb durch die Planung die Möglichkeit einer Erweiterung. Dieser Argumentation stimmten die Wiesbadener Richter 2009 zu und somit gewann der Holzunternehmer die Klage gegen die Landeshauptstadt. Dies bedeutete der Baustopp für insgesamt 16 Häuser.
Die Stadt hatte bereits drei Jahre vor Baubeginn versucht, Blum das Grundstück abzukaufen und eine Alternative in der Äppelallee in Biebrich angeboten. Dieses Gelände ist aber nicht entsprechend erschlossen gewesen und war komplett unbebaut – und damit war es keine Alternative für Blum. Für die Büros, Lagerhallen und Parkplätze hätte der traditionsreiche Unternehmer noch zusätzlich selbst aufkommen müssen. Daher lehnte der Unternehmer verständlicherweise ab. „Er wäre der Stadt wohl entgegengekommen und hätte dem Umzug zugestimmt, aber nicht zu seinen Lasten“, wie er damals erklärte.
Die unfertigen Reihenhäuser stehen heute nach wie vor unangerührt auf dem Gelände an der Fanny-Leywald-Straße und warten seit dem auf weitere Schritte. Die 16 betroffenen Bauherren stritten bis Mitte 2011 mit den drei beteiligten Firmen des Bauprojektes: DeutscheWohngrund (DWG), Bien-Zenker und LBS-Immobilien auf die Rückerstattung der bereits bezahlten Gelder und der entstandenen Zusatzkosten. Vor einem Jahr übernahm die Stadt Wiesbaden von den Käufern die Rechte und Pflichten und entschädigte sie mit rund 2,5 Millionen Euro. Seitdem streiten die Stadt mit der Baufirma, der DWG und der LBS wer welchen Anteil an dem Schaden übernehmen soll. In erster Instanz ist die Stadt mit ihrer Klage auf Schadensersatz gescheitert. Mit Bien-Zenker scheint sich ein Vergleich abzuzeichnen.
Auf Nachfrage hin, sagte Karl-Ulrich Blum direkt nach dem Brand, „dass er wieder aufbauen wird und das möglichst schnell. Das Geschäft muss schließlich weiter gehen, denn es hängen Arbeitsplätze und seine Existenz“ daran und er hofft auf die Ermittlungsarbeiten der Kriminalpolizei.“ Dass das nun so lange dauern würde, damit hatte er nicht gerechnet. Mit der ausgesetzten Belohnung möchte er den Prozess, den Schuldigen zu finden, sicherlich auch etwas beschleunigen.
Blum werde, wie er sagt, „nicht umziehen und wird nach Beendigung der Ermittlungen schnellstmöglich mit dem Neubau beginnen und hofft, dass er keine Probleme bei der Baugenehmigung für die Halle an gleicher Stelle bekommt“. Noch in diesem Winter möchte er mit dem Neubau einer provisorischen Lagerhalle im hinteren freien Bereich des Brandgeländes beginnen, denn er braucht den Platz für die Holzlagerung.
Ob er Erfolg mit den Handzetteln und der Belohnung haben wird, wird sich zeigen. Zumindest aber wird es für weitere hitzige Diskussionen und Zugzwang von Seite bestimmter Behörden sorgen. Wiesbadenaktuell.de wird weiterhin von den Entwicklungen in der Angelegenheit Blum.