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Die aktuelle Erhebung der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern kommt zu keinem positiven Ergebnis. „Angesichts der dritten Corona-Welle bleibt der erhoffte breite Aufschwung in der hessischen Handwerkskonjunktur aus“, so Heinrich Gringel, Präsident der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern, anlässlich des Konjunkturberichts des 1. Quartals 2021.
Die wirtschaftliche Lage im Bezirk der Handwerkskammern Frankfurt-Rhein-Main, Kassel und Wiesbaden entwickele sich derzeit in unterschiedliche Richtungen. Während personenbezogene Dienstleister, Kfz-Betriebe und Nahrungsmittelhandwerker seit nunmehr einem Jahr mit Kaufzurückhaltungen, Schließungen, Einschränkungen und Existenzängsten konfrontiert seien, erweise sich die Baukonjunktur als robust.
Insgesamt lege der hessische Konjunkturbericht offen, dass 37 Prozent der Betriebe ein positives Urteil hinsichtlich der aktuellen Geschäftslage im 1. Quartal abgaben und 27 Prozent von einer schlechten Geschäftslage berichteten. „Im Vergleich zum Vorquartal können wir für die allgemeine Geschäftslage des heimischen Handwerks kaum eine Veränderung feststellen“, betonte Gringel.
Sowohl Bau- als auch Ausbaugewerbe sind bisher weitgehend unbeschadet durch die Corona-Krise gekommen. 57 Prozent der Bau- und Ausbaubetriebe befinden sich in einer guten und 37 bzw. 32 Prozent in einer zufriedenstellenden Geschäftslage. Die anhaltende Nachfrage in beiden Branchen lässt die Orderreserven auf 13 Wochen im Bereich Bau und 11 Wochen im Bereich Ausbau steigen. Allerdings verzeichneten 84 Prozent der befragten Bau- und Ausbaubetriebe steigende Einkaufspreise. Es könne jedoch trotz guter Auftragslage zu Ertragseinbußen kommen, wenn kurzfristige Preissteigerungen nicht in Rechnung gestellt werden könnten, so Gringel.
Unerwartet stark zeigen sich die Kfz-Handwerke durch die Auswirkungen der Pandemie belastet. Gemäß den vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes wurden 2020 rund 16 Prozent weniger Unfälle im Straßenverkehr aufgenommen als ein Jahr zuvor.
Folglich führt dies zu sinkenden Umsätzen in den Servicebetrieben, wodurch das Geschäftsklima im Vergleich zum Vorquartal auf einem niedrigen Niveau bleibt; so auch die Betriebsauslastung mit 63 Prozent. Laut Gringel sei dies unter anderem auch auf die ungünstigen Rahmenbedingungen zurückzuführen, wie geringerer Servicebedarf aufgrund von vermindertem Verkehrsaufkommen durch Kontaktbeschränkungen oder das vermehrte Arbeiten im Homeoffice.
Auch die Lage der Nahrungsmittelhandwerker und der personenbezogenen Dienstleister sei äußerst angespannt, berichtete Gringel. Das verwundere angesichts der langen Schließung der Friseure und Kosmetiker und der erheblichen Einschränkungen für die Bäcker, Metzger und Konditoren nicht. Besonders kritisch seien die Rückmeldungen der Kosmetiker und Fotografen, bei denen drei von vier Betrieben die aktuelle Geschäftslage als schlecht bezeichnen. Die Berufsgruppen der Kosmetiker und Friseure müssen durch Tätigkeitsbeschränkungen infolge der zwischenzeitlich in Kraft getretenen Notbremse des Bundes erneut schwere Rückschläge hinnehmen.
Trotz Kurzarbeitergeld und Ausbildungsprämien ist die Beschäftigtenentwicklung im Handwerk weiterhin besorgniserregend. Insbesondere Betriebe mit schlechter Geschäftslage entlassen häufiger Mitarbeiter, als dass sie einstellen, und bei den Betrieben mit guter Konjunktur kommt die Beschäftigung aufgrund von Fachkräftemangel oder fehlender Ausbildungsbereitschaft nicht in Schwung. So setzten auf der einen Seite insgesamt 18 Prozent der befragten Betriebe im 1. Quartal 2021 Mitarbeiter frei, auf der anderen Seite stellten nur 8 Prozent zusätzliches Personal ein, wodurch sich ein negativer Beschäftigtensaldo ergibt.
In allen Branchen war etwas mehr Zuversicht als bei der Befragung zum Jahreswechsel zu beobachten. Infolge der voranschreitenden Impfungen wächst augenscheinlich die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Beschränkungen: 61 Prozent der Betriebe erwarten für das kommende zweite Quartal eine stabile Situation (Vorquartal: 57 Prozent), 17 Prozent hoffen auf Besserung (Vorquartal: 8 Prozent), aber immerhin noch 22 Prozent prognostizieren sogar eine Verschlechterung (Vorquartal: 36 Prozent).
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