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Liest man in den sozialen Medien die Kommentare der Bürger zur Stadtpolitik, bekommt man rasch den Eindruck, als ob jeder einzelne eine bessere und sinnvollere Politik betreiben könne, als die gewählten Vertreter. Besonders hart gehen die Kritiker mit den etablierten Parteien ins Gericht. Seien es rückblickend die Beschlüsse der Großen Koalition in Wiesbaden oder auch die Versuche einer Neuausrichtung in anderen Koalitionen, die Volksvertreter werden öffentlich harsch kritisiert und wenig gelobt.
Warum wagen sich manche Menschen trotzdem in das harte Geschäft der Lokalpolitik? Noch dazu nicht unter dem Schutzschirm einer der etablierten Parteien? Eine Frage, die Christian Bachmann lächeln lässt, der 42-Jährige erzählt, dass er aus einer politischen Familie kommt. Dort erlebte er von Anfang an politische Diskussionen, die ihn zu seinen eigenen Gedanken über die Politik in Deutschland anregten, aber zunächst völlig unabhängig von einer Partei waren. Erst 2006 nahm der aus dem Spessart stammende Bachmann den Faden auf, um eine parteipolitische Heimat zu suchen. Zu dieser Zeit wohnte er in Kelkheim und beschäftigte sich mit den dortigen Freien Wählern, die ihm aus dem bayrischen Landtag seiner Heimat bekannt waren.
Mit seinem Umzug 2008 nach Wiesbaden, verfestigte sich der Wunsch bei Christian Bachmann selbst lokalpolitisch mitzugestalten, um so Entscheidungen im Sinne der Bürger umzusetzen. Den Freien Wählern wollte er dabei treu bleiben, musst jedoch feststellen, dass diese zu diesem Zeitpunkt in Wiesbaden nicht vertreten waren. Im Hinblick auf die anstehende Kommunalwahl 2011, gründete er mit Gleichgesinnten 2010 deshalb den Kreisverband Freie Wähler Wiesbaden. Aus dem Stand errang er bei der Wahl einen Sitz im Stadtparlament. Als einziger Vertreter der Freien Wähler und politischer Neuling, war sein Wirkungsgrad jedoch stark limitiert. Deshalb hospitierte er von 2011 bis 2012 bei der Bürgerliste Wiesbaden. Die eigentlich fruchtbare Zusammenarbeit scheiterte am Willen der Bürgerliste, mit einem gemeinsamen Fraktionsnamen nach außen Flagge zu zeigen.
Zusammen mit Susanne Pöpel, die zu diesem Zeitpunkt die FDP verließ, und dem parteilosen Veit Wilhelmy, der ebenfalls auf der Suche nach einer Fraktion war, schloss sich Bachmann im Januar zur Fraktion der Unabhängigen & Freien Wähler zusammen. Nach der Wahl im März führt er seine Arbeit in der neuen Fraktion mit Monika Becht von der Bürgerliste Bürgerliste Wiesbaden (FW/BLW) weiter. Dabei ist für Bachmann, trotz der Doppelbelastung durch Beruf und Fraktionsarbeit, völlig klar, dass seine politische Arbeit für ihn immer „nur“ ein Ehrenamt sein wird. Dabei ist es ihm wichtig, nicht wirtschaftlich von der Politik anhängig seinen, um seine politischen Positionen frei vertreten zu sein können.
Besonders fühlt er sich den Themen der bürgerlichen Mitte verpflichtet und möchte deren Interessen vertreten. Für ihn ist das die Familienpolitik und Kinderbetreuung aber auch eine klare Position beim Thema Neubau oder Sanierung des Moritz-Lang Senioren-Heims (siehe hierzu auch Links am Ende des Artikels). Bachmann spricht sich für mehr Bürgerbeteiligung bei der Ideenphase öffentlicher Projekte aus und findet Bürgerbegehren in diesem Zusammenhang sinnvoll, um die Bürger bei den Beschlüssen mit im Boot zu haben.
Auch das Thema Flüchtlinge beschäftigt ihn. Für Bachmann kann die Aufnahme immer nur ganz eng an Integrationsmaßnahmen gekoppelt sein. Mit Blick auf die jüngsten Diskussionen in Stadtteil Erbenheim stellt er fest, dass man aus den 70er Jahren lernen muss. Es gilt die Entstehung von Parallelgesellschaften von Anfang an zu verhindern.
Nach der Wahl im März, ist die Arbeit für Bachmann nicht leichter geworden. Eine starke AfD hat die politischen Mehrheiten im Stadtrat verschoben. Zusammen mit seiner Fraktionskollegin Becht, können sie nach wie vor bei dem einen oder anderen Thema durchaus das Zünglein an der Waage sein. Für den Versuch, Wolfgang Nickel als Ersten Bürger der Stadt nach der Wahl im Amt zu halten, erntete er nicht nur Lob. Aber Bachmann steht zu seiner Meinung. „In diesem Fall hatte meine Entscheidung nur damit zu tun, dass ich Wolfgang Nickel für den richtigen Mann am richtigen Platz gehalten habe, völlig unabhängig von der Parteizugehörigkeit. Das habe ich auch schon vor der Wahl so gesagt, sodass ich die Aufregung darüber nicht verstehen konnte“,kommentiert Bachmann.
Es gibt viel zu tun in den kommenden Jahren für den Politiker Bachmann. Für die anstehende Bundespräsidentenwahl sind die Freien Wähler schon deutliche weiter als alle anderen Parteien. Ihr Kandidat steht bereits fest. Der aus dem Gerichts-Fernsehen bekannte Jurist Alexander Hold, wird für die Freien Wähler kandidieren. Am Samstag, 12. November, wird Hold in Wiesbaden zu Gast sein. Ein gute Gelegenheit für die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener, sich ein eigenes Bild von diesem Kandidaten zu machen.
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