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Sprachfähig sein, anderen Menschen Lust machen, über ihren Glauben zu sprechen - das ist Christiane Müller in den vielen Jahrzehnten als Pfarrerin stets ein großes Anliegen gewesen - in der Kirchengemeinde Hadamar, wo sie als Pfarrerin mit ihrem Mann zusammen begann, und in der Wiesbadener Lukasgemeinde in Biebrich, wo sie gemeinsam 22 Jahre arbeiteten und lebten.
Dass Christiane Müller das Sprechen über den Glauben selbst mit einer großen Leichtigkeit beherrscht, hat sie in ihrem Abschiedsgottesdienst, in dem sie unter anderem von ihrer tiefgläubigen Mutter aus Ostpreußen sprach, eindrucksvoll bewiesen.
Nach mehr als zwei Jahrzehnten in der evangelischen Lukasgemeinde haben sich Christiane und Gerhard Müller aus der Gemeinde offiziell verabschiedet - in einem Gottesdienst unter Mitwirkung des Gospelchors „Gospical“ und mit anschließendem großem Empfang. Christiane Müller wurde von Propst Oliver Albrecht gleichzeitig in den Ruhestand versetzt, Gerhard Müller bleibt stellvertretender Dekan im Evangelischen Dekanat Wiesbaden. Bis ein neuer Pfarrer für die Lukasgemeinde gefunden ist, übernimmt Pfarrer Roland Rosenbaum aus der Markusgemeinde an der Waldstraße die Vertretung.
Mehrere hundert Menschen aus der Gemeinde, der Nachbarschaft, aus ganz Wiesbaden, dem Dekanat und aus den Prädikantenkursen von Christiane Müller, nahmen am Gottesdienst teil, um von dem Pfarrerehepaar, dass so intensiv mit und bei seiner Gemeinde gelebt hat, Abschied zu nehmen. „Ein Kirchenjahr beginnt, eine Ära geht zu Ende“, erklärte deswegen auch Propst Oliver Albrecht. Es sei dem Ehepaar Müller nie darum gegangen, Menschen zu suchen, die die Kirche irgendwie am Laufen halten, sondern sie wollten, dass Menschen sich entfalten können, dass sie hier aufblühen. „Bei Ihnen stehen an erster Stelle die Menschen, dann schauen Sie, wie die Kirche aussehen soll“, rief Albrecht dem scheidenden Pfarrerehepaar zu.
Das Ergebnis ist eine lebendige Gottesdienstgemeinde, Gesprächs- und Glaubensgruppen nicht nur zur Fasten- und Adventszeit, das legendäre Krippenspiel, das Pfarrerin Müller jährlich selbst schrieb, die aktive Kinderarbeit, der Gospelchor „Gospical“, die Gemeindeausflüge „Fahr mit“ und vieles mehr. Dem Kirchenvorstandvorsitzenden Dr. Hans Thumeyer blieb deswegen vor allem eines: danke zu sagen - auch den heute vier erwachsenen Kindern des Ehepaares; dafür, dass sie ihre Eltern so oft entbehren mussten. Dem Pfarrerpaar wünschte er alles Gute und Gesundheit und erklärte: „Wir werden Ihre Liebe zu den Menschen und zu Ihrer Berufung vermissen.“
Für Dekan Martin Mencke hat die Wirkungsgeschichte der Müllers in Biebrich fast etwas Märchenhaftes. In Anlehnung an Christiane Müllers Weiterbildung zur professionellen Märchenerzählerin erklärte er: „Es war einmal ein Pfarrerpaar, dass in die kleine Landeshauptstadt Wiesbaden zog. Sie verkündigten, predigten, schauten den Menschen immer aufs Maul, redeten ihnen aber nie nach dem Mund.“ Er habe es immer bewundert, so Mencke, wie sehr Christiane und Gerhard Müller in ihrer Gemeinde säend unterwegs waren. „Danke für einen Dienst, in dem ihr treu gesät und gedient habt“, so der Dekan.
Mit vier Kindern zogen die Müllers vor 22 Jahren ins Pfarrhaus auf den Gräselberg. Zuvor waren sie in der Evangelischen Kirchengemeinde in Hadamar im Westerwald tätig. Christiane Müller hat ihr Vikariat in Limburg absolviert. Ein ziemlicher Kraftakt mit vier kleinen Kindern, erinnert sich die heute 64-Jährige: „Ich war damals zwar die einzige Mutter von vier Kindern im Vikariatskurs, und hab meine Hausarbeiten oft erst nachts schreiben können, aber ich war trotzdem sehr froh, mich wieder mit theologischen Fragen beschäftigen zu können. Da bin ich richtig aufgeblüht.“
Die Leidenschaft dafür blieb: Neben der Freude an der Arbeit mit Kindern, etwa beim Dekanatskinderkirchentag, ist es Christiane Müller gelungen in der Lukasgemeinde einen Ort zu schaffen, wo Raum für Glauben- und Lebensthemen ist: „Mir war es immer wichtig, dass Menschen sich begegnen, sich austauschen, miteinander ins Gespräch kommen und dass sie berührt werden und sich in ihnen etwas ereignet.“
Das Paar eint bis heute deswegen auch die Lust, Gottesdienste zu gestalten. Auch für den stellvertretenden Dekan Gerhard Müller war immer klar: „Ich wollte die Anbindung an die Gemeinde nie verlieren.“ Deswegen blieb der 64-Jährige auch bis zuletzt Vorsitzender des Kirchenvorstands, predigte regelmäßig in der Lukaskirche und organisierte Gemeindefahrten- und -ausflüge.
Christiane und Gerhard Müller schauen dankbar und glücklich auf ihre Zeit in der Lukasgemeinde zurück: „Wir sind hier mit offenen Armen empfangen worden“, erinnert sich Gerhard Müller und sagt: „Es war immer wunderbar, sich von der Gemeinde und dem Kirchenvorstand getragen zu wissen.“
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Foto: Evangelisches Dekanat Wiesbaden / Privat