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Im Ladenlokal des „Weißen Ring“ finden Menschen, die Opfer von Verbrechen wurden Hilfe, Trost und Halt. Kriminalhauptkommissar a.D. Rudolf-Lothar Glas hält hier seit 2007 die Zügel fest in der Hand und sorgt, zusammen mit seinem ebenfalls ehrenamtlichen Team, dafür, dass „seine“ Kunden jede Unterstützung bekommen, die ihnen im Rahmen von Recht und Gesetz - und manchmal auch etwas darüber hinaus – zusteht.
Als Glas, der unter Freunden Rudi genannt wird, vor 10 Jahren wegen Dienstunfähigkeit vorzeitig aus dem aktiven Polizeidienst ausschied, hatte der damalige Polizeipräsident des Polizeipräsidiums Westhessen, Peter Frerichs zusammen mit Generalstaatsanwalt Hans-Josef Blumensatt schon eine neue Aufgabe für den engagierten Polizisten im Auge. Die Leitung der Außenstelle des „Weißen Ring“ in Wiesbaden war vakant und Glas war für die beiden Männer die Idealbesetzung. „Bei dieser freundlichen Nachfrage konnte ich nicht nein sagen“, erzählt Glas lachend und so wechselte er nach fast 40 Jahren Polizeidienst die Fronten und kümmerte sich fortan nicht mehr um die Täter, sondern um deren Opfer. „Bei polizeilichen Ermittlungen bleibt für die Opfer meist keine Zeit, mit dieser Arbeit kann ich etwas von dem zurückgeben, was in diesen Jahren auf der Strecke geblieben ist“, sagt Glas nachdenklich.Ehrenamtliche aus allen BerufsgruppenAber ohne Team, könnte auch der engagierte Glas nicht das bewegen, was der Weiße Ring Wiesbaden Jahr für Jahr stemmt. Gut 300 Fälle bearbeiten sie per anno gemeinsam und das mit Herzblut, oft unbürokratisch und sehr persönlichem Einsatz. Bei besonders tragischen Umständen begleiten sie Betroffene manchmal jahrelang.
Auf diese manchmal sehr schwere Arbeit werden die Mitarbeiter vorbereitet und regelmäßig zertifiziert geschult. Dazu gehört auch eine psychologische Betreuung, denn viele Tatumstände können auch die Helfer manchmal erheblich belasten. Grundsätzlich können Glas und seine Mitarbeiter ihre Emotionen jedoch von den Geschic hten der Betroffenen trennen.
Glas und sein Team sind erster Linie für die Opfer zuständig, arbeiten aber darüber hinaus auch mit zahlreichen Themenverwandten Organisationen wie zum Beispiel Wildwasser gut zusammen. In der jüngsten Vergangenheit ereigneten sich in Wiesbaden und Umgebung zahlreichen schweren Verbrechen. Besonders in Erinnerung sind die Morde an der 22-jährigen Jolin S. im Februar 2013 und an Vanessa W. im Juli des gleichen Jahres. Aber auch der furchtbar brutale Machten-Angriff im August 2016, auf einen Hochheimer Rentner wird von Glas betreut. Trauriger Höhepunkt war für den Biebricher jedoch der Mord an der Kioskbesitzerin in der nahegelegenen Rathausstraße. „Wenn man ein Opfer persönlich kennt, ist das nochmal eine andere Nummer“, sagt Glas. Natürlich setzen wir uns für alle Betroffenen gleichermaßen ein, aber wenn es so nah ist, fühlt es nochmal anders an“. Ganz aktuell kümmert sich Glas um den Witwer der 90-jährigen Wiesbadenerin, die an den Folgen des Raubüberfalls in ihrem Treppemhaus verstorben ist.
Noch immer ist das deutsche Recht weit entfernt, den Opferschutz genauso zu praktizieren wie den Täterschutz. Aber nicht zuletzt durch die Arbeit des „Weißen Ring“ hat sich die rechtliche Situation der Opfer schon deutlich verbessert. So zahlt der Staat mittlerweile für die anwaltliche Vertretung von Opfern. Trotzdem gibt immer wieder Situationen in denen der Staat versagt oder auch nicht mehr tun kann, dann sind die Mitarbeiter des „Weißen Ring“ die einzige Anlaufstelle.
Nach Gewalttaten stehen die Opfer oft mittellos dar. Dann kann der „Weiße Ring“ auf vielfältige Art helfen:
Seit 40 Jahren kümmern sich die ehrenamtlichen Helfer des „Weißen Ring“ als Gemeinnütziger Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten, jetzt bereits um das Thema. Gründungsmitglied Eduard Zimmermann hat viele seiner Ideen umsetzen können. Seit 1986 gibt es in Deutschland ein Opferschutzgesetz, aber noch immer gibt es Ziele, die es zu erreichen gilt. So sollte die Arbeit nicht im Rahmen von Ehrenamtlichen erledigt werden, denn beim Opferschutz handelt es sich um eine Staatsaufgabe. Opfer und ihre Helfer müssen in alle Bereichen den Tätern gleichgestellt werden. Nur so ist gewährleistet, dass ein Verbrechen die Leben der Opfer nicht völlig zerstört.
Ein weiterer Erfolg ist die zentrale Notrufnummer für Opfer. Unter der Telefonnummer: 116 006, erreichen Opfer in ganz Deutschland Ansprechpartner, die ihnen in ihrer Not qualifiziert weiter helfen. Infos zur Arbeit von Rudi Glas und seinem Team finden Sie auch im Web oder telefonisch 0611 / 86 170.
Wenn Sie an der Arbeit des „Weißen Ring“ gefallen finden, sind Sie als Helfer dort übrigens jederzeit mehr als Willkommen.
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Fotos: Petra Schumann