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Zunächst ging im Wiesbadener Busverkehr am Mittwochmorgen nichts mehr. Busse Blockieren die Aus- und Einfahrt des Betriebshof der ESWE Verkehrsgesellschaft in der Gartenfeldstraße. Hintergrund ist, das die Gewerkschaft NahVG alle Gewerkschafts-Mitarbeiter der Wiesbadener Busgesellschaft (WiBus) dazu aufgerufen hat, sich an einem unangekündigten Warnstreik am Mittwoch zu beteiligen. Rund 300 Mitarbeiter sind diesem Appell gefolgt und blockieren seit den frühen Morgenstunden das Tor, das hatte große Auswirkungen auf ganz Wiesbaden. Denn die Kollegen der ESWE Verkehrsgesellschaft können aufgrund der versperrten Aus- und Einfahrt das gemeinsame Betriebsgelände nicht verlassen und so standen alle 230 Busse still.
Gegen 10:00 Uhr wurde die Blockade von den Streikenden WiBus-Mitarbeiter geöffnet, so dass die ersten Busse wenige Minuten später das Betriebsgelände verlassen konnten. Am Mittag waren bereits 100 Busse wieder im Einsatz. Diese wurden möglichst gleichmäßig auf das Liniennetz verteilt, erklärt ein Sprecher von ESWE Verkehr. Die Hauptverkehrsachsen haben da aber einen kleinen Vorteil, schließlich werden diese am meisten Genutzt.
Da aber immer noch rund 130 Busse still stehen, kommt es bis in den Nachmittag hinein zu Ausfällen und Verspätungen einzelner Fahrten.
Eiskalt hat es die mehrere zehntausend Pendler erwischt, die am frühen Morgen auf ihren Bus vergebens gewartet um zur Arbeit zu kommen. Die standen erst einmal in der Kälte und hofften, dass ihre Linien bald die Haltestelle ansteuert. Das war aber vergebens. Viele sind dann zu Fuß losmarschiert oder haben sich ein Taxi gerufen. Auch die Schulkinder kamen, wenn sie nicht gelaufen sind, oder von den Eltern gefahren werden konnten, nicht zum Unterricht. Melanie Schauß, Sprecherin der Wiesbadener Verkehrsbetriebe, schildert: „Wir haben heute morgen sofort auf allen Wegen und auch Kanälen unsere Fahrgäste über den Warnstreik und den Ausfall aller Buslinien informiert.“
Der Busbetrieb kam in Wiesbaden fast vollständig zum erliegen. Einen Ersatzverkehr konnte die ESWE so kurzfristig nicht einrichten. Vereinzelt fuhren auf den Gemeinschaftslinien 6, 9, 33, 45 und 47 Busse von anderen Verkehrsgesellschaften. So war dann und wann mal ein Bus zusehen. Die Regionalbuslinien aus beispielsweise in den Main-Taunus- und Rheingau-Taunus-Kreis waren vom Warnstreik nicht betroffen und fuhren ganz normal.
Die WiBus-Fahrer wollen noch bis 15:00 Uhr weiter streiken. Mit diesem Ausstand kämpfen sie für mehr Lohn und verbesserte Arbeitsbedingungen. Wie die Gewerkschaft mitteilt Arbeiten die Busfahrer der privaten WiBus Gesellschaft genauso viel wie ihre Kollegen von der ESWE Verkehrsgesellschaft, bekommen aber rund 30 Prozent weniger Lohn. „Das kann nicht sein. Wir wollen gleich behandelt werden“, erzählt ein WiBus-Mitarbeiter.
„Genauso wie die Fahrgäste wurde auch die Geschäftsleitung von WiBus vom Warnstreik der Gewerkschaft NahVG überrascht“, stellt WiBus-Geschäftsführer Dirk Stein fest. Der Streik sei um so überraschender gewesen, als gerade ein dickes Paket von Vereinbarungen einvernehmlich mit dem Betriebsrat verhandelt worden sei mit dem Ziel, die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung der WiBus-Beschäftigten deutlich zu verbessern. „Die Verdienste der WiBus-Beschäftigten erreichen mit diesem Paket zusammen mit den Lohnerhöhungen des letzten Jahres das Niveau des Tarifvertrages Nahverkehr (TV-N), der bei ESWE Verkehr angewendet wird“, stellt Stein fest und ergänzt, „dass WiBus bereits jetzt die höchsten Löhne in Hessen zahlt, wenn man von Bestandsschutz für Altbeschäftigte in den Stadtwerken absieht.“ Er bedauert den überraschenden Ausstand und entschuldigt sich für sein Unternehmen bei den Fahrgästen, die erhebliche Unannehmlichkeiten auf sich nehmen mussten.
„Im Moment verhandeln WiBus und ESWE Verkehr über die Leistungspreise für die bedienten Linien, um die Verbesserungen beim Lohn und bei den Arbeitsbedingungen zu realisieren. Gerade in dieser Phase ist aber der Streik nicht hilfreich und kontraproduktiv“, macht der WiBus-Geschäftsführer deutlich.
Unverständlich sei für ihn auch die zeitweilige Blockade der Betriebshofausfahrt durch Streikende, obwohl die Streikleitung zugesichert habe, keine Blockade durchzuführen.
Er habe den Landesverband Hessischer Omnibusunternehmer (LHO) als Vertreter der Arbeitgeber gebeten, sich mit den Forderungen der NahVG auseinanderzusetzen, teilt Stein abschließend mit.
Weitere Informationen folgen im Laufe des Tages bei Wiesbadenaktuell.de und auch die ESWE Verkehrsgesellschaft hält Sie auf ihrer Internetseite www.eswe-verkehr.de über den aktuellen Stand auf dem Laufenden.
Ab etwa 16:00 Uhr rechnet ESWE Verkehr mit einem "normalen" Betrieb. Spätestens zum Feierabend werden alle Bus wieder planmäßig fahren heißt es.