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Wie konnte es zur Havarie der Wiesbadener Salzbachtalbrücke kommen? Am 18. Juni 2021 war sie gesperrt worden, weil Betonteile vom bereits im Rückbau befindlichen und daher nicht befahrenen Südüberbau herabfielen. Das Bauwerk sackte stellenweise um bis zu 50 Zentimeter ab. Anfang November folgte die Sprengung beider Brückenteile. Viele fragen sich seither, warum die Salzbachtalbrücke versagte. Ein kürzlich veröffentlichtes Gutachten, das von der Autobahn GmbH in Auftrag gegeben wurde, macht klar: Von Anfang an gab es Probleme mit der Konstruktion der Brücke der A66.
In dem Gutachten heißt es, dass die Salzbachtalbrücke „bereits bei der Inbetriebnahme [im Jahr 1963] große konstruktive Schwächen aufwies und über ein hohes Gefährdungspotential verfügte“. Der Baugrund war demnach nicht für die Brücke geeignet. Bereits seit 1964 seien immer wieder deutliche Senkungen des Bauwerks beobachtet und dokumentiert worden. Es sei zu Schiefstellungen der Pfeiler gekommen. Außerdem sei der verwendete Spannstahl anfällig für Spannungsrisskorrosion gewesen.
Bei den verbauten Rollenlagern handelte es sich laut Expert:innen zudem um einen älteren Bautyp, der nur einer geringen Fahrbahnausdehnung bei Temperaturschwankungen Stand halten kann und heute nicht mehr verbaut wird. Bereits in der Vergangenheit seien an der Salzbachtalbrücke große Lagerauslenkungen festgestellt worden. Daraufhin wurden um 2011 die Lager am Überbau Nord ausgetauscht – jedoch nicht am Südbau, der am 18. Juni 2021 havarierte.
Die Gutachter:innen kommen zu dem Schluss, dass es letztlich das Wetter war, das die Brücke in die Knie zwang. Am Tag der Havarie kletterte das Thermometer auf 32,1 Grad und damit auf die höchste Temperatur des Jahres. Außerdem wurde an diesem Tag die maximale Sonnenscheindauer von 16,28 Stunden erreicht. Die Hitze und die kontinuierliche Sonneneinstrahlung habe dazu geführt, dass sich das Tragwerk am 18. Juni bis 17:00 Uhr so stark ausdehnte, dass eine Rolle vom Lager fiel. Verstärkt wurde dieser Effekt laut Gutachten dadurch, dass die Fahrbahndecke im Zuge des Rückbaus bereits abgetragen worden war. Durch die verringerte Last habe sich die Empfindlichkeit der Pfeiler erhöht. Außerdem habe sich das Tragwerk stärker aufgeheizt.
„Es ist eine Verkettung von mehreren Umständen“, fasste Matthias Hannappel, Leiter des Geschäftsbereichs Bau und Erhaltung in der Niederlassung West der Autobahn GmbH, die Gründe für die Havarie der Salzbachtalbrücke am Montag beim Pressetermin zur Freigabe der B263 zusammen.
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