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Kurzarbeit und Homeoffice für die einen – volle Auftragsbücher und Überstunden für die anderen: Im Wiesbadener Baugewerbe wurde im vergangenen Jahr voll durchgearbeitet und damit entscheidend zur Stabilisierung der heimischen Wirtschaft in Zeiten der Corona-Krise beigetragen.
Auch die Aussichten für die Bauwirtschaft sind nach Einschätzung der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) Hessen sehr gut: Knapper Wohnraum, niedrige Zinsen und Nachholbedarf bei der öffentlichen Infrastruktur dürften in der Bauwirtschaft auch in den kommenden Jahren für stabile Aufträge sorgen. Problem der Branche sei eher, dass Fachkräfte fehlen und der Nachwuchs andere Branchen attraktiver finde.
Diese Lage sollte die Bauarbeitgeber bei den laufenden Tarifverhandlungen eigentlich zu großzügigen Angeboten animieren. Sie hätten jetzt die Möglichkeit, in einer wirtschaftlich sehr guten Zeit für das Baugewerbe auch die Bauberufe attraktiver zu machen und diese so nachhaltig gut aufzustellen.
„Sowohl in der Landeshauptstadt als auch hessenweit laufen die Arbeiten auf den Baustellen trotz Pandemie nach wie vor auf Hochtouren – vom Wohnungsbau über die Instandhaltung von Straßen bis hin zum Gleisbau“, sagt Hans-Joachim Rosenbaum, Regionalleiter der IG BAU Hessen. Die Beschäftigten sollten nun an den guten Geschäften ihrer Firmen beteiligt werden.
Dazu hatte die IG BAU wesentliche Forderungen bei den Tarifverhandlungen aufgestellt. Neben der Anhebung der Einkommen um 5,3 Prozent fordert die Gewerkschaft die überfällige Angleichung der Ost-Einkommen an die West-Einkommen und eine Entschädigung für die unverhältnismäßig langen Wegstrecken zu den Baustellen.
Bei der ersten Tarifverhandlung für die bundesweit 890.000 Bau-Beschäftigten hätten sich die Arbeitgeber jedoch geweigert, über eine Wegezeitentschädigung zu verhandeln. Die Tarifeinkommen im Westen sollten nach Arbeitgeberansicht eingefroren werden, damit die Ost-Einkommen langsam angepasst werden könnten. Beim Einkommen gab es bei den Verhandlungen immerhin ein Angebot, allerdings unterhalb der Preissteigerungsrate.
„Dieses Verhalten bringt die Bau-Beschäftigten auf die Palme – und auf die Straße.“ Deshalb hat die IG BAU vor der zweiten bundesweiten Tarifverhandlung am 21. und 22. Juni zu Protesten aufgerufen. Im Rahmen eines Autokorsos werden die Bau-Beschäftigten in Wiesbaden um 5 Minuten vor 12 Uhr vor dem Gebäude des Bau-Industrieverbands in der Abraham-Lincoln-Straße 30 protestieren.
Es werden zahlreiche Teilnehmende erwartet. „Sie werden deutlich machen, dass es fünf vor zwölf ist für ordentliche Arbeitsbedingungen und auch fünf vor zwölf für nachhaltige Verbesserungen bei den Tarifverhandlungen“, so Rosenbaum.
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