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Ganz besonderes Fußballflair in der Wiesbadener Brita Arena. Zum osteuropäischen Derby trafen sich am Dienstagabend die Auswahlmannschaften Polen und Weißrussland zum insgesamt sechsten direkten Aufeinandertreffen in der hessischen Landeshauptstadt. Es wurde aber nicht wie angenommen das Abschiedsspiel von Weißrusslands Trainer Bernd Stange, der nach dem letzten EM-Qualifikationsspiel gegen Rumänien scheinbar zurückgetreten war. Der Deutsche bleibt bis zum Ende des Jahres im Amt. Für den Test gegen Polen wirbelte er seine Mannschaft kräftig durcheinander. Nur vier Spieler blieben gegenüber der Startformation gegen Rumänien erhalten. Verzichten musste der 63-jährige auf seine beiden Deutschland-Legionäre Aleksandr Hleb (VfL Wolfsburg) und Anton Putsila, die beide verletzt ausfielen.
Polens Nationaltrainer Franciszek Smuda, der seine Mannschaft seit 2009 betreut, wechselte auf zwei Positionen gegenüber dem letzten Testspiel in Südkorea. Dortmunds Stürmer Robert Lewandowski wurde zunächst geschont und durch Pawel Brozek ersetzt. Dafür rutschte sein Teamkollege Lukasz Piszczek für Gregorz Wojtkowiak ins Team. Der Kölner Adam Matuschyk fiel wegen einer Knochenhautentzündung ganz aus.
In den ersten Minuten war nur die Stimmung in der Brita Arena sehenswert. Viele tausende Polen unterstützen ihre Mannschaft mit lauten „Polska, Polska!“-Rufen. Daurch angetrieben war Polen von Anfang an auch die spielbestimmende Mannschaft, ohne aber nennenswerte Möglichkeiten zu kreieren. Einzig der Mainzer Eugen Polanski in der dritten und Pawel Brozek in der achten Spielminute näherten sich dem Tor der Weißrussen teilweise an.
Für das weißrussische Team war dagegen sehr oft an der Mittellinie Schluss. Spielerisch fielen sie in der ersten Halbzeit überhaupt nicht auf, eher nur durch die ruppige Gangart. Erst in der 18. Minute gab Verkhautsou den ersten Warnschuss in Richtung polnisches Tor und Arsenal-Keeper Lukasz Fabianski ab, der jedoch kläglich weit am rechten Pfosten vorbei ging. Ebenso der zweite „Torschuss“ von Smitov.
Danach legten die Polen einen weiteren Zahn zu. Erst Abwehrspieler Perquis mit Kopf, im Anschluss einer Ecke, knapp am Pfosten vorbei, dann Polanksi, der seinen Mittelfeldkollegen Mierzejewski steil schickte, der aber aus zwölf Metern frei vor Zhevnov rechts über den Winkel schoss. Eine weitere gute Kopfballmöglichkeit hatte Wasilewski kurze Zeit später in der 30. Minute. Nur eine Minute später wurden die Polen dann für den immensen Druck auf das weißrussische Gehäuse belohnt. Erneut war Polanski der Passgeber, diesmal auf den Dortmunder „Kuba“ Blaszczykowski, der die Kugel im Strafraum erst nicht richtig unter Kontrolle bekam, dann aber zwei Gegner mit einer Körpertäuschung verlud und an Zhevnovs linken Bein zum 1:0 einschob.
Mit dem 1:0 im Rücken erspielte sich der EM-Gastgeber weitere Chancen. Kurz vor der Halbzeit ging es wieder einmal über die rechte polnische Seite. Polanksi erneut auf „Kuba“, der per Beinschuss an seinem Gegenspieler nach Innen zog und in die Mitte auf Brozek passte, der jedoch knapp gegen Zhevnov zu spät kam.
Für die zweite Halbzeit veränderte nur Bernd Stange sein Team. Veremko und Zhenov tauschten die Plätze im Tor, Stürmer Voronkov kam für Außenverteidiger Smitov. Das Team sollte nun deutlich offensiver agieren. Lange passierte nichts in der 2. Halbzeit. Weißrusslands Kulchy mit dem ersten und einzigen Schuss aus 18 Metern.
Nach gut einer Stunde auch die ersten Wechsel bei den Polen. Dortmunds Torjäger Lewandowski wurde nun genug geschont und kam für Brozek in die Partie. Ebenfalls kam Marcej Rybus für den starken Mierzejewski. Zehn Minuten später machte sich die Einwechslung von Lewandoski auch schon bezahlt. Über links ging der Kölner Peszko bis zur Grundlinie durch und flankte auf den lang freistehenden Dortmunder, der aus fünf Metern nur die Fußinnenseite hinhalten musste.
Dies war aber auch fast der einzige Höhepunkt in der zweiten Halbzeit, in der hauptsächlich die Wechselspielchen beider Trainer das Bild prägten. Lewandowski hatte in der 79. Minute noch die Möglichkeit seine Einwechslung mit einem zweiten Tor zu krönen. Im Strafraum scheiterte er jedoch an Veremko. Spielfluss kam in den letzten Minuten des Länderspiels kaum auf. Dennoch wurden alle Beteiligten mit einer guten Stimmung, dank der polnischen Fans belohnt.
Während die zahlreichen polnischen Fußballfans mit einem Autokorso den Sieg ihrer Mannschaft feierten, lobte Polens Nationaltrainer Franciszek Smuda seine Bundesligaprofis. Vorallem Eugen Polanski und Jakub "Kuba" Blaszczykowski bescheinigte er eine tolle Leistung. „Eugen hat bereits gegen Korea gezeigt was er kann. Das Spiel gegen Weißrussland war aber sein bestes Länderspiel”, sagte Smuda in gutem deutsch. Bei Kuba lobte der Trainer die Qualitäten als Leader: „Kuba ist ein echter Kapitän. Er kommt zu jedem Spiel top vorbereitet und ist auf dem Platz sehr wichtig. Seine Dribblings waren heute wieder stark, aber teilweise auch zu viel.”
Der andere Protagonist in der Pressekonferent, Bernd Stange, überraschte mit dem Statement, das es nicht sein letzten Spiel als Nationalcoach war. „Die Nachricht das ich zurückgetreten bin stimmt nicht! Ich habe einen Vertrag bis Ende des Jahres und den erfülle ich. Außerdem stehen noch Lädnerspiele im November an”, dementierte der gebürtige Ostdeutsche die Meldung, die aus Weißrussland vor dem Spiel durchsickerte, das Stange seinen Abschied in Wiesbaden geben wird. Seine Zukunft ließ er aber noch offen: „Es gibt zwei Möglichten: Entweder ich bin zuhaus im Garten und mähe den Rasen mit meiner Frau oder ich nehme einen anderen Job an”, so Stange mit einem Schmunzeln im Gesicht.
Aufstellungen:
Polen: Lukasz Fabianski – Lukasz Piszczek, Marcin Wasilewski, Damien Perquis (79. Dariusz Dudka), Jakub Wawrzyniak - , Eugen Polanski, Rafal Murawski (73. Tomasz Jodlowiec), Adrian Mierzejewski (60. Maciej Rybus), Slawomir Peszko (88. Janusz Gol), Pawel Brozek (60. Robert Lewandoski)
Weißrussland: Yury Zhenov (46. Siarhei Veremko) - Dzmitry Verkhautsou, Igor Smitov (46. Andrei Voronkov), Vitali Trubila, Alexandr Martynovich - Aleksandr Kulchy, Timofei Kalachev (88. Sergei Krivets) - Sergei Kislyak, Filip Rudzik (88. Aliaksandr Byemanok), Siarhei Amelyanchuk - Sergei Kornilenko (79. Bardachou)
Tore:
1:0 Blaszczykowski (31.)
2:0 Lewandowski (69.)
Zuschauer:
5.116