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Für viele ist es unvorstellbar, dass das Urgestein der Wiesbadener Notfallseelsorge – Detlef Nierenz sich wirklich endgültig aus der aktiven Arbeit zurückzieht.
Der 76-Jährige, der lange evangelischer Pfarrer in der Bergkirche war, ist neben Pfarrer Andreas Mann einer der Gründungsväter des Wiesbadener Vereins Seelsorge in Notfällen (SiN), den er auch rund zwei Jahrzehnte als Vorsitzender leitete. Für sein Lebenswerk erhielt Nierenz 2007 unter anderem sogar das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Bei seiner Verabschiedung und Ehrung in der Matthäuskirchengemeinde blickten der heutige SiN-Vorsitzende Christoph Fliegen und Andreas Mann, Notfallseelsorge-Beauftragter der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und Pfarrer für Notfallseelsorge in Wiesbaden, gemeinsam auf die Gründungsjahre des Vereins zurück. Christoph Fliegen erklärte: „Detlef, du hast im Jahr 1993 mit anderen die Notwendigkeit erkannt, den Verein Seelsorge in Notfällen in Wiesbaden zu gründen. Was heute selbstverständlich ist, war damals bundesweit ein Novum: Der Verein ist in Hessen die erste Einrichtung dieser Art gewesen.“ Bis heute, so Andreas Mann, sei die Zahl der Einsätze gleichbleibend hoch: „Die Praxis zeigt, dass dieser Dienst notwendig ist.“
Was damals als Experiment und Pionier-Projekt galt, machte schnell Schule. Heute kümmern sich knapp 30 Notfallseelsorge- und Kriseninterventions-Gruppen im Bereich der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und im Gebiet der entsprechenden Bistümer Mainz und Limburg um die psychosoziale Notfallversorgung der Bevölkerung.
Bürgermeister Arno Goßmann bezeichnet den Verein Seelsorge in Notfällen als einen „beständigen, verlässlichen und vor allem unerlässlichen Partner“ der Stadt Wiesbaden. Dazu habe Detlef Nierenz maßgeblich beigetragen.
Der stellvertretende Dekan Gerhard Müller stellte heraus, dass zum christlichen Glauben auch immer das Tun gehöre: „Glaube hat immer zwei Seiten – die Liebe Gottes annehmen und ihm dann auch dienen.“ Und das schließe den Blick auf die Schwachen, auf diejenigen, die abgrundtiefe Not erfahren haben, gerade mit ein.
Detlef Nierenz selbst dankte in seiner Abschiedsrede neben den vielen Weggefährten und Mitstreitern vor allem seinem Kollegen Andreas Mann. Sein Dank ging aber auch an den Rotary Club Kochbrunnen, der den Verein SiN immer finanziell unterstütz hat, die Rettungsdienste, Polizei und Feuerwehr sowie an die Familie und seine Frau: „Ich habe oft Stress und persönliche Grenzen erlebt – es war nicht immer einfach.“ Getreu dem Motto ,Nie geht man so ganz‘ versprach Nierenz den versammelten Notfallseelsorgern in der Matthäusgemeinde am Ende: „Wenn was ist, könnt ihr mich immer rufen.“
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Hintergrund Notfallseelsorge Wiesbaden
Die Wiesbadener Aktiven der Notfallseelsorge leisten wie andere Notfallseelsorge-Gruppen ehrenamtlichen seelsorglichen Beistand bei Notfällen wie dem plötzlichen Tod eines nahestehenden Menschen, bei Unfall, Feuer oder in einer anderen akuten Krisensituation.
Dies geschieht immer in enger Zusammenarbeit mit Rettungsdiensten, Polizei und Feuerwehr. Bei schweren Unglücken werden nicht nur Opfer, Beteiligte, Augenzeugen und Verwandte psychosozial begleitet, sondern auch die Einsatzkräfte selbst. Mitte 1993 wurde in Wiesbaden der Verein „Seelsorge in Notfällen e.V.“ gegründet. Die SiN-Aktiven sind ehrenamtlich arbeitende Frauen und Männer, die aus den unterschiedlichsten Berufen kommen, unter anderem Pfarrerinnen und Pfarrer, Sozialpädagogen oder Mitarbeitende des Rettungsdienstes. Vereinsvorsitzender ist Christoph Fliegen, sein Stellvertreter ist Eberhard Busch, für die Fachberatung ist Andreas Mann zuständig.
Mehr Infos und Kontakt: www.sin-wiesbaden.de
Foto: Andrea Wagenknecht