ANZEIGE
Viele Bürger fragen sich zur Zeit: Was passiert eigentlich mit den Menschen nach ihrer Ankunft in den drei Notaufnahmestellen in Wiesbaden? Nach der Registrierung vor Ort, die nichts mit einer Ersterfassung im Sinne eines Asylantrags zu tun hat, sondern ausschließlich der Regulierung und Dokumentation in den Unterkünften dient, versuchen Helfer und Dolmetscher den Menschen zu erklären dass, wenn sie die Unterkunft verlassen um ihre Reise innerhalb Deutschlands oder auch in ein anderes Land fortzusetzen, sie sich von diesem Moment an illegal in Deutschland aufhalten.
Viele Flüchtlinge haben jedoch konkrete Ziele in Deutschland, Schweden und anderen europäischen Ländern und versuchen einer Ersterfassung zu entgehen, um zunächst möglichst nah an das gewünschte Ziel zu kommen. Nach einem ordentlichen Asylantrag müssen sie nämlich mindestens drei Monate in dem Erstaufnahmelager verbringen. Wie bereits mehrfach geschrieben, verfügen die meisten Flüchtlinge über internetfähige Smartphones und Bargeld und sind damit gut vernetzt und flexibel. Am Donnerstag, 24. September, waren am Nachmittag 560 Menschen in den drei Unterkünften registriert. Gründe nicht weiterzureisen sind für diese Menschen: fehlendes konkretes Fluchtziel, kein Bargeld und Krankheit.
Bis auf die alleinreisenden Minderjährigen, können alle registrierten Menschen solange in den Unterkünften bleiben bis geklärt ist, wo eine Ersterfassung erfolgen kann. Diejenigen, die nun schon seit über eine Woche in einer der drei Hallen ausharren, beginnen Beziehungen zu den Helfern vor Ort aufzubauen. Langsam fangen sie an, über ihre Erlebnissen auf der Flucht zu erzählen, man lernt sich kennen und tauscht sich aus.
Im Rahmen dieser Gespräche wurde klar, dass Moslems vom 24. bis 27 September, das für sie wichtige Opferfest feiern. In Naurod und Breckenheim gelang es den Helfern tatsächlich, zusammen mit weiteren Spendern, zwei entsprechende Feiern zu organisieren. In Naurod kümmerte sich Momo, ein Mann vom Sicherheitsdienst der als Dolmetscher eine wichtige Aufgabe in der Notunterkunft spielt, um den Festablauf. Sascha und Tom, ebenfalls vom Sicherheitspersonal in der Einrichtung, unterstützten ihn dabei. Die Einsatzkräfte vom ASB Wiesbaden und dem DRK Rheingau sowie Freiwillige griffen in ihren Geldbeutel und sammelten den notwendigen Betrag für das Fest zusammen. Kurzerhand beschaffte der Security-Mitarbeiter zweieinhalb Lämmer, die auf dem mitgebrachten Grill von Volker Bienstadt zubereitet wurden.
Der Globus Markt in Nordenstadt spendierte die Holzkohle dazu und legte noch 60 Kinderrücksäcke drauf. Mit großer Freunde holten die Helfer die Spende ab.
Obst- und Gemüsespenden von Helfern und aus der Bevölkerung, wurden vor Ort von den Flüchtlingen selbst zubereitet. Ab 14:00 Uhr wurde gemeinsam gefeiert, gegessen und zur Musik aus den MP3-Playern der Flüchtlinge, die über eine mitgebrachte Box verstärkt wurde, getanzt. „Es war super schön, den Leuten eine Freude machen zu können“, sagte Bienstadt im Anschluss an das Fest.
Die türkische Bäckerei Harput in der Wellritzstraße, spendierte etwa 150 süße Gebäckstücken die zum Abschluss traditionell nach einem Opferfest verspeist werden.
Außerdem kam am Freitagnachmittag der Clowndoktor aus den Dr. Horst-Schmitt-Kliniken zu den Kindern in die Kellerskopfhalle in Naurod und zauberte ganz ohne Worte ein Lächeln in die Kindergesichter und auch in das einiger Erwachsener.
In Breckenheim zeichnete die Ahmadiyya-Gemeinde aus Wiesbaden für die Organisation verantwortlich. Durch den DRK Mitarbeiter Nasim Kashif, der ehrenamtlich seit mehreren Tagen bereits in der Notunterkunft hilft und in der Ahmadiyya-Gemeinde Wiesbaden aktiv ist, wurde passend zu dem Fest Reis mit Hühnchen für die Flüchtlinge organisiert. Als Nachtisch gab es eine süße Joghurtspeise. "Wir wollten den Menschen eine Freude machen, und das hat auch geklappt. Sie haben sich bedankt und gestrahlt", berichtet Kashif.
Wie die Stadt Wiesbaden mitgeteilt hat, soll die Notunterkunft in Naurod bereits am kommenden Dienstag, 29. September, geschlossen werden. Zu diesem Zeitpunkt wird die August-Hermann-Francke-Schule (Hollerbornstraße) betriebsbereit sein und 300 Menschen können dort vorläufig einziehen. Wann die Unterkunft im Simeonhaus bezugsfertig ist, wird in den kommenden Tagen bekannt gegeben. Nach dem derzeitigen Stand rechnet man in etwa 3 Wochen. Unter Hochdruck arbeitet die Stadt daran die Hallen wieder an Vereine und Sportler zurückzugeben.
P.S.: Sind Sie bei Facebook? Dann werden Sie Fan von Wiesbadenaktuell.de.
Fotos: Privat