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Wiesbadenaktuell: Herr Ludwig Ihr Saisonziel war der Klassenerhalt, jetzt haben Sie noch alle Chancen auf die 2. Bundesliga. Haben Sie vor der Saison bewusst tiefgestapelt oder die Leistungsstärke der Liga überschätzt?
Ralf Ludwig: Weder noch. Überrascht bin ich lediglich etwas von der Entwicklung und der Konstanz meiner Mannschaft. Ich war zwar davon überzeugt, dass wir ein starkes Team haben und als Aufsteiger auch den Klassenerhalt schaffen werden. Dass wir aber solch eine Hinrunde spielen, überrascht mich. Man muss dabei etwas relativierend wissen, dass wir insbesondere zum Saisonstart sehr viele enge Spiele hatten, die mit etwas Pech auch anders hätten ausgehen können. Mit dem stetig steigenden Selbstvertrauen wurden aber auch unser Spiel immer besser und solider. Das freut mich natürlich sehr. Die Liga ist genauso stark, wie ich sie erwartet habe. In keiner Weise mit der Oberliga vergleichbar und insbesondere im athletischen Bereich sehr beeindruckend.
WA: Das Torverhältnis weist darauf hin, dass die Mannschaft viele Spiele knapp gewonnen hat. Ist es eine Qualität der Mannschaft, enge Spiele für sich zu entscheiden?
Ralf Ludwig: Das würde ich zwar so nicht sagen, wenngleich es natürlich eine Qualität der Mannschaft ist, auch eine Liga höher den meisten Gegner auf Augenhöhe entgegengetreten zu sein. Auch ist es schön zu sehen, dass wir uns in kritischen Spielsituationen zunehmend mehr auf unser Spielkonzept und auch auf die individuelle Klasse einiger Spieler verlassen können. Trotzdem würde ich das nicht überbewerten und bin einfach froh, dass wir in der Hinrunde in allen engen Spielen punkten konnten. Bei den zwei Niederlagen in Magdeburg und Baunatal waren wir letztlich chancenlos.
WA: Der Spitzenreiter Baunatal muss noch in die Ländcheshalle und auch der Verfolger Bernburg kommt noch zum Heimspiel. Planen Sie zweigleisig und wären Verein und Mannschaft, die immerhin einen Erstligisten aus dem Pokal geworfen hat, bereit für die 2. Bundesliga?
Ralf Ludwig: Dieses Thema wird eben immer wieder diskutiert. Dafür bin ich im Grunde der falsche Ansprechpartner. Ich kann nur feststellen, dass wir aktuell als Amateure fungieren und ich nicht glaube, dass wir den nötigen Mehraufwand hin Richtung Professionalisierung leisten können. Weder strukturell, noch sportlich und erst recht nicht wirtschaftlich.
Unsere Planungen laufen daher auch völlig unabhängig einer Ligazugehörigkeit. Nichtsdestotrotz will ich als Sportler natürlich den maximal möglichen Erfolg erzielen. Soll heißen, dass ich auch weiterhin gerne jedes Spiel gewinnen will und auch am Ende liebend gerne ganz oben stehen würde. Ob das mit unserem Aufwand gelingt, bleibt allerdings abzuwarten.
WA: Der Verein (SG Wallau) ist ehemaliger Europapokalsieger, Deutscher Meister und Pokalsieger. Inwiefern machen sich diese Zeiten heute noch bemerkbar?
Ralf Ludwig: Ständig und überhaupt gar nicht. Ständig, weil wir andauernd mit der Vergangenheit der SG Wallau/Massenheim konfrontiert werden. Überhaupt gar nicht, weil die neue SG Wallau nichts mit der damals so erfolgreichen Spielgemeinschaft zu tun hat. Weder die heute handelnden Personen noch die Spieler haben mit denen der damaligen Glanzzeit in irgendeiner Form eine Verbindung. Daher würde ich mir viel öfters wünschen, dass die aktuell tollen Leistungen mehr Anerkennung in Wallau finden und nicht ständig mit der der „guten alten Zeiten“ verglichen werden. Das ist aber ein bekanntes Gesellschaftsphänomen, das viele Menschen zu sehr in ihrer Vergangenheit leben.
Ich, beziehungsweise wir würden uns wünschen, dass wir auch wieder von früheren Gönnern mehr Wahrnehmung und Unterstützung erhalten. Die Geschichten über die „schönen alten Zeiten“ kennen wir mittlerweile. Es wäre an der Zeit, neue Geschichten zu schreiben.
WA: Sie hatten als Trainer Erfolg in Groß-Umstadt, jetzt stellt der sich in Wallau ein. Was prägt Sie als Trainer?
Ralf Ludwig: Das sollten doch prinzipiell Andere beurteilen. Handball bedeute für mich Herzblut und Leidenschaft, was ja auch zwei unsere Schlagworte der neuen SG sind. Ich denke es gelingt mir ganz gut, diese Eigenschaften in mein Team zu tragen. Die Identifikation in und mit unserem Team ist mir sehr wichtig und ich arbeite stets daran, dass jeder Einzelne seine Aufgabe kennt, diese erfüllt und somit auch seinen Anteil am Gesamterfolg hat. Insofern weiß ich nur zu genau, dass unser Erfolg eine tolle Teamleistung darstellt. Genauso wie seinerzeit in Groß-Umstadt und auch davor bei der TGB Darmstadt.
Über Ralf Ludwig
Zur Person: Ralf Ludwig ist 41 Jahre alt und Diplom Bauingenieur
Hobbys: Handball, Radfahren, Grillen und Freunde
Frühere Vereine als Spieler: TSV Pfungstadt, TV Groß-Umstadt, TSG Groß-Bieberau
Als Trainer: TGB Darmstadt (2002-2006 – 4 Jahre), TV Groß-Umstadt (2006-2011 – 5 Jahre), SG Wallau (2011-heute)