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Die Synodalen der Frühjahrssynode des Evangelisches Dekanats Wiesbaden waren sich einig, bei zehn Enthaltungen haben sie ohne Diskussion dem Haushaltsplan zugestimmt. Das Dekanat leide nach wie vor unter einer noch nicht funktionsfähigen Doppik (doppelte Buchführung in Konten). Dass sich die Mitglieder des Finanzausschusses immer noch in einer Art „Blindflug“ befänden, sei nach wie vor sehr frustrierend, erklärte Eberhard Busch, Vorsitzender des Finanzausschusses und des Dekanatssynodalvorstands.
Nach Auskunft der Regionalverwaltung bestehe allerdings die Chance, dass im Herbst dieses Jahres eine erste Eröffnungsbilanz vorgelegt werden kann und Anfang 2020 eine erste Haushaltsabrechnung gelingt - dann für das Haushaltsjahr 2015. Busch dankte in diesem Zuge der Regionalverwaltung: „Die Mitarbeitenden versuchen mit großem Einsatz, mit den Doppik-Problemen umzugehen“, so Busch.
Dass das Haushaltsvolumen in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen ist, lässt sich vor allem auf den Haushaltsanteil der Evangelischen Familienbildung und den der gemeindeübergreifenden Trägerschaft der Kindertagesstätten zurückzuführen, erklärte Busch.
Zum zweiten Mal hat das Evangelische Dekanat Wiesbaden den mit 500 Euro dotierten „Wilhelm-Kahl-Preis für Mitmenschlichkeit“ verliehen. Preisträgerin ist die Wiesbadenerin Martina Lotz. Sie ist die Initiatorin des ökumenischen Sprachcafés, zu dem geflüchtete Menschen jeden Alters zusammenkommen, um Deutsch zu lernen – es findet abwechselnd in den Räumen der katholischen und evangelischen Kirche in Delkenheim statt. „Ich habe mich gefragt, was machen die Leute, die hierher kommen und nichts zu tun haben?“, erzählt Martina Lotz rückblickend.
Oft vergehen Monate, bis die Aufenthaltsgenehmigung ausgestellt wird und auch dann gibt es noch Wartelisten für die städtischen Sprachkurse. Als sie in den beiden Kirchengemeinden in Delkenheim ihre Idee von einem Sprachcafé vor Ort vorstellte, meldeten sich viele Unterstützer und so nahm die Idee vor drei Jahren ihren Lauf. Das Preisgeld, so Lotz, fließe jetzt natürlich in die Arbeit des Sprachcafés.
Neben ihrem Engagement in Delkenheim arbeitet Martina Lotz auch im Partnerschaftsverein „Wiesbaden-Schierstein-Kamenez-Podolski“ mit.
Martina Lotz setze sich für Völkerverständigung, Integration und Mitmenschlichkeit ein, so Pfarrerin und Dekanatssynodal-Vorstandsmitglied Ursula Kuhn in ihrer Laudatio: „Das hat uns im Dekanatssynodalvorstand zu dieser Nominierung motiviert“, so Kuhn. „Es ist uns eine große Freude, Ihnen, Martina Lotz, den Wilhelm-Kahl-Preis des Evangelischen Dekanats Wiesbaden überreichen zu dürfen.“
Der Stifter des Preises, Wilhelm Kahl, stammt aus Wiesbaden-Delkenheim. Er war, so beschreibt es Präses Gabriele Schmidt, die „gute Seele des Ortes“, engagiert in der Kirchengemeinde und in vielen Vereinen. Er hat dem Dekanat Wiesbaden nach seinem Tod ein Vermächtnis von 30.000 Euro hinterlassen mit der Auflage, jährlich einen Preis in Höhe von 500 Euro auszuloben für einen Mitbürger unabhängig von Konfession, Religion, Nationalität oder Geschlecht, der sich in besonderer Weise sozial engagiert.
Um der Pfarrstellen-Reduktion und den sinkenden Kirchenmitgliederzahlen zu begegnen, sind die Kirchengemeinden angehalten, miteinander zu kooperieren. Mit Auringen, Medenbach und Naurod ist im Nordosten Wiesbadens ein weiterer Kooperationsraum im Dekanat entstanden. Bea Ackermann bekleidet die neue Pfarrstelle Auringen-Medenbach. Ihr Dienstauftrag wurde bis März 2022 verlängert. Für die Versorgung der Gemeinde Wildsachen ist eine pfarramtliche Verbindung von Breckenheim und Wildsachen angedacht.
Kooperationsgespräche werden ebenfalls zwischen den Kirchengemeinden Hochheim und Delkenheim geführt.
Problematischer sieht es im Kooperationsraum Berg- und Kreuzkirche aus. Seit Herbst letzten Jahres warten Dekanatssynode und die beiden kooperierenden Kirchengemeinden auf eine Antwort der Kirchensynode in Darmstadt, ob Kooperationsräume von Pfarrstellenkürzungen zumindest für eine Bemessungsfrist verschont bleiben könnten. Ansonsten droht – wie bereits in der Herbstsynode beschlossen – die Kürzung einer halben Pfarrstelle bis 2024.
Im Hinblick auf die gerade zu Ende gegangene Woche der Brüderlichkeit stellte Dekan Dr. Martin Mencke die christlich-jüdische Zusammenarbeit auf den Prüfstand: „Es beschämt mich und viele unter uns, dass der latente Antijudaismus als expliziter Antisemitismus immer frecher seine Fratze zeigt. Und wir tun was? Wir als Kirchen? Und wir als Staat, als Stadt? Es ist eben nicht damit getan, dass wir einen Grundartikel formulieren und dann stolz abheften. Wo bezeugen wir Christen die Erwählung der Juden? Und konstatieren unmissverständlich, dass das Bekenntnis zu Jesus Christus dieses Zeugnis mit einschließt?“ Der Antijudaismus und der Antisemitismus seien eben kein Thema der Juden, sondern ein Thema der Nichtjuden – und deshalb auch der Christen, so Mencke.
Eindringlich appellierte er an die Synodalen, die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) zu unterstützen: „Überlegen Sie, ob Sie nicht als Gemeinde Mitglied der GCJZ werden können, um ein Zeichen zu setzen, ein starkes Zeichen evangelischer Gemeinden, dass das Bekenntnis zu Christus das Zeugnis zur Erwählung der Juden mit einschließt.“
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