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Mitarbeitende des Stadtarchivs Wiesbaden hatten in der letzten Zeit gleich zweifach Grund zur Freude.
In der vergangenen Woche brachte eine Spezialfirma aus Leipzig 92 fachgerecht gesäuberte und neu verpackte historische Urkunden ins Stadtarchiv zurück. Die Arbeiten an den Stücken hatten rund ein halbes Jahr gedauert und waren dringend notwendig, wie der Leiter des Stadtarchivs, Dr. Peter Quadflieg, erklärt: „Das älteste Stück – die Stadtrechte von Sonnenberg –stammt aus dem Jahr 1351. Nach 671 Jahren hat sich die Urkunde eine neue, fachgerechte Verpackung verdient.“ Durch die „Umbettung“ – so der Fachausdruck – der Urkunden von einfachen Umschlägen in säurefreie Kartons werden diese vor äußeren Einflüssen, wie Licht, Staub und kleinsten Schädlingen geschützt.
Zudem wurden die Siegel, die an den Urkunden hängen, stabilisiert und vorhandene Knickstellen geglättet. Die Urkunden sind sicher in den Pappschachteln verankert, die im Katastrophenfall auch eine gewisse Zeit gegen Feuer und Löschwasser schützen. „Wir Archivare sprechen etwas despektierlich von ‚Pizzakartons‘, wenn wir diese Spezialschachteln für die langfristige Lagerung der einmaligen mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handschriften meinen“, sagt Quadflieg. „Tatsächlich handelt es sich um die schonendste und sicherste Aufbewahrungsmethode für dieses unersetzliche Kulturgut“, führt der Stadtarchivleiter weiter aus.
Kulturdezernent Axel Imholz freut sich mit dem Stadtarchiv, dass die Umverpackung der ältesten Schriftstücke im städtischen Besitz nun realisiert werden konnte. „Diese Investition in die langfristige Sicherung unseres materiellen Kulturerbes ist mir sehr wichtig“, so Imholz, „sind es doch wichtigste Zeugnisse zur Geschichte Wiesbadens und seiner Stadtteile vor dem großen Aufschwung im 19. Jahrhundert“.
Und auch über die zweite gute Nachricht aus dem Stadtarchiv kann sich der Kulturdezernent, der zugleich ja auch Kämmerer ist, freuen. Während die Umverpackung der Urkunden aus Mitteln des Stadtarchivs finanziert wurde, stellt das Land Hessen rund 68.000 Euro Fördergelder für zwei andere wichtige Restaurationsprojekte zur Verfügung, die jetzt angegangen werden. „Mit diesen Geldern können in den kommenden Monaten die sogenannten ‚Balduskarten‘, ein bedeutendes und einmaliges Kartenwerk für Wiesbaden aus den 1860er Jahren, sowie viele Bauakten historisch bedeutender Gebäude der Stadt gereinigt, restauriert und digitalisiert werden“, so Stadtrat Imholz.
Die Mittel für diese Projekte stammen aus dem Landesprogramm zur Förderung von Maßnahmen zum Erhalt des schriftlichen Kulturguts in Hessen. Mit diesem Programm unterstützt das Land hessische Archive dabei, wertvolles kommunales Archivgut dauerhaft zu sichern und damit für zukünftige Generationen zu erhalten. Das Stadtarchiv Wiesbaden war bereits in den Ausschreibungsrunden vergangener Jahre mit Förderanträgen erfolgreich. Nun sind die Archivarinnen und Archivare froh, ihren ewigen Kampf gegen den Zahn der Zeit, der an den rund 5.200 laufenden Metern Akten, die im Stadtarchiv aufbewahrt werden, nagt, auch 2022 fortsetzen zu können.
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Foto: Stadtarchiv