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Fäkalien im Schwimmbecken gehören sicher zu den ekelhaftesten Erfahrungen, die man beim Besuch eines Bades machen kann. Deshalb ist es nur mehr als verständlich, dass sich eine Berlinerin, die bei ihrer Städtereis das Thermalbad im Aukammtal besuchte, bitter beschwerte, als sie beim Schwimmen eine solche Entdeckung im großen Becken machte. Zwar reagierte das Personal sofort, sperrte das Becken und stellte Nacken- sowie Massagedüsen, die die Hinterlassenschaft verwirbeln könnten, ab und saugten die Brocken vom Grund des Beckens und reinigten das Becken gründlich.
Der Berlinerin war trotzdem die Lust am Schwimmen vergangen, nach einer ausgiebigen Dusche verließ das Bad, um an der Kasse erstaunt festzustellen, dass trotz des widerlichen Vorfalls, die Hälfte des Eintritts kassiert wurde. Begründung des Personals, sie hätte schließlich eine Dreiviertelstunde im Bad verweilt und auch andere Bereiche genutzt. Spätestens jetzt war das letzte Verständnis der Frau erloschen. In ihrer Empörung wand sie sich daraufhin wohl an die Presse.
In einer Stellungnahme kommentierte der stellvertretende Badleiter Eric Alberti den Vorfall so: „Fäkale Verunreinigungen kommen in Schwimmbädern eher selten vor.“ Die Hauptursache sieht er in der gestiegenen Beliebtheit des Thermalbads bei Familien mit Kleinkindern. Ganz bewusst hätte man die Angebote für diese Zielgruppe deshalb auch erweitert. Zwar müssten die Babys sogenannte Schwimmwindeln tragen, die auch an der Eingangskasse zu kaufen seien und das Personal sei angewiesen danach zu fragen, aber das Aufsichtspersonal könne die Augen nicht überall haben.
Ein Stein, den man ins Wasser wirft, zieht Kreise. Sch… schlägt dagegen sofort hohe Wogen und rief nach der Veröffentlichung des Vorfalls, auch in überregionalen Medien, neben den üblichen Reaktionen in den sozialen Medien auch eine Meinungsäußerung der AfD auf den Plan. In einer Pressemitteilung nutzte sie die Gelegenheit für eine grundsätzliche Abrechnung mit den Verhältnissen in den Wiesbadener Schwimmbädern.
Neben der Forderung nach der konsequenten Einhaltung der Badeordnung in allen Wiesbadener Schwimmbädern, mahnt sie eine nachlässige Mitarbeiterführung in den Mattiaqua-Schwimmbädern an. Nach Ansicht der AfD-Rathausfraktion sei der Vorfall nur ein Anzeichen von vielen. "Mir sind einige Berichte bekannt, in denen sich Badegäste über die Nichteinhaltung der Badeordnung beschwert haben." sagt der sportpolitische Sprecher der AfD-Rathausfraktion, Dimitri Schulz. "Auch aus eigener Erfahrung weiß ich, dass beispielsweise im Hallenbad an der Mainzer Straße manche Bademeister mehr auf ihr Handy schauen als auf den Schwimmbereich. Die Badeordnung wird oft erst durchgesetzt, wenn sich Badegäste im Schwimmbad wütend beschweren. Und dann meistens erstaunlich zaghaft. In den Hallenbädern lässt sich beispielsweise immer wieder beobachten, dass Jugendliche unter ihren Badeshorts noch die Unterhose tragen. Völlig unbeanstandet. Das egoistische und undisziplinierte Verhalten bestimmter Badegäste macht zudem das Schwimmen in bestimmten Bädern zu bestimmten Uhrzeiten unattraktiv."
Die AfD-Rathausfraktion sieht die eigentliche Verantwortung dabei weniger bei den Mitarbeitern vor Ort, sondern beim Management der Mattiaqua, einem hundertprozentigen Eigenbetreib der Stadt Wiesbaden.
Einen solchen Frontalangriff, konnte der zuständige Oberbürgermeister und seine Kollegen der SPD-Rathausfraktion nicht auf sich sitzen lassen und so ließen die Antworten nicht lange auf sich warten. Oberbürgermeister Sven Gerich stellte sich schützend vor seine Mitarbeiter bei mattiaqua: „Aus dem Vorfall eine generelle Pflichtverletzung der Bademeisterinnen und Bademeister abzuleiten, grenzt an Rufschädigung“, so der Oberbürgermeister, der Vorsitzender der Betriebskommission des städtischen Bäderbetriebes mattiaqua ist.
Besonders bedauert er, dass der AfD-Stadtverordnete Schulz zwar Mitglied im Ausschuss für Freizeit und Sport ist, dort aber in keiner Sitzung die Situation in den Schwimmbädern thematisiert habe. „Dabei sei das doch die Aufgabe von Stadtverordneten: in den Gremien vermeintliche Missstände thematisieren und den Magistrat um Abhilfe bitten“, so Gerich. Auch in der Betriebskommission sei die jetzt presseöffentlich geäußerte Kritik seitens der AfD-Vertreter niemals geäußert worden.
Zu den inhaltlichen Vorschlägen der AfD betont der Oberbürgermeister, dass man bereits mit der Betriebsleitung im Gespräch sei, wie die Besucherinnen und Besucher noch stärker auf die hygienischen Vorschriften in den Bädern hingewiesen werden könnten. „Eine Kontrolle, ob unter der Badehose noch eine Unterhose getragen werde, stelle ich mir in der Praxis allerdings schwer vor. Sollen wir vor der Beckenbenutzung einen Blick in die Badehose werfen“, fragt Gerich, der darauf hinweist, dass es wie bei allen öffentlichen Einrichtungen eben auf das Verhalten der Nutzerinnen und Nutzer ankomme, das sich nur bis zu einem gewissen Grad regeln ließe.
Heftiger als Gerich reagiert Michael David, sportpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Rathaus, und nennt die Vorwürfe der AfD bezüglich der Personalführung bei mattiaqua als haltlos. Besonders verärgert ihn die Kritik aus menschlicher Sicht: „Wer sich näher mit dem Bäderbetrieb mattiaqua beschäftigt, weiß, dass die neue Betriebsleitung es geschafft hat, durch sensiblen und wertschätzenden Umgang mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wieder ein gutes Arbeitsklima zu schaffen“. Die neue positive Arbeitsmotivation nun mit unbelegten Pauschalvorwürfen zu torpedieren, hält er für stillos. Auch David bemerkt, dass die AfD bislang nicht durch sportpolitische Sachkompetenz aufgefallen sei.
Indes zeigt sich die AfD vom Gegenwind aus dem Rathaus unbeteiligt. Der Sportpolitische Sprecher der AfD-Rathausfraktion, Dimitri Schulz entgegnete, es gehe in der Kritik um die Benennung von Ursachen, nicht von Symptomen. Daher ist in erster Linie das Management des stadteigenen Bäderbetriebes Mattiaqua für die Beseitigung von Missständen und die Durchsetzung der Badeordnung verantwortlich..." und sein Parteikollege der AfD-Fraktionsgeschäftsführer Robert Lambrou, ist angesichts der aktuellen Diskussion der Meinung, dass nicht die Benennung von Missständen dem Ruf der Wiesbadener Schwimmbäder schadet, sondern die Missstände selber. "Man könne natürlich versuchen, das Thema zu entschärfen, indem man die Missstände pauschal abstreitet oder bewusst ins Lächerliche zieht und zum Beispiel über Unterhosen witzelt. So werden die aktuellen Probleme aber nicht gelöst und das Wasser wird nicht sauberer, wenn man die AfD kritisiert", meint Robert Lambrou bezüglich der jüngsten Äußerungen des Oberbürgermeisters.
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