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31 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gründeten im November des vergangenen Jahres das "Wiesbadener Bündnis gegen Raketenstationierung". Die Teilnehmenden kamen aus unterschiedlichsten Kontexten: Friedensorganisationen, Gewerkschaften, kirchliche Gruppen und Parteien wie SPD, Grüne, Linke und BSW waren vertreten. Auch Einzelpersonen ohne organisatorischen Hintergrund beteiligten sich. Zahlreiche weitere Interessierte haben bereits ihre Unterstützung zugesagt.
Initiiert wurde das Bündnis von Jan Menning (DFG-VK Mainz) und Gerhard Strauch (DFG-VK Wiesbaden). Ziel der Initiative ist es, die geplante Stationierung von US-Mittelstreckenraketen ab 2026 zu verhindern. „Wir wollen möglichst viele Menschen und Organisationen vernetzen, um eine starke Stimme für den Frieden zu bilden“, erklärte Menning.
Die geplanten Raketensysteme, deren Befehlseinheiten bereits seit 2021 in Wiesbaden stationiert sind, stellen eine erhebliche Gefahr dar. Mit ihrer enormen Reichweite könnten sie innerhalb von zehn Minuten Moskau erreichen. Fachleute wie Oberst a. D. Wolfgang Richter halten die Raketen für militärisch unnötig, warnen jedoch eindringlich vor ihrer gefährlichen Funktion als Erstschlagwaffen.
„Die kurzen Reaktionszeiten könnten Russland zu einem Präventivschlag verleiten, der Wiesbaden direkt treffen könnte“, erläuterte Richter. Gleichzeitig befeuere die Stationierung die internationale Aufrüstungsspirale und schüre Spannungen zwischen den Großmächten.
Wiesbaden spielt durch die Ansiedlung des US-Hauptquartiers für Europa, Afrika und Teile Asiens sowie eines Ukraine-Unterstützungskommandos der NATO eine zentrale Rolle in internationalen Militäroperationen. In der Stadt leben rund 5000 US-Militärangehörige. „Krieg beginnt auch hier“, betont das Bündnis, das sich dem Leitsatz des Ostermarschbündnisses Mainz/Wiesbaden anschließt.
Gerhard Strauch kritisierte die starke Militärpräsenz in Wiesbaden und forderte eine friedensorientierte Nutzung der Flächen. „Das Militärgelände in Mainz-Kastel könnte der kommunalen Nutzung zugeführt werden“, schlug er vor. Die Verantwortung der Stadt und ihrer politischen Akteure, sich für das Friedensgebot einzusetzen, dürfe nicht ignoriert werden.
Das Bündnis plant, die Wiesbadener Bevölkerung mit Podiumsdiskussionen, Infoständen und Informationsveranstaltungen über die Gefahren der Raketenstationierung aufzuklären. Neben Pressemitteilungen und Flugblättern sind Demonstrationen, Kundgebungen und Petitionen geplant, um den Widerstand sichtbar zu machen.
„Wir wollen ein breites Bewusstsein schaffen und die Menschen in der Region dazu motivieren, aktiv zu werden“, erklärte Strauch. Das Bündnis fordert die Bundesregierung auf, ihre Zustimmung zur Stationierung zurückzuziehen, und appelliert an die Landespolitik, das in der Hessischen Verfassung verankerte Friedensgebot zu verteidigen.
Das Bündnis setzt sich nicht nur gegen die Raketenstationierung ein, sondern fordert eine allgemeine Abrüstungsinitiative. „Aufrüstung darf nicht als alternativlos gelten“, so Menning. Stattdessen müsse wieder zu Verhandlungen und Rüstungskontrollvereinbarungen zurückgekehrt werden.
Mit seiner Arbeit hofft das Bündnis, die Stimmen der Vernunft zu stärken und langfristig für eine friedliche und sichere Zukunft einzutreten. „Der Protest beginnt hier in Wiesbaden, aber er betrifft uns alle“, lautet die klare Botschaft der Initiative.
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Symbolfoto: Canva