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Die hessischen Kommunalwahlen am 14. März 2021 werfen auch in Wiesbaden ihre Schatten voraus. Die Listen mit den Kandidatinnen und Kandidaten stehen fest, aber der Wahlkampf selbst wird in Corona-Zeiten anders verlaufen, als man ihn aus der Vergangenheit gewohnt ist. Der klassische Straßenwahlkampf und die Vorstellungen der Kandidatinnen und Kandidaten im Rahmen von Saalveranstaltungen, sind wegen der Ansteckungsgefahr nur schwer vorstellbar.
Neue kreative Wege müssen gefunden werden, mit denen sich die Anwärterinnen und Anwärter für einen Sitz in der Stadtverordnetenversammlung präsentieren können. Im Vorteil sind die, die vielleicht schon durch ihre Vita aus der Masse der Bewerberinnen und Bewerber hervorstechen. So wie die Breckenheimerin Miriam Kempte, die für die CDU von Listenplatz 56 an den Start geht.
Mit 45 Jahren aktiv in die Politik einzusteigen ist ungewöhnlich. Miriam Kempte hat für sich jedoch gute Gründe gefunden, warum sie sich im Wiesbadener Stadtparlament in Zukunft aktiv einbringen möchte: „Ich kandidiere als Frau, die sich für ein politisches Amt interessiert und als Mensch, der seinen persönlichen Hintergrund nicht verschweigt.“ Was Miriam mit dieser Aussage meint wird klar, wenn man einen Blick in ihren Lebenslauf wirft, denn Miriam wurde bei Ihrer Geburt dem männlichen Geschlecht zugeordnet. Zwar spürte sie früh, dass irgendetwas nicht passte, aber erst durch einen Fernsehbericht über das Thema Transgeschlechtlichkeit, wurde ihr klar: „Das bin ja ich, das ist das, was ich seit Jahren fühle, aber was ich nicht benennen oder erklären kann.“ Diese Erkenntnis brachte zwar Klarheit in das Leben von Miriam Kempte, aber war nur der erste Schritt auf einem langen Weg zur vollständigen Angleichung ihres äußeren an ihr inneres Ich.
Vor diesem Erfahrungshintergrund will Miriam der Gesellschaft in Zukunft etwas zurückgeben, denn sie hat in der Vergangenheit viele positive Erfahrungen mit den Menschen aus ihrem engeren und weiteren Umfeld gesammelt, darunter auch viele Breckenheimerinnen und Breckenheimer. „Hier habe ich unglaublich viel an Aufnahme, Akzeptanz und Freundschaft erleben dürfen“, erzählt Kempte.
Der Eintritt in die Christlich Demokratische Union Deutschlands war alles andere als spontan. „Die CDU habe ich nach reiflicher Überlegung als meine politische Heimat ausgewählt. Nicht zuletzt ein persönliches Gespräch mit dem Wiesbadener Bundestagsabgeordneten Ingmar Jung hat mich überzeugt und den letzten Anstoß für meinen Parteieintritt gegeben. Dabei steht für mich das C in der CDU nicht für christlich im herkömmlichen, konservativen Sinne, sondern für das, wie ich sage, progressive C. Das Akzeptanz, Aufnahme und Nächstenliebe einschließt ohne, dass ich meinen Glauben in der Kirche lebe. Vielmehr soll jeder Mensch so akzeptiert werden, wie er ist“, beschreibt Kempte ihre Wertevorstellung. „Meine Kandidatur fußt auf Themen, bei denen ich mich im Programm der CDA (Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft) dem sozialen Flügel der CDU, wiedergefunden habe.“
Kempte denkt schon länger über ein politisches Amt nach: „Meine Bereitschaftsbekundung, mich mehr in Breckenheim zu engagieren, zum Beispiel im Ortsbeirat, ging zunächst unter. Dann kam jedoch in diesem Sommer das Angebot der CDA, für die CDU in Wiesbaden zu kandidieren. Die Idee gefiel mir, denn auch über die Stadtverordnetenversammlung kann ich mich für Breckenheim einbringen, das ist nach wie vor mein Leitgedanke“.
Kempte findet sich in der Beschreibung der Kandidatenliste der Wiesbadener CDU wieder. „Ich stehe für das Wort „mutig“ in der Präsentation der Liste der Wiesbadener CDU und ich repräsentiere die Vielfalt und Sichtbarkeit sowie die Erneuerung der Partei.“
Ehrenamtlich engagiert sich die gelernte Wirtschaftsfachwirtin, die bei einem internationalen Telekommunikationsnetzbetreiber in der Einkaufsplanung arbeitet, schon lange: „Es ist mir wichtig, mich in vielen Bereichen zu beteiligen, um die Themen, die mich interessieren zu verknüpfen und zu vertreten, nach vorne zu bringen und sichtbar zu machen. Deshalb bin ich auch in die LSU (Lesben und Schwule in der Union) sowie in WaWi (Warmes Wiesbaden e.V.) eingetreten. Zusammen mit dem Amt als Richterin am Arbeitsgericht und dem Engagement in der Queeren Community, kann ich viel bewegen“, erzählt Kempte weiter.
Ein weiteres Herzensthema, ist das geplante Queere Zentrum in Wiesbaden, für das sich Kempte auch in einem Video www.youtube.com stark macht. „Wir Menschen aus der Queeren Community, sind noch nicht richtig angekommen, aber wir sind da! Deshalb möchte ich das Queere Zentrum auch auf die Liste des Wahlprogramms der CDU kommt.“
„Wenn ich in die Stadtverordnetenversammlung gewählt werde, möchte ich mich in die beiden Ausschüsse Schule, Kultur und Städtepartnerschaften sowie Soziales, Gesundheit, Integration, Kinder und Familie einbringen. Denn ich finde, dass das geplante Queere Zentrum und meine Tätigkeit als Beraterin der dgti (Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V.) www.dgti.org für Familien mit transgeschlechtlichen Kindern oder Eltern Themen sind, die ich dort unterstützen kann und die zahlreichen Schnittstellen haben.
Auch im Ausschuss für Frauen, Wirtschaft und Beschäftigung möchte ich aktiv mitarbeiten. Letztendlich bringe ich für alle drei Wissen und Erfahrungen mit, um die Themen, die dort behandelt werden, aktiv voran zu bringen.“
Abschließend fasst Kempte ihre Kandidatur nochmal so zusammen: „Ich würde mich freuen, für Wiesbaden in der Stadtverordnetenversammlung aktiv zu sein. Viele haben noch nie mit einem Menschen zu tun gehabt, dem bei Geburt das falsche Geschlecht zugewiesen wurde. Diese Erfahrungslücke kann ich ausfüllen. Ansonsten betrifft mich das Thema Transgeschlechtlichkeit heute nur noch, weil ich mich dafür einsetze. So wie ich bin, bin ich jetzt richtig und stelle persönlich nichts mehr in Frage. Ich bin ich, ich bin richtig, ich muss mich nicht mehr verstecken und lebe und genieße jeden Tag mein Leben. Aus dieser Stärke heraus bewerbe ich mich um ein politisches Amt, genau wie es weltweit andere transgeschlechtliche Menschen tun. Dadurch wird es selbstverständlicher und ich will aktiver Teil dieser Bewegung sein. Ich möchte dafür ansprechbar sein, ein Statement setzen und für ein vielfältiges und lebenswertes Wiesbaden, für Breckenheim und den Wiesbadener Osten neue Wählerinnen und Wähler gewinnen."
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Foto: CDU