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Warum sind Frauen im Oktober so fasziniert, ihr Dekolleté zu pushen, schwingende Schürzen, Mieder oder knackige Lederhosen zu tragen während Männer sich in karierte Hemden und Wollstrümpfe- pardon- Wadenwärmer zwängen? Diese sündhaft teuren Jodel Klamotten haben gewiss ihren Reiz, doch was bedeutet dieser Dresscode eigentlich?
In dieser Woche tummelten sich Wiesbadens schönste Dirndl und Mieder Trägerinnen in Schierstein, ließen fesche Spitzen, Rüschen und Amulette aus dem Ausschnitt blitzen und zeigten stolz und selbstbewusst ihre Trachtentauglichkeit. Bekennt man sich zu einer Tradition oder fühlt Frau sich (wieder) wohl in eingeschnürter Weiblichkeit?
Versinnbildlicht die Tracht nicht eine Form der Bekenntnis zu einer regionalen Identität, ein Ausdruck von Sehnsucht nach einer Heimatverbundenen Zeit oder ist es schlichtweg doch nur ein modisches Oktoberhighlight mit Volkstümlichkeitscharakter, die einer gewissen Plattform und einem Anlass bedarf?
Der Erfolg des Dirndls liegt – wie könnte es anders sein - im Dekolleté. So ein Dirndl wäre nur ein halbes Dirndl ohne den passenden BH.- Hier wird gepusht, was das Zeug hält, geschummelt und betont. Wer nicht genug „Holz vor der Hütte “ hat, hilf eben gezielt nach. Denn das Dekolleté ist der Star eines jeden Schürzenkleides und Mieder Ausschnittes.
Zu allen Zeiten und Kulturen widmeten die Modeschöpfer schon ihre Gunst dem Halsausschnitt und somit der erotischen Ausstrahlung der Trägerin. Modebedingt je nach Epoche mal mehr Mal weniger verpönt, symbolisierte das Dekolleté immer Weiblichkeit und Erotik. Kreativität und raffinierte Lösungen sowie phantasieanregende Kleidungsstücke wurden mit Hilfe erlesener und Körpernaher Stoffe für Frauen gefunden, entworfen und variiert.
So ist das Dirndl ein klassisches Beispiel für das „Fenster der Sinnlichkeit“, denn der Busen wird perfekt in den Vordergrund „gehoben“. Stammt diese Mode doch aus einer Zeit, in der Brust und Taille ein zentraler Punkt der Damenkleidung war. Nicht zuletzt ist die Schnürung an einem Dirndl noch ein Relikt des Korsetts, was die Weiblichkeit der Trägerinnen abermals unterstreicht.
Auch wenn es lange als spießig und langweilig galt, so hat das Dirndl seinen Platz in den Geschäften, Shops und Kleiderschränken Wiesbadens wieder gefunden. Zwar kann nicht jede Frau dem Trachtenwahnsinn etwas abgewinnen und orientiert sich eher anderweitig, doch das Dirndl wird nicht mehr belächelt oder gar verdammt.
Landleben und Bio Romantik gelten ohnehin als hip und das Schürzenkleid ist inzwischen absolut trendy, präsentiert sich sowohl sexy als auch glanzvoll glamourös. Aufbrezln mit so einem Dirndl kann man sich vom Leopardenlook bis zum traditionellen Style in allen Farben, Formen von minikurz bis wadenlang verschönt mit Pettycoat, Schleifchen und Glitzersteinchen auch außerhalb der vielen Oktoberfeste in und um Wiesbaden.
Sogar als Hochzeitskleid ist das Dirndl längst vertreten und wird gern gegen den Traum in Weiß eingetauscht. Ob und wie lange der Dirndl Boom anhalten wird, weiß man nicht.
Die Modedesigner jedenfalls sind auch hier längst auf den Geschmack gekommen und variieren die Dirndl im Glam Style von afrikanischen Mustern bis zu indischen Sari Stoffen.
Als Schürzenträgerin (oder Jägerin?) sollten sie die Schleife ihres Dirndls immer richtig platzieren. Kein Missgeschick beim Flirten passiert, wenn sie die richtigen Zeichen setzen. Die Schleife rechts zu tragen bedeutet, dass sie verheiratet oder vergeben sind. Links, dass sie Single sind oder Lust auf Neues haben, und hinten gebundene Schleifen gehören zu Witwen – vorne symbolisiert die Schleife, dass die Trägerin noch Jungfrau ist. Bleibt dann ja nur zu hoffen, dass die Männer das so auch wissen und umsetzen.