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Carl Remigius Fresenius würde man heute sicher als Gründer eines Startups bezeichnen, denn er war für seine Zeit eine revolutionäre Persönlichkeit, die viele Fähigkeiten in sich verband, nämlich die des Chemikers, Lehrers und innovativen Unternehmers.
Von Beginn an stand für Carl Remigius Fresenius, der an der Universität Bonn Chemie und Naturwissenschaften studiert und bei Justus Liebig in Gießen promoviert hatte, der Ausbildungsgedanke im Fokus. Angefangen hat er in seinem Laboratorium mit fünf Schülern und einem Assistenten.
In den ersten hundert Jahren wurden dort insgesamt rund 5.000 junge Menschen ausgebildet, etwa 2.200 von ihnen von Carl Remigius Fresenius selbst. „Für die damalige Zeit ungewöhnlich: Fast jeder Dritte von ihnen kam aus dem Ausland – und ab 1908 wurden auch die ersten Frauen aufgenommen“, sagt Prof. Dr. Leo Gros, ehemaliger Vizepräsident der Hochschule Fresenius, der sich in besonderer Weise um das Erbe von Carl Remigius Fresenius verdient gemacht hat.
Heute studieren an der Hochschule Fresenius über 13.000 Studierende und verteilen sich auf acht Standorte in ganz Deutschland – ab dem Sommersemester 2019 dann auch wieder in Wiesbaden am Campus in der Moritzstraße. „Wiesbaden wird wegen des historischen Ursprungs eine besondere Stellung einnehmen“, sagte Hochschulpräsident Prof. Dr. Tobias Engelsleben anlässlich des Geburtstags-Festakts. „Ganz im Sinne unseres Gründers verstehen wir unter Bildung mehr als nur reine Wissensvermittlung: Den eigenen Horizont über den bloßen Unterrichtsstoff hinaus zu erweitern ist sehr wichtig für die Entwicklung der Persönlichkeit und dafür, später Verantwortung für sich und andere zu übernehmen.“
Carl Remigius Fresenius bewies Unternehmergeist: Sein Labor gründete er in einer schwierigen Zeit. Die Wirren der Märzrevolution 1848 sorgten dafür, dass die staatliche finanzielle Unterstützung erst einmal ausblieb. Davon ließ er sich nicht abhalten und eröffnete am 1. Mai auf eigenes Risiko. Charakteristisch für Carl Remigius Fresenius war unter anderem seine hohe Praxisorientierung - und der Grundsatz, dass seine Schüler nicht einfach nur Wissen anhäufen, sondern den Stoff verstehen, hinterfragen und auf dieser Basis weiterentwickeln sollten. Er gilt als „Vater der analytischen Chemie“. Er wollte wissen, wie Stoffe zusammengesetzt und welche Mengen von den einzelnen Elementen enthalten sind.
Berühmt machten ihn vor allem seine Analysen von Wasser, Wein und anderen Lebensmitteln, aber auch technischen Produkten wie Zement. Für seine Messungen stellte er die Methoden immer wieder auf den Prüfstand und verbesserte sie. Seine Grundregeln zum sauberen, nachvollziehbaren und selbstkritischen Vorgehen bei Analysen gelten heute wie zu seiner Zeit. Im Unterschied zu damals werden heute allerdings nur sehr geringe Mengen des zu untersuchenden Stoffes benötigt: Während Carl Remigius Fresenius mit der Kutsche mehrere 60-Liter-Flaschen Wasser transportieren musste, genügen für eine sichere Analyse heute, je nach gesuchtem Stoff, schon wenige Milliliter bis ein Liter.
Mit seinen Analysen verstand sich Carl Remigius Fresenius auch als Problemlöser. Unter anderem half er dabei, komplizierte Kriminalfälle aufzuklären – wie zum Beispiel denjenigen, in dem eine Frau ihren Ehemann über lange Zeit mit Arsen vergiftete, was der Wissenschaftler noch vier Jahre nach dem Tode feststellen konnte. „Carl Remigius Fresenius forschte nicht im Elfenbeinturm, seine analytische Chemie musste immer auch einen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Nutzen stiften. Damit hat er die gesellschaftliche Relevanz der Analytik mitbegründet und entscheidend gefördert“, so Leo Gros in seinem Vortrag.
Die Analytische Chemie ist heute Kern des Traditionsfachbereichs Chemie & Biologie an der Hochschule Fresenius. Die Wasseranalyse ist einer der Schwerpunkte geblieben, auch wenn sich die Forschungsthemen geändert haben – jetzt geht es etwa um Spurenstoffe in Wasser sowie um Mikroplastik und seine Auswirkungen. Und auch mit Kriminalfällen sind die Studierenden und Alumni des Fachbereichs immer noch beschäftigt, dabei geht es insbesondere um Drogen. Noch heute stehen reale Fragestellungen und konkrete Herausforderungen in Industrie und Gesellschaft im Mittelpunkt jeglicher Forschungsaktivität der Hochschule Fresenius – über alle fünf Fachbereiche hinweg. Die Lehre orientiert sich an den praktischen Anforderungen der modernen Berufswelt. So leben geistiges und wissenschaftliches Erbe des Gründers an der Hochschule Fresenius fort.
Dass die heutigen Studierenden ihrem geistigen Vater in nichts nachstehen, bewiesen einige von ihnen beim Jubiläums Hackathon, den die Hochschule verstaltete und bei dem sich die Teilnehmer in fakultätsübergreifenden Gruppen Lösungen in nur 13 Stunden Lösungen für aktuelle Probleme überlegen mussten. Die vier besten Gruppen wurden anlässlich der Feierstunde im Rohbau an der Moritzstraße mit Geldpreisen ausgezeichnet.
Auch Oberbürgermeister Sven Gerich ließ es sich nicht nehmen, an der Geburtstagsfeier teilzunehmen. Er betonte in seiner Rede, wie glücklich er, als Vertreter der Stadt Wiesbaden, ist, dass mit der Rückkehr der Hochschule Fresenius an ihren Ursprung, sich ein großer Kreis schließe. Als Gastgeschenk hatte er eine orgininal Schrift aus den Gründungsjahren der Hochschule in der Kapellenstraße dabei, die er dem Ur-Ur-Enkel des Gründers und Ehrenpräsident der Hochschule, Ludwig Fresenius überreichte.
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Über die Hochschule Fresenius
Die Hochschule Fresenius mit ihren Standorten in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Idstein, Köln, München und Wiesbaden sowie dem Studienzentrum in New York gehört mit über 13.000 Studierenden zu den größten und renommiertesten privaten Hochschulen in Deutschland. Sie blickt auf eine mehr als 170-jährige Tradition zurück. 1848 gründete Carl Remigius Fresenius in Wiesbaden das „Chemische Laboratorium Fresenius“, das sich von Beginn an sowohl der Laborpraxis als auch der Ausbildung widmete. Seit 1971 ist die Hochschule staatlich anerkannt. Sie verfügt über ein sehr breites, vielfältiges Fächerangebot und bietet in den Fachbereichen Chemie & Biologie, Design, Gesundheit & Soziales, onlineplus sowie Wirtschaft & Medien Bachelor- und Masterprogramme in Vollzeit sowie berufsbegleitende und ausbildungsbegleitende (duale) Studiengänge an.
Die Hochschule Fresenius ist vom Wissenschaftsrat institutionell akkreditiert. Bei der Erstakkreditierung 2010 wurden insbesondere ihr „breites und innovatives Angebot an Bachelor- und Master-Studiengängen“, „ihre Internationalität“ sowie ihr „überzeugend gestalteter Praxisbezug“ vom Wissenschaftsrat gewürdigt. Im April 2016 wurde sie vom Wissenschaftsrat für weitere fünf Jahre reakkreditiert.
www.hs-fresenius.de
Fotos: Hochschule Fresenius; Stadtarchiv und Petra Schumann