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Gegen 7:00 Uhr am Morgen und bei strahlendem Sonnenschein sieht man jetzt, was die Wiesbadener Feuerwehr seit den frühen Morgenstunden ab circa 1:00 Uhr in der Homburger Straße/Ecke Königsteiner Straße auf den Beinen gehalten hat: Das alte Lager des größten Wiesbadener Holzhändlers, welches aus einer kompletten Holzkonstruktion besteht, ist bis auf die Grundmauern niedergebrannt und schwelte auch noch viele Stunden nach Brandbeginn. Die ganze Nacht bis zum Mittag waren rund 130 Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr Wiesbaden, sowie die Freiwilligen Feuerwehren Stadtmitte, Frauenstein, Schierstein, Dotzheim, Erbenheim und Biebrich damit beschäftigt, den meterhohen Flammen Herr zu werden. Am Vormittag wurden die Einsatzkräfte durch Helfer aus Hessloch, Igstadt und Rambach abgelöst. Was übrig geblieben ist, sind schwarze verkohlte Holzbalken, ein beißender Geruch in der Nase und viele offene Fragen.
Neben dem alten Lagergebäude kamen durch den Brand auch mehrere Pkws zu Schaden. Drei Autos, die in der Königsteiner Straße geparkt waren, brannten im Verlauf der Nacht völlig aus. Ein weiteres, welches in einem Carport auf dem Gelände des Holzhandels stand, brannte ebenfalls aus. Die Kunststoffteile zweier weiterer Fahrzeuge schmolzen wegen der starken Hitzeentwicklung, an der dem Feuer zugewandten Seite vollständig zusammen und hinterlassen auch hier einen Totalschaden.
Ein vor dem Holzhandelgelände stehender Tanklastwagen der Kunststoffgranulat in seinem Silo geladen hatte, wurde ebenfalls als beschädigt deklariert, da die im Tank befindliche Ladung wohl durch die Brandhitze geschmolzen sein dürfte und auch die ganzen Plastikteile am Fahrzeug selbst den Flammen zum Opfer gefallen sind. Der Gesamtschaden des Feuers kann derzeit noch nicht beziffert werden. Es ist aber davon auszugehen, das dieser in die Hunderttausende gehen wird.
In einem angrenzenden Anwohnerhaus sind aufgrund der Hitze des Feuers fast alle Fensterscheiben geplatzt und hängen teilweise nur noch notdürftig in den Fassungen. Die Bewohner hatten direkt, nachdem sie das Feuer bemerkten, über die Notrufnummer 112 die Helfer verständigen wollen, was aber durch die überlasteten Telefonleitungen nur durch einen Umweg über die Leitstelle des Arbeiter-Samariter-Bundes möglich war. Sie waren es auch, die die Feuerwehr über den vor dem Brandgelände parkenden Tanklaster informierten. Bis dahin war noch nicht geklärt gewesen, was der Laster geladen hatte. Glücklicherweise stellte sich kurze Zeit später heraus, dass dieser lediglich Kunststoffgranulat transportierte.
Die Einsatzkräfte kühlten den Tanksilo sofort mit Wasser und hatten so Schlimmeres verhindert. Auch die Fassaden der angrenzenden Nachbarhäuser wurden durch das Besprühen von Wasser vor den Flammen geschützt.
Im Anschluss daran benachrichtigten die Anwohner beherzt ihre Nachbarn und holten sie teilweise aus den Betten. Der Zutritt zu ihren Häusern war ihnen dann für mehrere Stunden während der andauernden Löscharbeiten aus Sicherheitsgründen von der Feuerwehr vor Ort untersagt worden. Erst gegen 4:00 Uhr morgens durften sie wieder in ihre Häuser zurückkehren. Die Angst über auf das Wohnhaus übergreifende Flammen war allgegenwärtig und konnte erst in den Morgenstunden beruhigt werden.
Nach Befragung einiger Passanten und Augenzeugen deckte sich bei allen die Aussage, dass das Feuer sehr rasant ausgebrochen sein muss. Das Gebäude, in dem Holz gelagert war, stand binnen Minuten lichterloh in hellen und bereits aus Nordenstadt, Igstadt und Frauenstein sichtbaren Flammen. Das Feuer soll laut wie „Silvesterböller“ gekracht und sehr schnell seine enorme Hitze entfaltet haben. Der dichte Rauch war über die Grenzen der Stadt hinaus zu riechen. Die örtliche Feuerwehr hat die Anwohner gebeten, Fenster und Türen geschlossen zu halten, um eventuelle Rauchvergiftungen zu vermeiden.
Trotz der Rauchentwicklung, die noch bis zum Vormittag anhielt, verursacht durch den nächtlichen Brand, fanden der Unterricht und das „normale“ Tagesprogramm in den angrenzenden beiden Schulgebäude der Friedrich-von-Schiller-Schule in der Lorcher und in der Königsteiner Straße, als auch in der Kindertagesstätte, ganz regulär statt. Die Feuerwehr hatte vor Unterrichtsbeginn alle Klassenräume nach Rauchbelastung überprüft. Außerdem wurden permanent mit einem Messwagen der Feuerwehr die Werte kontrolliert.
Dadurch dass der Wasserverbrauch während der Löscharbeiten in der Nacht, mit 15.000 Litern pro Minute, so enorm hoch war, war die Versorgung mit Wasser aus dem direkten Netz nicht mehr ausreichend. Daher wurden zwei leistungsfähige Leitungen aus der Dotzheimer Straße und dem Konrad-Adenauer-Ring unterstützend via Schlauchbrücken vergelegt. Diese erlahmten in den Morgenstunden den Berufsverkehr, weswegen es zu Stauungen kam. Ab circa 8:00 Uhr jedoch war die Straße wieder uneingeschränkt nutzbar.
Neben dem Löschwasser hat die Feuerwehr einen speziellen Löschschaum eingesetzt, der die Oberflächenspannung des Wassers herabsetzt und damit in den Brandschutt besser eindringt und die dort befindlichen Glutnester erstickt.
Da der Brand noch immer schwelt und raucht, wird die Feuerwehr wohl noch bis in die Nachmittagsstunden damit beschäftigt sein, dafür zu sorgen, dass keine neuen Flammen entstehen. Um besser an die Brandherde heran zu kommen, wurden ab dem Vormittag ein Schaufelbagger eingesetzt, der die Überreste umschichtet und gleichzeitig abgelöscht werden.
Die Aufräumarbeiten des Brandgeländes werden erst nach Abschluss der kriminologischen Arbeit der Brandermittler aufgenommen. Obwohl es laut dem Hauptbrandermittler der Kriminalpolizei Wiesbaden, Günter Seitz, fraglich ist, ob nach einem Feuer mit solchem Ausmaß und einer solchen Hitzeentwicklung, die Brandursache überhaupt gefunden werden kann.