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Der erste von zwei Streiktagen liegt hinter uns. Wie bereits letzten Mittwoch blieben am Morgen alle Busse von ESWE und WiBus im Depot stehen. Die Mitarbeiter stellten wieder einen Bus in die Einfahrt des Betriebshofs in der Gartenfeldstraße. Fahnen und Plakate wurden aufgehängt auf denen stand „Wir streiken“ und knallgelbe Warnwesten mit Ver.di Aufdruck waren im Einsatz.
Damit war um 3:30 Uhr besiegelt, dass der öffentliche Nahverkehr in Wiesbaden erneut lahm liegen wird. Aber auch ihre Kollegen aus der Nachbarlandeshauptstadt von der Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) legten die Arbeit nieder und beteiligten sich an dem Warnstreik. Da auch in Frankfurt Busse und Bahnen stillstanden, war der kommunale Verkehr im Rhein-Main-Gebiet zum Erliegen gekommen.
Um trotzdem auf die Arbeit oder zur Schule zu kommen, stiegen viele Pendler am Dienstagmorgen auf das Auto um. Bereits um 7:00 Uhr reihten sich die Autos auf einigen Zufahrtsstraßen in Richtung Innenstadt sowie nach Mainz aneinander. Der zusätzliche Verkehr machte sich auf den Autobahnen rund um Wiesbaden und Mainz bemerkbar. Schnell kam es zu Staus. „Ich habe knapp eine Dreiviertelstunde von Breckenheim in die Innenstadt gebraucht“, erzählt Matthias Gebauer.
Ähnlich erging es auch Meike Bambey aus Bierstadt. Die wegen der nicht fahrenden Busse auf ihr Auto umgestiegen ist. „Normal brauche ich von Bierstadt zur Arbeit in die Bahnhofstraße ungefähr 8 Minuten, heute waren es gut 20. Mich nervt der Streik. Die sollten mal an die Menschen denken, die auf den Bus angewiesen sind und keine andere Möglichkeit haben wie ich“, erklärt die leicht verärgerte Bambey.
Die beiden Ringe waren bis etwa 9:00 Uhr ziemlich verstopft. Auch auf der Bierstadter Höhe und Straße, der Biebricher Allee als auch auf der Dotzheimer und Schiersteiner Straße ging es nur sehr langsam vorwärts.
„Es war mega-ätzend“, schimpft ein Autofahrer der mehr als doppelt so lang von Taunusstein nach Wiesbaden brauchte. „Es ging stellenweise fast gar nicht voran und morgen das gleiche wieder“, fügt er an.
Michaela Mund hatte von dem Streik nichts mitbekommen und stand am Dienstagmorgen etwas verlassen an der Bushaltestelle am Hauptbahnhof. „Ich hatte mich schon gewundert, dass so wenige Menschen hier stehen und als dann kein Bus kam, hatte ich mir schon gedacht, dass schon wieder gestreikt wird“, erklärt sie. "Jetzt muss ich sehen wie ich nach Biebrich zu meiner Arbeitsstelle komme", so Mund weiter.
Die einzigen die am Dienstag nicht geschimpft haben, waren wahrscheinlich die Taxifahrer. Denn sie waren gefragter denn je. An den meisten Taxiständen gab es am Morgen keine freie Droschke mehr. Stattdessen standen lange Schlangen von wartenden Fahrgästen an den Taxiständen. Die Passagiere mussten bis zu 20 Minuten auf die nächste Mitfahrgelegenheit warten. Die Taxifahrer haben sich schon heute eine kleine goldene Nase verdient. Wer morgen ein Taxi benötigt sollte es heute schon vorbestellen.
Von den 36 städtischen Kitas in Wiesbaden hatten am Dienstag vier komplett geschlossen. Das waren die Einrichtungen am Geschwister-Stock-Platz, Kellerstraße, Traunsteiner Straße, Sauerland (Zentrum). Eine eingeschränkte Kinderbetreuung gab es in folgenden Kitas: Hasengarten, Wallauer Straße, Luxemburgplatz, Klarenthal, Wolfsfeld, Schlangenbader Straße, Kastel, Wallufer Platz, Breckenheim, Münchener Straße, Hellkundweg, Kostheim, Bertramstraße, Erbenheim, Europaviertel, St. Veiter Platz und Scharnhorststraße.
Ganz normal geöffnet waren die Kindergärten: Hans-Böckler-Straße, Jägerhof, Parkfeld, Friedrich-Engels-Weg, Schlangenbader Straße (kleine Villa), Auringen, Hessenring, Galatea Anlage, Heerstraße, Mühltal, Karl-Arnold-Straße, Krautgärten, Toni-Sender-Haus, Kleinfeldchen und Künstlerviertel. Am Mittwoch wird es den gleichen Ablauf geben.
Mitarbeiter des Sozialdezernats informieren Eltern am Notfalltelefon (Nummer 0611 / 312655) darüber, welche Kitas Notgruppen eingerichtet haben.
Der Warnstreik bei der Mainzer Verkehrsgesellschaft wurde planmäßig am Dienstagnachmittag um 13:30 Uhr beendet. Ab sofort fahren die Busse im Mainzer Verkehrsgebiet wieder nach dem normalen Fahrplan. Bei den Gemeinschaftslinien 6/6A, 9, 33, 45 und 47 werden auch einige Fahrten bis nach Wiesbaden durchgeführt. Den genauen Umfang können Sie auf der Internetseite www.mvg-mainz.de/aktuell entnehmen.
Nach dem Streiktag ist vor dem Streiktag, denn morgen geht es weiter.
Die Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe Wiesbaden werden auch am Mittwoch wieder an der Einfahrt zum Betriebshof stehen und für mehr Geld demonstrieren. Die Busse und die Haltestellen werden also wieder verwaist bleiben.
Pendler und Schüler müssen sich noch mal um alternative Fahrmöglichkeiten bemühen. Da morgen das Wetter schön werden soll, kann man auch den Weg zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück legen. Die Wetterfrösche sagen Sonnenschein und 14 Grad voraus.
Folgende Buslinien sind in Wiesbaden am Mittwoch betroffen: 1, 2, 3, 4, 5, 8, 14, 15, 16, 17, 18, 20, 21, 22, 23, 24, 26, 27, 28, 34, 37, 38, 39, 43, 46, 48, E-Busse, Schul-Busse, N2, N3, N4, N5, N7, N9, N11 und N12.
Regionalbuslinien aus beziehungsweise in den Rheingau-Taunus- und Main-Taunus-Kreis sowie S-Bahnen und Regionalzüge sind vom Streik nicht betroffen. Die Buslinie 262, die zwischen dem Platz der Deutschen Einheit und dem Hofheimer Bahnhof verkehrt und von vielen Pendlern genutzt wird, da ihre Tour über Wallau und Nordenstadt führt, fuhr am heutigen Dienstag ganz regulär. Ob die Buslinie 262 am Mittwoch verkehrt, ist derzeit noch ungewiss.
Aktuelle Informationen über die Streik-Entwicklungen gibt es auf der Webseite von ESWE Verkehr unter www.eswe-verkehr.de oder auf der Facebook-Seite unter www.facebook.com/esweverkehr. Informationen des Rhein-Main-Verkehrsverbundes könnten unter www.rmv.de eingesehen werden. Auch Wiesbadenaktuell.de hält sie auf dem Laufenden.
Die Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst in Bund und Kommunen 6,7 Prozent mehr Gehalt. Zum Forderungspaket gehören eine Lohnanhebung um 3,5 Prozent, für Geringverdienende mindestens jedoch 100 Euro mehr, sowie ein Mindesturlaubsanspruch von 30 Tagen.
Die Arbeitgeber haben bislang noch kein Angebot gemacht. Die dritte Verhandlungsrunde im öffentlichen Dienst ist für Montag, 31. März geplant. Sollte es kein Ergebnis geben, dann droht die Gewerkschaft mit einer neuen Streikwelle die höchst wahrscheinlich auch wieder Wiesbaden treffen wird und dann eventuell sogar über mehrere Tage.
Fotos: Tom Klein