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Ein weiterer Warnstreiktag am Mittwoch hat das Leben von Reisenden, Pendlern, Eltern und Schülern in Wiesbaden erneut schwer gemacht. Die Busse von ESWE und WiBus blieben am zweiten Tag in Folge im Depot stehen und so musste man sich wieder eine Alternativmöglichkeit einfallen lassen, um zur Arbeit oder Schule zu kommen.
Pendler sind mittlerweile nur noch genervt vom ver.di-Streik. Zwei Tage ohne Busse, „das ist verdammt hart und eine Frechheit“, erzählt Markus Hahn. Der am liebsten seine Monatsfahrkarte zurückgeben möchte. „Ich habe kein eigenes Auto und muss es mir mit meiner Freundin teilen, doch sie arbeitet in Frankfurt und ich in Wiesbaden, da ist das mit einer Fahrgemeinschaft nicht möglich“, fügt der Delkenheimer an.
So sieht es auch die Lehrerin Silvia Franke aus Biebrich, die sich an beiden Tagen einen Fahrservice organisieren musste, da sie kein Auto besitzt und ihr Mann zurzeit im Krankenhaus befindet. „Ich bin froh, dass morgen die Busse wieder fahren. Es war schon alles sehr umständlich auch zu meinem Mann in die Klinik zu kommen.“
Die einzigen die auch am Mittwoch wieder erfreut über den Warnstreik waren, sind die Taxifahrer, die eine Tour nach der anderen hatten.
Gleiches Bild wie auch schon gestern, volle Straßen, und leere Bushaltestellen. Geduld war auch am Morgen wieder gefragt wer in die Innenstadt wollte. Teilweise hat die Fahrt aus Taunusstein nach Wiesbaden über eine Stunde gedauert, beklagt sich Sven Bernhardt. „Normal brauche ich um 7:00 Uhr 20 bis maximal 25 Minuten.“
Bei dem strahlenden Wetter sind einige die sonst mit dem Bus fahren aufs Fahrrad umgestiegen. In der Stadt hat man mehr Räder gesehen als an einem normalen Werktag.
Ein paar Berufstätige, Studenten und Schüler konnten vereinzelt auf Linienbusse aus Mainz ausweichen, die im Wiesbadener Stadtgebiet unterwegs waren. Auch die Verbindungen aus dem Rheingau-Taunus und dem Main-Taunus-Kreis fuhren teilweise in die Wiesbadener City.
In den meisten städtischen Kitas lief der Betrieb am Mittwoch weitgehend dagegen wieder normal. Gearbeitet wird auch wieder bei der ELW und in der Fasanerie, die am Dienstag ebenfalls die Arbeit niedergelegt hatten.
Mit Trillerpfeifen, Rasseln, blauen Fahnen der Nahverkehrsgewerkschaft (NahVG) und Transparenten auf denen stand „Leistung kostet!“ demonstrierten am Mittwochvormittag etliche Wibus-Fahrer auf dem Luisenplatz, um ihren Forderungen für mehr Gehalt Nachdruck zu verleihen. Sie möchten 100 Euro mehr Sockelbetrag sowie eine lineare Erhöhung der Entgelte um 3,5 Prozent. Außerdem eine Nahverkehrszulage von 70 Euro pro Monat sowie die Tarifierung der ergänzenden Sonderzahlung in Höhe von 1.000 Euro.
Die WiBus-Mitarbeiter wollen sich nicht abspeisen lassen und finden die „Zweiklassengesellschaft“ die unter den Wiesbadener Busfahrern herrscht, als nicht hinnehmbar.
In Wiesbaden ist der zweitägige Warnstreik erst einmal vorbei. Ab Donnerstag läuft alles wie gehabt. Das kann sich aber ändern, wenn die dritte Verhandlungsrunde im öffentlichen Dienst am kommenden Montag, 31. März, zu keinem Ergebnis führt.
Ver.di und der dbb-Beamtenbund fordern für die 2,1 Millionen Angestellten von Bund und Kommunen in Deutschland eine Erhöhung aller Gehälter um einen Sockelbetrag von 100 Euro plus 3,5 Prozent mehr Geld sowie ein Mindesturlaubsanspruch von 30 Tagen.
Nach wie vor heftig umstritten ist der Sockelbetrag. Die Arbeitgeber diskutieren über eine "soziale Komponente". Ein konkretes Angebot liegt aber noch nicht vor. Sollte es kein Ergebnis geben, dann droht die Gewerkschaft mit einer neuen Streikwelle die höchst wahrscheinlich auch wieder Wiesbaden treffen wird und dann eventuell sogar über mehrere Tage.