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Samstagmittag, 13:00 Uhr am Wiesbadener Hauptbahnhof. Gut 100 Personen in gelben Westen ziehen vom Hauptbahnhof unter starkem Polizeiaufgebot in Richtung Wiesbadener Innenstadt. Für die Veranstaltung gab es im Vorfeld keinen öffentlichen Aufruf oder nähere Informationen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer scheinen nicht überwiegend aus Wiesbaden zu kommen.
Bereits wenige Minuten später trifft der Protestzug auf etwa 50, zum Teil vermummte, Gegendemonstranten, die Teile der Bahnhofstraße blockierten, um den Demonstrationszug aufzuhalten. Den Polizeikräften gelingt es, beide Gruppen zu trennen und zu gewährleisten, dass der angemeldete Gelbwesten-Demonstrationszug seinen Weg fortsetzen kann.
Im weiteren Verlauf konnten die Einsatzkräfte im Bereich Bahnhofstraße Ecke Rheinstraße ein erneutes Aufeinandertreffen beider Gruppen verhindern. Dabei kam es zu einem Gerangel zwischen den Einsatzkräften und den Gegendemonstranten. Ein Mann aus der Gruppe der Gegendemonstranten versuchte dabei, einem Polizeibeamten den Schlagstock aus der Halterung seines Gürtels zu entreißen. Im allgemeinen Getümmel gelang es den Beamten nicht, diese Person festzuhalten.
Im Anschluss änderte der Protestzug auf Anordnung der Polizei seine geplante Route und versammelte sich zur Abschlusskundgebung nicht auf dem Wiesbadener Schlossplatz, sondern am Ende der Langgasse. Dort wurden die Gelbwesten bereits von Gegendemonstranten erwartet, die hinter der Polizeiabsperrung die Kundgebung beobachteten und mit lauten Zwischenrufen wie „Nazis raus“ versuchten, die Redner der Gelbwesten zu stören.
Indess protestierten die Sprecherinnen und Sprecher gegen soziale Ungerechtigkeiten wie: zu geringe Löhne, zu geringe Gehälter und zu geringe Renten, zu hohe Mieten, zu hohe Steuern und grundlose Dieselfahrverbote wegen falscher Einschätzung der Feinstaubwerte. Großes Thema war auch die Selbstbedienungsversorgung der Politiker mit übersteigerten Bezügen. Sie forderten, dass Deutsche bei der Vergabe von Sozialleistungen vorrangig behandelt werden sollen: „Deutsche zuerst“ und die Umverteilung des Vermögens von Reich nach Arm (zumindest mit dieser Forderung gehen sie mit ihren Gegnern konform), dazu wurden Deutschlandfahnen geschwenkt.
Der Protestmarsch der Gelbwesten wurde - zusätzlich zu den Polizeikräften - von eigenen Ordnern begleitet, die durch Armbinden mit der Aufschrift „Ordner“ zu erkennen waren. Mehrere Personen aus den Reihen der Gelbwesten filmten und fotografierten die Veranstaltung aus allen Perspektiven. Die „Gegner“ in der Langgasse filmten und fotografierten zurück. Unter den Demonstranten der Gelbwesten befanden sich mehrere Personen, die der rechtsextremen Szene zuzurechnen sind, wie zum Beispiel Henryk Stöckl. Mit dabei auch Yvonne Csokova, die in einem Gespräch betonte, dass sie aus einem ursozialdemokratischen Elternhaus stamme. Angeblich hat sie sich um eine Aufnahme in die Wiesbadner AfD bemüht, die ihr jedoch verweigert wurde.
Die Organisatorin der Gelbwestendemo, die aus Angst vor Angriffen aus der linken Szene nicht namentlich genannt werden will, sieht darin kein Problem. So schreibt sie in den sozialen Netzwerken: ()„Auch kann man sich bei einer öffentlichen Veranstaltung seine Teilnehmer nicht aussuchen und unliebsame (wer auch immer das in dem Fall sein mag) aussuchen, solange während der Veranstaltung von ihnen keine Straftat begangen wird. ()“. Nach acht Stunden online hatte der Post der Organisatorin bereits knapp 180 Kommentare und wurde dann entfernt.
Warum ein bekanntes Mitglied der Identitären Bewegung während der Kundgebung zusammen mit anderen das größte Banner hielt und damit eindeutig nicht als Zuschauer oder Mitläufer bezeichnet werden kann, bleibt damit jedoch unbeantwortet.
Wenn die Wiesbadener Gelbwestenbewegung, wie sie selbst formulieren, überparteiliche Forderungen stellt, ergeben sich viele Fragen:
Zum Schluss ihrer Rede gab die Organisatorin den Anwesenden noch den Ratschlag, die Westen auf dem Heimweg auszuziehen, da sie Attacken der Gegner befürchte.
Aus polizeilicher Sicht gab es keine weiteren Vorkommnisse. Gegen 15:15 Uhr löste sich die Demonstration problemlos auf.
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Fotos: Petra Schumann