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Das neue Museum Reinhard Ernst (mre) in der hessischen Landeshauptstadt öffnet am Sonntag, 23. Juni, feierlich seine Türen. Von 10:15 Uhr bis 19:00 Uhr können Besucher das mre erkunden.
Der Eintritt ist am Tag der Eröffnung frei, jedoch müssen Zeitfenster für den Besuch reserviert werden. Kostenlose Zeitkarten für die Eröffnung sind jetzt im Online-Museumsshop verfügbar. Für Kunst- und Architekturbegeisterte, die das Museum zu einem späteren Zeitpunkt besuchen möchten, stehen ebenfalls Online-Tickets zur Verfügung.
Hinter den strahlend weißen Granitmauern des mre laufen die Vorbereitungen für die bevorstehende Eröffnung auf Hochtouren. Während das Gebäude die letzten Feinarbeiten erfährt, sind Kuratorin Lea Schäfer und Restaurateurin Nelly Paletta mit ihrem Team von Kunstexperten damit beschäftigt, die erste Sammlungspräsentation zu inszenieren. Unter dem Titel "Farbe ist alles!" werden etwa 60 Werke aus der umfangreichen Sammlung Reinhard Ernst präsentiert, die insgesamt über 960 Stücke umfasst.
Die Ausstellung präsentiert zahlreiche Kunstwerke mit beeindruckenden Dimensionen, die das Hängeteam vor logistische Herausforderungen stellen. Ein besonders imposantes Exemplar ist "Formation Stream" (1971) von Toshimitsu Imai, das sich über etwa 20 Meter in der Breite erstreckt. Diese 18-teilige Komposition wurde ursprünglich für ein Restaurant in Tokyo geschaffen und verspricht auch in Wiesbaden ein eindrucksvolles Raumerlebnis.
Kurz bevor die Nachricht von Frank Stellas Tod am Wochenende um die Welt ging, wurde im Museum Reinhard Ernst ein Raum mit drei Reliefs aus der Werkreihe Moby Dick eingerichtet. Frank Stella gehört seit vielen Jahren zu den Lieblingskünstlern von Reinhard Ernst. Insgesamt sind fünf Reliefs und weitere Gemälde in seinem Besitz.
Von 1986 bis 1997 arbeitete er an der Serie, die insgesamt 266 großformatige Skulpturen und Metallreliefs, eine Wandmalerei, Collagen und Druckgraphiken umfasst. Nach den 135 Kapiteln des Romans ist je ein Werk benannt.
Die Beschäftigung mit Moby Dick warf für den Künstler die Frage auf, „ob die Abstraktion geeigneter sei, dem Roman einen bildnerischen Ausdruck zu liefern, als jede noch so geschickte Illustration“. Damit formuliert Stella das Leitmotiv der Eröffnungsausstellung, die in jedem Saal die Möglichkeiten der Abstraktion in Sachen Gestaltung, Material und Technik neu auslotet.
„Es ist ein erhebender Moment, die Werke aus meiner Sammlung nun an den Wänden unseres Museums zu sehen. Das Ziel, auf das wir – einschließlich der Planung – fast acht Jahre intensiv hingearbeitet haben, rückt nun in greifbare Nähe. Es macht mich sehr glücklich zu wissen, dass diese Kunstwerke bald einem großen Publikum zugänglich sind“, sagte Museumsgründer Reinhard Ernst.
Heute, am Montag, 6. Mai 2024, wurde das Gemälde "Argonaut" (1983) von Friedel Dzubas (1915-1994) für die Ausstellung vorbereitet. Es wurde behutsam auf dem Boden des Ausstellungssaals ausgebreitet und anschließend fachgerecht gerahmt.
Dr. Oliver Kornhoff: „Dzubas betitelt das Werk Argonaut nach den mythischen Seefahrern der griechischen Antike. Damit verweist er auf seine persönliche Emigrationsgeschichte, da er als Deutscher mit jüdischem Vater in die USA fliehen musste. Er schenkt uns aber auch ein hinreißendes Farbenmeer, in dem wir uns verlieren können. Ob Sie es glauben oder nicht: Wir haben das Gemälde bislang selbst erst einmal richtig gesehen. Es misst mehr als sieben Meter in der Breite und ist damit zu groß sogar für unser Kunstlager. Daher ruhte das Gemälde in seiner Kiste, bis zu diesem besonderen Tag, an dem wir endlich ein entrolltes, aufgespanntes und gerahmtes Wiedersehen feiern können“, so Oliver Kornhoff.
Im Alter von 24 Jahren floh Dzubas kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs aus Berlin in die USA. Heute wird er als herausragendes Beispiel für die Verschmelzung deutscher Maltradition mit einem Sinn für großformatige Werke betrachtet, wobei er eine Vorliebe für amerikanische Materialien zeigt. Im Jahr 1948 traf Dzubas Clement Greenberg, was ihm Zugang zu prominenten Künstlern wie Willem de Kooning, Jackson Pollock, Adolph Gottlieb, Barnett Newman, Franz Kline und später auch Helen Frankenthaler verschaffte. Mit Frankenthaler teilte er sich von Oktober 1952 bis November 1953 ein Atelier in der 23rd Street in New York City.
Ab 1966 setzte Dzubas wie viele Künstler seiner Zeit auf Magna, eine schnell trocknende, lösemittellösliche Acrylharzfarbe aus den USA, die ihre Farbintensität bewahrt. Sein künstlerischer Weg führte ihn von klassischen Landschaften zu großen Leinwänden, auf denen er reine Farbformationen ohne erzählerischen Kontext arrangierte.
Das großformatige Gemälde bietet ein weitläufiges Panorama, dessen Farbverteilung an die Werke seines bedeutenden Vorbilds, des italienischen Barockmalers Giovanni Battista Tiepolo, erinnert. Dzubas selbst kommentierte: „Im großen Format zu arbeiten ermöglicht es einem, sich leichter zu verlieren, und ich möchte mich verlieren.“ (Zitiert nach Barbara Rose: „Friedel Dzubas: Romantic Abstractionist,“ in: Reconsidering Friedel Dzubas, Ausstellungskatalog, Eaton Fine Art, Inc., West Palm Beach, 2009)
(1915 Berlin-1994 Auburndale, Florida, USA) 1936-39 Studium der Malerei an der Preußischen Akademie der Künste in Berlin und an der Kunstakademie Düsseldorf bei Paul Klee.
1939 Emigration nach Chicago, dort Tätigkeit als Illustrator. 1945 Umzug nach New York. Trifft auf Clement Greenberg, der den Kontakt u.a. zu Jackson Pollock herstellt.
1948 Mitglied der Künstlergruppe Eighth Street Club. 1952 gemeinsames Atelier mit Helen Frankenthaler, erste Einzelausstellung in der Tibor de Nagy Gallery, New York.
1964 Teilnahme an der von Clement Greenberg veranstalteten Ausstellung Post-Painterly Abstraction im Los Angeles County Museum of Art. Zahlreiche Lehraufträge, u. a. an der University of Pennsylvania, Philadelphia (1968/69) und der Schule des Museum of Fine Arts, Boston (1976-83).
Zur Eröffnung erscheint die Publikation Magazin – Die Sammlung Reinhard Ernst No. 1 (118 Seiten, 97 Abbildungen, 29,7 x 23 cm, Fadenheftung, ISBN 978-3-910941-00-7).
Ebenfalls zur Eröffnung erscheint der Interviewband Die Kunst gehört allen. Museumsgründer Reinhard Ernst im Gespräch mit Peter Lückemeier und Stefan Schröder (Waldemar Kramer Verlag, 160 Seiten, 60 Abbildungen in Farbe, kartoniert, ISBN 978-3-7374-0501-0).
Bereits jetzt lieferbar ist der Bildband Faszination Farbe. Abstrakte Malerei – Die Sammlung Reinhard Ernst (Hirmer Verlag, 384 Seiten, 330 Abbildungen in Farbe, 28,6 x 30,7 cm, gebunden, vierfarbig bedruckter Leineneinband, ISBN: 978-3-7774-3233-5). Die Publikationen werden im Museumsshop erhältlich sein.
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Öffnungszeiten ab Dienstag, 25. Juni 2024
Dienstag bis Sonntag 12:00 bis 18:00 Uhr
Mittwoch 12:00 bis 21:00 Uhr
Montags geschlossen
Vormittags ist der Museumsbesuch ausschließlich Schulklassen vorbehalten. Der Eintritt ins Museumsfoyer ist für alle Besucher:innen frei.
Tickets können ab 6. Mai 2024 im Onlineshop vorbestellt werden.
Eintrittspreise:
Erwachsene 14 €
Ermäßigt 12 €
Jugendliche bis 18 Jahre erhalten freien Eintritt.
An jedem letzten Dienstag ist der Eintritt im Museum Reinhard Ernst von 15-18 Uhr kostenfrei.
Öffnungszeiten Restaurant rue 1 by gollner’s (ab Dienstag, 25. Juni 2024)
Dienstag bis Samstag 10:00 bis 00:00 Uhr
Sonntag 10:00 bis 18:00 Uhr
Montag Ruhetag
Foto: Anika Dekubanowski