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Die Razzia am Freitagnacht in der Kasteller Diskothek war von langer Hand vorbereitet. Mehr als 100 Polizisten, zum Teil mit Spürhunden, die Stadtpolizei, der Zoll, Feuerwehr und Rettungswagen sammelten sich gegen 23:50 Uhr am Rande des Gewerbegebiets Petersweg, um gemeinsam in Richtung EuroPalace vorzurücken.
Zu Fuß marschierte ein Großteil der Polizei Richtung Eingangstür, um gegen 0:30 Uhr das Gebäude zu stürmen. Ein junger Gast, der gerade die Eingangstür passieren wollte, fand sich plötzlich in einer Traube von Einsatzkräften wieder.
Wie ein weiterer Besucher, der sich zurzeit des Einsatzes im Tanzlokal befand, berichtete, ging unvermittelt die Musik in allen Räumen aus und gleichzeitig das Licht an. Kurz danach teilte die Polizei über die Lautsprecher mit, dass alle Ausgänge abgeriegelt seien und alle Gäste nur nach einer Kontrolle der Personalien das Gebäude verlassen dürfen.
„Im Tanzlokal waren sie nicht ganz so streng, wir kamen als erstes an die Reihe und konnten zügig nach draußen“, erzählte der Endfünfziger. „Ich lasse mir den Abend nicht verderben, dann fahre ich jetzt eben nach Mainz“, sagte er.
Gegen 1:15 Uhr kamen drei Einsatzfahrzeuge der Military Police auf das Gelände. Sie kümmerten sich um die wenigen amerikanischen Gäste im Laden. Durch die geöffnete Eingangstür konnte man beobachten, dass Angestellte an der Garderobe einer Leibesvisitation unterzogen wurden.
Währenddessen kamen die Spürhunde zum Einsatz, laut bellend wurden sie immer wieder in das Gebäude geführt. Weniger später fuhr der Gefängniswagen vor, der bereits gegen 1:40 Uhr mit den ersten Personen besetzt wurde. Es schien zu Verhaftungen gekommen zu sein.
Auch die Rettungswagen kamen zum Einsatz. Eine Person wurde im Tragestuhl aus dem EuroPalace gebracht und versorgt.
Währenddessen wurden im Laden zwei Sammelstellen für die verbliebenen circa 350 Gäste eingerichtet. Von dort aus schickte man sie einzeln zu ebenfalls installierten Kontrollstellen, an denen die Beamten mit mobilen Erfassungsgeräten zur Überprüfung der Personalien ausgerüstet waren. Auch Drogenschnelltests konnten vor Ort durchgeführt werden.
Wie ein weiterer Gast berichtete, wurde das Personal und die Betreiber von den übrigen Gästen getrennt und in separaten Räumen befragt.
Besonders unglücklich lief es für ein Pärchen aus Karlsruhe. Die beiden wollten den Auftritt eines befreundeten DJs begleiten und hatten sich extra ein Hotelzimmer angemietet, um ordentlich abzufeiern. Für den Mann endete der Abend abrupt auf der Toilette die er gerade besuchte, als die Polizei das Gebäude stürmte. Nach der Kontrolle wurde er direkt vor die Tür geführt. Pech, dass seine Freundin derweil noch drinnen festgehalten wurde. Da hieß es für ihn leider „warten".
Wenig besser ging es einer Gruppe junger Männer, die einen Geburtstag im Europalace feiern wollten. Sie amüsierten sich dann vor der Tür, in dem sie die Vorgänge lauthals kommentierten.
Auch eine Gruppe mit vier jungen Frauen hatte Pech. Sie waren zuerst in einer Musikkneipe in der Wiesbadener City auf der Suche nach guter Partymusik unterwegs. Nachdem sie dort enttäusht wurden, beschlossen sie - mangels Auswahl - im EuroPalace ihr Glück zu versuchen. Zwischen vier und zehn Jahre, waren sie dort micht zum Feiern unterwegs und auch diesmal sollte es ein sehr kurzes Vergnügen, den gleich nach ihrer Ankunft war der Spaß auch schon vorbei. "Ich finde s trotzdem gut, denn nur mit solchen Maßnahmen kann man erreichen, dass solche Locations sicher werden", sagte eine Frau aus der Gruppe und auch die drei anderen zeigten sich nicht weiter enttäuscht.
Gästen, die versuchten den Einsatz zu filmen, wurden die Handys abgenommen. Wer nach der Kontrolle die Diskothek verlassen durfte, erhielt nach dem Bezahlen seiner Rechnung einen Gutschein über vier Mal freien Eintritt. Ein kleines Trostpflaster für den verdorbenen Abend.
Die Polizisten stellten 13 Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz und einen Verstoß gegen das Waffengesetz fest. Bei der Einzelüberprüfung der Personen fanden die Einsatzkräfte bei drei kontrollierten Personen geringe Mengen Betäubungsmittel, diese wurden sichergestellt. Ein Gast führte mehrere Päckchen Betäubungsmittel mit sich, so dass der Verdacht des Drogenhandels besteht.
Darüber hinaus wurden in der Diskothek noch dreimal Betäubungsmittel aufgefunden, welche keinem Besitzer zugeordnet werden konnten. Ein Mann widersetzte sich während der Kontrollaktion den polizeilichen Maßnahmen und leistete Widerstand. Er wurde daraufhin festgenommen und muss sich nun in einem Strafverfahren verantworten. Gegen zwei kontrollierte Personen lagen Haftbefehle vor, welche vollstreckt wurden.
Die Zufahrt zum EuroPalace wurde während der gesamten Einsatzzeit von der Polizei abgeriegelt.
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Fotos: Daniel Becker