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Bei trockenem Sonntagswetter konnte Dr. Hans-Dieter Herrmann, Ehren-Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Apotheker Hessen – Nassau, am Sonntag fast tausend Besucher zum traditionellen, 26. Apothekergarten-Fest im Apothekergarten Wiesbaden begrüßen. „Der Apothekergarten ist ein Gemeinschaftswerk der Apotheker unserer Region sowie der Stadt Wiesbaden. Deshalb freut es mich besonders, dass auch der Oberbürgermeister unserer Landeshauptstadt, Dr. Helmut Müller, heute zu uns gekommen ist“, sagte Herrmann. Auch der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Dr. Ralf-Norbert Bartelt und die stellvertretende Stadtverordnetenvorsteherin Katharina Queck – selbst Apothekerin – zählten zu den Gästen.
„Pflanzliche Arzneimittel haben für die Menschen in unserem Land eine immer größere Bedeutung. Die Zahl der Nutzer wie Befürwortern dieser Medikamente hat sich in den letzten Jahren fast verdoppelt“, erklärte Dr. Detlef Weidemann, Vorsitzender des Bezirkes Wiesbaden des Hessischen Apothekerverbandes, und einer der Gastgeber, bei seiner Führung durch den Garten. „Mehr als 1,6 Milliarden Euro wurden damit hierzulande im letzten Jahr umgesetzt, mit weiter zweistelligen Wachstumsraten. Deutschland ist der mit Abstand wichtigste Markt für Arzneipflanzen in der EU.“
Angefangen hat der Arzneipflanzen-Anbau in den Klostergärten des Mittelalters. „Unser Apothekergarten in Wiesbaden zeigt diese Anfänge genauso wie die Weiterentwicklung bis heute. Er ist sicher einer der schönsten Anlagen seiner Art in ganz Deutschland“, so Dr. Herrmann.
Dennoch kommen nur einige der in Deutschland verwendeten Arzneipflanzen aus heimischem Anbau. Über 80 Prozent werden nach wie vor importiert und stammen überwiegend aus Wildsammlungen – meist vom Balkan oder aus Fernost. Eine Ursache sind sicher die günstigeren Preise für die Importware. Das bedeutet aber oft Raubbau oder aber Verunreinigungen durch Pflanzenschutzmittel, Bakterien und Pilze oder Schwermetalle. Liefermengen, die dann eigentlich weggeworfen werden müssen. „Darin unterscheidet sich dann auch die sichere Qualität in Apotheken von der Billigware aus anderen Quellen“, so Dr. Weidemann weiter.
Seit kurzem gibt es nun ein Förderprogramm der Bundesregierung zum umweltschonenden Arzneipflanzen-Anbau in Deutschland. Da modellhaft Kamille, Melisse (und Baldrian) im Vordergrund stehen, trägt es den Namen "KAMEL". Mit 4,5 Millionen Euro soll in vielen Projekten von der Züchtung, dem Anbau, der Arzneiherstellung bis zum Verbraucher die Umweltverträglichkeit weiter verbessert, vor allem aber die qualitative wie quantitative Ausweitung des Arzneipflanzenanbaus hierzulande erreicht werden. Ziel unter anderem ist die Verdoppelung der hiesigen Anbaufläche bis zum Jahr 2020.
„Das ist eine Win-Win-Win-Situation, weil dadurch Landwirte wie die Umwelt profitieren, die Hersteller verlässlichere Bezugsmöglichkeiten erhalten und die Verbraucher umweltgerecht produzierte Arzneimittel aus Pflanzen“, erklärte Dr. Ernst Binde, der wissenschaftliche Betreuer des Apothekergartens.
„Unser Hessen ist ein Schwerpunkt des Arzneipflanzenanbaus in Deutschland, zusammen mit den Nachbarn in Thüringen, Bayern und Niedersachsen. Die wichtigsten hier angebauten Arzneipflanzen sind die Kamille, mit Abstand gefolgt von Lein und danach Mariendistel, Pfefferminze, Sanddorn, Fenchel, Johanniskraut und Fingerhut.“
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